Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
Vom Netzwerk:
wie sie nur wenige Menschen erlebten. Aber jetzt empfand er nur noch Schmerz und Schuld.
    Schuld - denn nachdem sie in einer Umarmung von nie gekannter Leidenschaft zusammen auf das Bett gesunken waren, hatte er „Valentine“ gestöhnt und im selben Augenblick den Höhepunkt erreicht. Und Mireille hatte geflüstert: „Ja.“
    Er sah sie an. Mireille blickte mit ihren unbeschreiblich geheimnisvollen grünen Augen zu ihm auf. Dann lächelte sie.
„Ich wußte nicht, wie es sein würde“, sagte sie.
„Und hat es dir gefallen?“ fragte er und fuhr ihr sanft mit einer Hand durch die Haare.
„Ja, es hat mir gefallen“, sagte sie noch immer lächelnd. Dann begriff sie, was ihn bekümmerte.
„Tut mir leid“, flüsterte er, „ich wollte das nicht. Aber du bist so unbeschreiblich schön, und ich begehrte dich so sehr.“ Er küßte ihre langen Haare und dann ihre Lippen.
„Es soll dir nicht leid tun“, erwiderte Mireille, richtete sich auf und sah ihn ernst an. „Es gab mir in diesem Augenblick das Gefühl, sie sei noch am Leben und alles sei nur ein Alptraum gewesen. Wenn Valentine noch leben würde, dann hätte sie mit dir geschlafen. Es sollte dir also nicht leid tun, daß du ihren Namen gerufen hast.“ Mireille hatte seine Gedanken gelesen. Er begegnete ihrem Blick und lächelte.
„Mireille, du mußt etwas für mich tun“, begann er nach einer Weile. „Ich weiß, es ist qualvoll für dich, aber du mußt mir von Valentine erzählen. Du mußt mir alles erzählen. Wir müssen deinen Onkel benachrichtigen. In der Nacht hast du im Schlaf davon gesprochen, du wolltest in das Gefängnis L'Abbaye gehen —
„Du kannst meinem Onkel nicht sagen, wo ich bin“, unterbrach ihn Mireille und wandte sich abrupt ab.
„Wir müssen Valentine doch wenigstens richtig begraben“, erwiderte er.
„Ich weiß nicht einmal“, sagte Mireille erstickt, „ob wir ihren Leichnam finden. Nur wenn du schwörst, mir zu helfen, werde ich dir erzählen, wie Valentine gestorben ist - und warum.“
Talleyrand sah sie irritiert an. „Was meinst du mit warum’?“ fragte er. „Ich nehme an, ihr seid in die Unruhen am Abbaye geraten. Sicher weil-“
„Sie ist“, sagte Mireille langsam, „deshalb gestorben.“ Sie verließ das Bett und lief durch das Zimmer zu ihrem kleinen Koffer, den Courtiade neben die Tür des Ankleidezimmers gestellt hatte. Sie hob ihn vorsichtig auf, brachte ihn zum Bett und legte ihn darauf. Dann öffnete sie den Deckel und bedeutete Talleyrand hineinzublicken. Er sah acht mit Erde und Gras verklebte Figuren des Montglane-Schachspiels.
Talleyrand griff in den Koffer und nahm eine Figur heraus. Er hielt sie in beiden Händen und stellte sie dann neben Mireille auf die Bettdecke. Es war ein großer goldener Elefant - beinahe so groß wie seine Hand. Der Sitz auf dem Rücken war dicht mit geschliffenen Rubinen und schwarzen Saphiren besetzt. Der Elefant hielt den goldenen Rüssel und die goldenen Stoßzähne zum Kampf erhoben.
„Der Aufin“, flüsterte er. „Diese Figur nennen wir heute den Läufer. Er ist der Ratgeber des Königs und der Dame.“
Nacheinander nahm er die Figuren aus dem Koffer und setzte sie auf das Bett. Ein silbernes und ein goldenes Kamel, einen zweiten goldenen Elefanten, einen feurigen arabischen Hengst, der sich auf die Hinterbeine aufrichtete und mit den Vorderhufen in die Luft schlug, und drei Krieger mit unterschiedlichen Waffen. Jeder der kleinen Fußsoldaten war so lang wie ein Finger und mit Amethysten und Turmalinen, Smaragden und Jaspisen besetzt.
Talleyrand griff langsam nach dem Hengst und drehte ihn in den Händen. Er entfernte die Erde vom Sockel und entdeckte ein in das dunkle Gold geritztes Symbol. Er betrachtete es genau. Dann zeigte er es Mireille. Es war ein Kreis mit einem Pfeilschaft in einer Seite.
„Mars, der rote Planet“, sagte er, „der Gott des Krieges und der Zerstörung. ‚Und ein anderes Pferd kam hervor, ein feuerrotes, und dem, der darauf saß, wurde die Macht gegeben, den Frieden von der Erde hinwegzunehmen und zu bewirken, daß sie einander hinschlachten sollten; und es wurde ihm ein großes Schwert gegeben.’“
Aber Mireille schien ihn nicht zu hören. Sie starrte auf das Symbol am Sockel des Hengstes und schien sich in Trance zu befinden. Dann sah er, daß sie die Lippen bewegte. Er beugte sich vor, um sie zu verstehen. "Und das Schwert trug den Namen Sar“, flüsterte sie. Dann schloß sie die Augen.
    Talleyrand hörte schweigend und regungslos

Weitere Kostenlose Bücher