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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Talleyrand verwirrt.
„Ich wußte sofort, was sie damit meinte. Sie bezog sich auf deine Geschichte über den Geist von Kardinal Richelieu.“
„Bist du sicher? Natürlich, denn die Figuren sind ja hier. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie du sie mit diesem Hinweis gefunden hast.“
„Du hast uns gesagt, du warst Priester in St-Rémy, bevor du an der Sorbonne studiert hast, wo dir in der Gruft Kardinal Richelieus Geist erschienen ist. Valentines Familienname ist de Rémy, wie du weißt. Aber mir fiel auch ein, daß Valentines Urgroßvater, Géricauld de Rémy, in der Kirche dort begraben ist, und zwar nicht weit vom Grab des Kardinals entfernt! Valentine wollte mir sagen, daß die Figuren dort versteckt waren.
Als es dunkel wurde, lief ich zu der Kirche. Am Grab von Valentines Urgroßvater brannte eine Kerze. Beim Schein dieser Kerze durchsuchte ich die Gruft. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ich eine lose Steinplatte entdeckte. Sie war zum Teil vom Taufbecken verdeckt. Als ich sie hochhob, fand ich die Figuren in der lockeren Erde darunter. Dann rannte ich, so schnell ich konnte, hierher in die Rue de Beaune...“ Mireille schwieg, atemlos von ihrem Bericht.
„Maurice“, sagte sie und legte den Kopf an seine Brust. Er spürte ihren rasenden Puls. „Ich glaube, Valentine hat noch aus einem anderen Grund den Geist erwähnt. Sie wollte mir sagen, ich soll mich an dich um Hilfe wenden. Ich soll dir vertrauen!“
„Aber wie kann ich dir helfen, Liebste?“ fragte Talleyrand. „Ich bin selbst ein Gefangener in Frankreich, solange ich keinen Paß habe. Diese Schachfiguren bringen uns beide in allergrößte Gefahr!“
„Nicht mehr, wenn wir das Geheimnis kennen - das Geheimnis der Macht, das in ihnen liegt. Wenn wir es kennen, dann haben wir gewonnen, nicht wahr?“
Sie sah ihn ernst und entschlossen an. Talleyrand mußte lächeln. Er beugte sich vor und drückte seine Lippen auf ihre nackten Schultern. Unwillkürlich spürte er die Leidenschaft wieder in sich aufsteigen. In diesem Augenblick klopfte es leise an die Tür.
„Monseigneur“, sagte Courtiade durch die geschlossene Tür, „ich möchte nicht stören, aber im Hof ist ein Bote.“
„ Ich bin nicht zu Hause“, erwiderte Talleyrand, „das weißt du doch.“
„Aber Monseigneur“, sagte der Kammerdiener, „es ist ein Bote von Monsieur Danton. Er bringt die Pässe.“
    Um neun Uhr an diesem Abend kniete Courtiade auf dem Boden im Arbeitszimmer - die Jacke der Livree hing über einem Stuhl, die Ärmel des gestärkten Hemds hatte er zurückgerollt. Er hämmerte den letzten versteckten Zwischenboden in die Bücherkisten, die überall im Raum herumstanden. Mireille und Talleyrand saßen zwischen Bücherstapeln und tranken Cognac.
    „Courtiade“, sagte Talleyrand, „du wirst morgen mit diesen Bücherkisten nach London reisen. Wenn du dort ankommst, erkundigst du dich nach den Grundstücksmaklern von Madame de Staël . Von ihnen erhältst du die Schlüssel zu dem Haus, das wir dort gemietet haben. Was auch immer geschieht, laß die Kisten nicht aus den Augen. Sie bleiben unausgepackt stehen, bis Mademoiselle und ich eintreffen.“
    „Ich habe doch gesagt“, erklärte Mireille entschieden, „ich kann dich nicht nach London begleiten. Ich möchte nur, daß die Figuren nicht in Frankreich bleiben.“
    „Mein liebes Kind“, sagte Talleyrand und strich ihr zärtlich über die Haare, „wir haben das alles bereits besprochen. Ich bestehe darauf, daß du meinen Paß benutzt. Ich werde mir einen anderen beschaffen. Du darfst dich nicht länger in Paris aufhalten.“
    „Meine erste Aufgabe war, sicherzustellen, daß die Figuren nicht in die Hände dieses Teufels und möglicherweise in die Hände anderer fallen, die sie mißbrauchen“, sagte Mireille. „Valentine hätte dasselbe getan. Vielleicht kommen noch andere nach Paris und brauchen Hilfe. Ich muß hierbleiben, um ihnen zu helfen.“
    „Du bist eine mutige junge Frau“, sagte er. „Trotzdem werde ich nicht zulassen, daß du allem in Paris bleibst. In das Haus deines Onkels kannst du nicht zurück. Wir müssen beide entscheiden, was wir mit den Figuren tun, wenn wir in London sind -“
    „Du verstehst mich falsch“, erklärte Mireille kühl und stand auf. „Ich habe nicht gesagt, daß ich in Paris bleiben werde.“ Sie nahm eine Figur aus dem Lederkoffer, der neben ihrem Sessel stand, ging zu Courtiade und reichte sie ihm. Es war der Springer, der steigende goldene Hengst, den sie am Morgen so

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