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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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eine Stunde zu, während Mireille nackt in den zerwühlten Laken saß und ihm alles berichtete. Sie erzählte die Geschichte der Äbtissin, so gut sie sich daran erinnern konnte, und davon, wie die Nonnen das Schachspiel aus dem Versteck geholt hatten und daß die Figuren über ganz Europa verteilt worden waren. Sie sagte ihm, daß sie und Valentine sich bereit gehalten hatten, jeder Nonne zu helfen, die ihre Hilfe brauchte. Dann berichtete sie von Schwester Claude und wie Valentine entschlossen in die allée geeilt war, um sie vor dem Gefängnis zu treffen.
    Als Mireille den Punkt in ihrer Geschichte erreichte, als das Tribunal Valentine zum Tode verurteilt hatte und David verzweifelt über dem Tisch zusammengebrochen war, unterbrach sie Talleyrand. Mireille strömten die Tränen über das Gesicht, ihre Augen waren geschwollen, und die Stimme versagte Ihr den Dienst.
    „Das heißt also, Valentine ist nicht vom Pöbel umgebracht worden?“ schrie er. „Man hat sie zum Tod verurteilt! Dieser grauenhafte Mann“, schluchzte Mireille, „ich werde sein Gesicht nie vergessen. Diese schreckliche Grimasse! Er genoß die Macht, die er über Leben und Tod hatte. Soll er doch an den eiternden Schwären verfaulen, die seinen Leib bedecken...“
„Was sagst du?“ Talleyrand packte sie am Arm und schüttelte sie. „Wie heißt der Mann? Du mußt dich an seinen Namen erinnern!“
„Ich habe ihn nach seinem Namen gefragt“, erwiderte Mireille und sah ihn verzweifelt durch die Tränen an, „aber er hat ihn mir nicht genannt. Er sagte nur: ‘Ich bin der Zorn des Volkes!'„
„Marat!“ rief Talleyrand. „Ich hätte es wissen müssen! Aber ich kann es nicht glauben -“
„Marat!“ wiederholte Mireille. „Nun kenne ich den Namen, und ich werde ihn nie vergessen. Er drohte, mich zu verfolgen, wenn er die Figuren nicht an dem Platz finden würde, den ich ihm genannt habe. Aber von jetzt an werde ich ihn verfolgen.“
„Mein liebes Kind“, sagte Talleyrand, „du hast die Figuren aus dem Versteck geholt. Marat wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um dich zu finden. Aber wie konntest du aus dem Gefängnishof fliehen?“
„Onkel Jacques-Louis...“, berichtete Mireille stockend, „er stand neben diesem Teufel, als er den Befehl zur Hinrichtung gab. Mein Onkel stürzte sich in ohnmächtiger Wut auf ihn, und ich warf mich über Valentine. Aber sie rissen mich weg, als ... als ...“ Mireille konnte nicht weitersprechen. „... dann hörte ich meinen Onkel rufen: „Flieh, Mireille. FLIEH!’ Ich rannte blindlings zum Gefängnistor, das plötzlich wieder offenstand. Ich weiß nicht mehr, wie ich hinausgekommen bin. Es ist alles wie ein grauenhafter Traum. Es wurde geschossen, und um mich herum schrie und tobte die Menge. Plötzlich befand ich mich wieder in der allée . Ich rannte um mein Leben. Ich mußte so schnell wie möglich in Davids Garten.“
„Du bist so mutig und so tapfer“, murmelte Talleyrand. „Ich weiß nicht, ob ich die Kraft gehabt hätte, zu tun, was du getan hast.“
„Valentine ist wegen der Figuren tot“, schluchzte Mireille und versuchte, sich wieder zu beruhigen. „Ich konnte nicht zulassen, daß sie diesem Marat in die Hände fielen! Ich mußte sie ausgraben, bevor er das Gefängnis verlassen konnte. Ich nahm ein paar Sachen aus meinem Zimmer, den kleinen Koffer und floh...“
„Aber das muß doch schon gegen sechs Uhr abends gewesen sein. Wo warst du, bevor du hierhergekommen bist? Das muß doch nach Mitternacht gewesen sein?“
„Im Garten meines Onkels waren nur zwei Figuren vergraben“, erwiderte Mireille, „die Valentine und ich aus Montglane mitgebracht hatten: der goldene Elefant und das silberne Kamel. Die anderen sechs hat Schwester Claude aus einem anderen Kloster gebracht. Schwester Claude war erst am Vortag in Paris eingetroffen, wie ich aus ihrem Brief wußte. Ihr blieb nicht viel Zeit, die Figuren zu verstecken. Es war zu gefährlich, sie zu unserem Treffpunkt mitzunehmen. Aber Schwester Claude starb und konnte nur Valentine sagen, wo die Figuren sich befanden.“
„Aber du hast sie!“ Talleyrand ließ die Hände über die edelsteinbesetzten Figuren gleiten. Er glaubte zu spüren, wie sie Wärme ausstrahlten. „Du hast erzählt, im Gefängnis waren Soldaten und das Tribunal und viele andere. Wie konnte dir Valentine das Versteck verraten?“
„Ihre letzten Worte waren: 'Denke an den Geist.' Und dann rief sie mehrmals ihren Familiennamen.“
„Geist?“ fragte

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