Kathedrale
mich, Sie so sprechen zu hören, Colonel. Insbesondere, da Sie für den Einfluss bekannt sind, den Sie auf säkularer und klerikaler Ebene auf die Führer Ihrer Welt ausüben können.«
»Sie irren sich, Macet.« Abermals schüttelte sie den Kopf. »Sie wissen genau, was es für eine Bajoranerin bedeutet, als Befleckt zu gelten. Selbst die säkularen Autoritäten haben wenig Verwendung für jemanden, der der Glaubensgemeinschaft verwiesen wurde.«
Macets Lächeln schien ermutigend gemeint zu sein. »Ah, der Glaube. Daran mangelt es Ihnen nicht, Colonel – Sie besitzen ihn in Mengen, die nur von Ihrer Demut übertroffen werden. Ihr privater Glaube vermag ganze Welten zu bewegen.«
Kira konnte sich eines bitteren Lächelns nicht erwehren. »Welten sind eine Sache, Minister eine ganz andere.« Insbesondere Shakaar , dachte sie. Macets deprimiertes Gesicht ließ sie fortfahren. »Hören Sie, ich weiß, wie sehr Sie einen Schlussstrich unter die ganze Bajor-Cardassia-Angelegenheit ziehen wollen – und zwar bevor die Föderation die hiesige Diplomatie übernimmt. Ich empfinde genauso.«
»Es ist der einzige Weg zu ehrlicher Verständigung«, sagte Macet nachdenklich, auch wenn seine Züge einen nahezu bedrohlichen Ausdruck annahmen, »und zu dauerhaftem Frieden.«
Kira bemühte sich, die Bilder von gewaltbereiten, paranoiden zukünftigen Cardassianer-Generationen , die wiederkehrten, um Bajor erneut zu quälen, aus ihrem Geist zu vertreiben. Sie nickte. »Ganz meine Meinung, Macet. Doch der Premierminister und die Ministerin scheinen dieser Angelegenheit nicht die gleiche Dringlichkeit beizumessen wie wir. Sie haben kein Problem damit, ein paar Monate auszusitzen.«
Macet schaute die Promenade hinab und in die sternendurchzogene Schwärze jenseits der Fenster in der oberen Etage hinaus. Sein Gesichtsausdruck war deprimiert, und es lag Schmerz in seinen Augen. »Ich muss Ihnen nicht sagen, wie verzweifelt die Lage daheim auf Cardassia Prime ist. Wie viele Kinder die grauenvollen letzten Kriegsstunden überstanden, nur um jetzt einer der grassierenden Seuchen zum Opfer zu fallen.«
Beim Gedanken an Cardassias darbenden Nachwuchs kam Kira die verstorbene Tora Ziyal wieder in den Sinn, deren künstlerischen Nachlass Botschafterin Lang Bajor zum Geschenk gemacht hatte. Die Friedensgeste war dank Shakaar und seinem Werkzeug Asarem jedoch wirkungslos verpufft, und das schmerzte Kira besonders. Ziyals Gemälde und Zeichnungen, Werke von exquisiter Schönheit und starker Ausdruckskraft, waren in Elim Garaks altem Schneiderladen ausgestellt worden, bis ein gesichtsloser Cardassianer-Hasser viele von ihnen vernichtete.
Macet fuhr fort. »Ironisch, nicht wahr? Soweit ich zurückdenken kann, hielten wir Cardassianer uns für weiter entwickelt als das Volk Bajors. Wir glaubten, Ihnen intellektuell, kulturell, politisch, einfach auf jede erdenkliche Weise überlegen zu sein. Nach allem, was geschah – nach dem großen Opfer, das der Dominion-Krieg Cardassia für seine Sünden abverlangte –, rächt sich Bajor nicht durch Krieg an uns, sondern durch politisches Ränkespiel. Ihre Minister halten Ihr Volk nicht nur davon ab, einen wahren und dauerhaften Frieden zu erreichen. Sie bestätigen vielleicht sogar einige der ältesten und hässlichsten Vorurteile der Cardassianer. Guten Tag, Colonel.«
Bevor Kira etwas erwidern konnte, verschwand Macet im Treiben auf der Promenade. Und er hat recht , dachte sie. Mit großer Trauer in der Seele setzte sie ihren Weg zur Ops fort. Wenn schon professionelle Diplomaten keinen Konsens finden, welche Hoffnung besteht dann noch für den Rest von uns?
Sie näherte sich gerade dem Turbolift, als sich ihr zwei Bajoraner näherten – eine alte Frau und ein jüngerer Mann. Sie trugen Kapuzen, allerdings nicht im Stil der Geistlichen und Gläubigen ihres Volkes. Kira wappnete sich. Seit sie Ohalus Prophezeiungen ins zivile bajoranische Komm-Netz hochgeladen hatte, waren ihre Begegnungen mit den meisten Bajoranern eher frostiger Natur gewesen – dank der Befleckung, mit der sie Vedek Yevir Linjarin gestraft hatte.
»Colonel Kira«, sagte der Mann. »Dürfen wir Sie um einen Moment Ihrer Zeit bitten?«
»Ich bin bereits spät dran und muss zu einem Termin«, erwiderte sie und dachte voller Grauen an den Berg an Arbeit, der sie erwarten mochte. »Vielleicht kann Ihnen einer meiner Offiziere weiterhelfen.«
»Es dauert nur einen Augenblick«, sagte die Frau. Dann strich sie ihre Kapuze zurück,
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