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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Zeit hatte, ein ahnungsloses Gesicht zu machen. „Herrlich! Wunderbar! Genau deshalb mache ich mir Sorgen. Und was machst du? Du rennst alle fünf Minuten in die sechsundvierzigste Straße, um mit dem zittrigen alten Dummkopf Schach zu spielen. Wie willst du denn jemals einen Mann kennenlernen?“
„Sprichst du von Mordecai?“ fragte ich Harry. Ein tödliches Schweigen senkte sich über den Tisch. Harry erstarrte zu Stein. Llewellyn schloß halb die Augen und spielte mit seiner Serviette. Blanche sah Harry mit einem unangenehmen Lächeln an. Lily starrte auf ihren Teller und klopfte mit dem Löffel auf den Tisch.
„Habe ich etwas Falsches gesagt?“ fragte ich. „Schon gut“, murmelte Harry, „mach dir deshalb keine Gedanken, Kleines.“ Aber mehr sagte er nicht. „Das ist einfach ein Thema, über das wir nicht sehr oft reden“, erklärte Blanche gespielt freundlich, „Mordecai ist Harrys Vater. Lily mag ihn sehr. Er hat ihr das Schachspielen beigebracht, als sie noch sehr klein war. Ich glaube, er hat es nur getan, um mich zu ärgern.“ „Mutter, das ist |a lächerlich“, sagte Lily, „ich hatte ihn gebeten, mir das Schachspielen beizubringen. Das weißt du ganz genau.“
„Damals hast du ja praktisch noch in den Windeln gelegen“, erwiderte Blanche, ohne mich aus den Augen zu lassen. „Er ist ein schrecklicher alter Mann. In den fünfundzwanzig Jahren, die Harry und ich verheiratet sind, hat er nicht ein einziges Mal diese Wohnung betreten. Ich bin erstaunt, daß Lily dich mit ihm bekannt gemacht hat.“
„Er ist mein Großvater“, sagte Lily trotzig. „Du hättest vorher mit mir darüber sprechen können“, sagte Harry. Er schien so verletzt zu sein, daß ich glaubte, ihm würden die Tränen kommen. „Es tut mir wirklich leid“, sagte ich, „es war meine Schuld...“
„Es war nicht deine Schuld“, unterbrach mich Lily, „also halte dich bitte raus! Es geht doch darum, daß hier niemand Verständnis dafür hat, daß ich Schach spielen möchte. Ich will nicht Schauspielerin werden oder einen reichen Mann heiraten. Ich will nicht andere Leute übers Ohr hauen wie Llewellyn...“ Llewellyn hob flüchtig den Kopf und durchbohrte sie mit einem Blick; dann sah er wieder auf den Tisch. „Ich will Schach spielen. Und das versteht niemand außer Mordecai.“
„Jedesmal, wenn der Name in diesem Haus fällt“, sagte Blanche, und zum ersten Mal klang ihre Stimme etwas schrill, „wird die Familie etwas weiter auseinandergetrieben.“ „Ich sehe nicht ein, weshalb ich mich wie eine Diebin in die Stadt schleichen muß“, sagte Lily, „nur um meinen eigenen -“
„Was heißt hier ‘schleichen’?!“ brüllte Harry. „Habe ich das je von dir verlangt? Du wirst gefahren, wohin du möchtest. Niemand würde dir zumuten, irgendwohin zu schleichen!“ „Aber vielleicht wollte sie das“, bemerkte Llewellyn, „vielleicht wollte unsere liebe Lily sich mit Kat zu ihm schleichen, um mit ihm über das Spiel zu sprechen, das sie am vergangenen Sonntag zusammen besucht haben, als Fiske ermordet worden ist. Schließlich sind Mordecai und Großmeister Fiske alte Kampfgenossen - oder besser gesagt, waren es.“ Llewellyn lächelte zufrieden, als habe er für seinen Hieb gerade die richtige Stelle gefunden. Ich fragte mich, wie es ihm gelungen war, fast genau ins Schwarze zu treffen, und hoffte, ihn mit einem Trick zu täuschen. „Ach, das ist doch absurd. Jeder weiß, daß Lily nie als Zuschauerin auf einem Turnier erscheint.“
„Was soll das Lügen?“ erklärte Lily. „Vermutlich stand es in der Zeitung, daß ich dort gewesen bin. Es sind ja genug Reporter herumgelaufen.“
„Und mir sagt niemand etwas!“ tobte Harry mit puterrotem Gesicht. „Was geht hier eigentlich vor?“ Seine Stimme grollte wie Donner. Ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen. „Kat und ich waren am Sonntag bei dem Turnier. Fiske spielte gegen den Russen. Fiske starb, Kat und ich sind wieder gegangen. Das ist alles. Reg dich nicht künstlich auf.“ „Wer regt sich hier künstlich auf?“ knurrte Harry. „Nachdem du es mir erklärt hast, bin ich
ja zufrieden. Du hättest es nur etwas früher tun können. Ist das denn zuviel verlangt? Aber du wirst an keinem Turnier mehr teilnehmen, an dem man die Spieler umlegt.“
„Ich werde versuchen, dafür zu sorgen, daß alle mein Spiel überleben“, sagte Lily. „Was hat denn der kluge Mordecai zu Fiskes Tod gesagt?“ fragte Llewellyn, der

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