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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Mireille auf der Terrasse hier im frischen Tau des Morgens an sich pressen, sich mit ihr vereinigen, sie auf den Boden werfen, ihr in die Lippen beißen und in ihren Körper dringen, um seinen Schmerz in dem dunklen, unergründlichen Brunnen ihres Wesens mit ihr zu teilen. Als diese Gedanken in ihm aufstiegen, spürte Mireille seine Anwesenheit, drehte sich um und sah ihn an. Sie wurde rot. Er versuchte, seine Verlegenheit zu überspielen.
„Mireille“, sagte er, zog schnell seinen Morgenmantel aus und trat auf die Terrasse, um ihn ihr über die Schultern zu legen. „Sie erkälten sich. In dieser Jahreszeit ist es nachts sehr feucht.“ Seine Worte klangen auch für ihn albern. Aber schlimmer, als seine Finger ihre Schultern streiften, während er ihr den Morgenmantel überlegte, traf ihn ein Schlag, wie er es noch nie erlebt hatte. Er mußte sich beherrschen, um nicht zusammenzufahren. Mireille sah ihn mit ihren unergründlichen grünen Augen an. Er bückte schnell zur Seite. Sie durfte nicht ahnen, was er dachte. Es war unmöglich. Er versuchte fieberhaft, an etwas zu denken, das die Gefühle verdrängen würde, die ihn so plötzlich und so heftig überfluteten.
„Maurice“, sagte sie, hob die Hand und strich ihm eine Locke aus der Stirn. „Ich möchte jetzt über Valentine sprechen. Darf ich von Valentine sprechen?“ Der sanfte morgendliche Wind wehte ihre roten Haare an seine Brust. Er spürte sie durch das dünne Nachthemd wie sengende Flammen. Er stand so dicht vor ihr, daß ihm der süße Duft ihrer Haut in die Nase stieg. Er schloß die Augen und kämpfte um Selbstbeherrschung. Er wagte nicht, sie anzublicken, denn er fürchtete sich vor dem, was er sehen mochte. Die Qual in seinem Innern überwältigte ihn. Wie konnte er ein solches Ungeheuer sein?
Er zwang sich, die Augen zu öffnen und sie anzusehen. Er zwang sich zu einem Lächeln, obwohl seine Lippen sich zuckend verzerrten.
„Du nennst mich Maurice“, sagte er, „nicht ‘Onkel Maurice’.“ Sie war unglaublich schön. Die Lippen öffneten sich halb wie dunkle Rosenblätter... Er zwang seine Gedanken in eine andere Richtung. Valentine. Sie wollte über Valentine sprechen. Behutsam, aber entschlossen legte er ihr die Hände auf die Schultern. Er spürte ihre Haut durch die Seide seines Morgenmantels. Er sah die klopfende blaue Ader an dem langen weißen Hals. Und etwas tiefer sah er den Schatten zwischen ihren jungen Brüsten ...
„Valentine hat dich sehr, sehr geliebt“, sagte Mireille mit erstickter Stimme. „Ich kannte ihre Gedanken und Gefühle. Ich weiß, sie wollte das mit dir erleben, was Männer mit Frauen tun. Weißt du, wovon ich spreche?“ Sie sah ihn wieder an. Ihre Lippen waren ihm so nahe, ihr Körper so... Er glaubte, nicht richtig gehört zu haben.
„Ich - ich weiß nicht -, ich meine, natürlich weiß ich ...“, stammelte er und sah sie entgeistert an. „Aber ich hätte nie gedacht...“ Er verwünschte sich, weil er ein solcher Narr war. Was um alles in der Welt hatte sie gesagt?
„Mireille“, erklärte er energisch und hoffte, es werde gütig und väterlich klingen. Schließlich war dieses Mädchen, das vor ihm stand, so jung, daß es seine Tochter hätte sein können. Sie war fast noch ein Kind. „Mireille“, wiederholte er und suchte nach einer Möglichkeit, das Gespräch wieder in sichere Bahnen zu lenken.
Aber sie hob die Hände zu seinem Gesicht, und ihre Finger glitten durch seine Haare. Sie zog seinen Mund auf ihre Lippen. Mein Gott, dachte er, ich muß verrückt geworden sein. Das darf nicht geschehen.
„Mireille“, sagte er noch einmal, und seine Lippen streiften ihre Lippen, „ich kann nicht... wir können nicht...“ Er spürte, wie die Schutzwälle in ihm brachen, als er seine Lippen auf ihren Mund preßte, und die Glut in seinen Lenden pochte. Nein! Er durfte nicht. Das nicht. Nicht jetzt...
„Vergiß nicht“, flüsterte Mireille an seiner Brust, als sie ihn durch das dünne Seidenhemd berührte, „ich habe sie auch geliebt.“ Er stöhnte und zog den Morgenmantel von ihren Schultern, als er das Gesicht in ihrem warmen Körper vergrub.
    Maurice Talleyrand hatte mit vielen Frauen geschlafen - es waren so viele, daß er sie nicht mehr zählen konnte. Aber als er in dem weichen, zerwühlten Bett lag und Mireilles lange Beine sich um seine schlangen, konnte er sich an keine einzige dieser Frauen erinnern. Er wußte, was er empfunden hatte, würde sich nie wiederholen. Es war eine Ekstase gewesen,

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