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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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zum Kleiderschrank und nahm mir etwas zum Anziehen heraus. Dann verschwand ich schnell im Bad. Ich kochte vor Wut und schlug die Badezimmertür hinter mir zu. Dieser Kerl glaubte, er könne einfach aus dem Nichts auftauchen, mich aus dem Schlaf aufschrecken und dann so einschüchtern, daß ... Wenn er nur nicht so gut aussehen würde.
Aber was wollte er? Warum verfolgte er mich um die halbe Welt? Und warum tauchte er mit diesem Fahrrad auf?
Ich zog Jeans an, einen weiten roten Kaschmirpullover und die alten ausgefransten Espadrilles. Als ich aus dem Bad kam, saß Solarin auf dem Bett und spielte auf Lilys Steckbrett Schach. Er hatte es vermutlich gefunden, als er meine Sachen inspizierte. Er hob den Kopf und lächelte mich an.
„Wer gewinnt?“ fragte ich.
„Ich“, erwiderte er ernst. „Ich gewinne immer.“ Er stand auf, blickte noch einmal auf das Spiel, ging dann zum Schrank, holte eine Jacke heraus und half mir beim Anziehen.
„Das steht Ihnen gut“, sagte er, „nicht so gut wie der Aufzug vorhin, aber für einen mitternächtlichen Spaziergang am Strand ist es besser geeignet.“
„Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich mit Ihnen am menschenleeren Strand spazieren gehe?“
„Es ist nicht weit“, sagte er, ohne auf meinen Protest zu achten, „wir gehen am Strand entlang zu einem Cabaret. Es gibt dort Minztee und Bauchtanz. Es wird Ihnen gefallen, meine Liebe. In Algerien mögen die Frauen zwar Schleier tragen, aber die Bauchtänzerinnen sind Männer!“
Ich schüttelte den Kopf und folgte ihm durch die Tür, die er hinter uns abschloß - mit meinem Schlüssel, den er an sich genommen hatte. Er steckte ihn in seine Tasche.
Der Mond stand inzwischen hoch am Himmel. Wir liefen am schmalen, schimmernden Strand entlang und sahen die glitzernde Lichterkette der Küste, die in einer Kurve zur Stadt führte.
„Haben Sie die Zeitung gelesen, die ich Ihnen geschickt habe?“ fragte er.
„Sie haben mir die Zeitung geschickt? Aber warum?“
„Sie sollten erfahren, daß man jetzt weiß, daß Fiske ermordet worden ist, wie ich es Ihnen gesagt habe.“
„Fiskes Tod hat nichts mit mir zu tun“, erwiderte ich und schüttelte den Sand aus meinen Schuhen.
„Ich sage Ihnen noch einmal, daß der Mord sehr viel mit Ihnen zu tun hat. Glauben Sie, ich bin zehntausend Kilometer gereist, nur um einen Blick in Ihr Schlafzimmer zu werfen?“ fragte er etwas ungeduldig. „Ich habe Ihnen gesagt, daß Sie in Gefahr sind. Mein Englisch ist nicht perfekt, aber ich spreche es offenbar besser, als Sie es verstehen.“
„Der einzige Mensch, von dem mir Gefahr droht, sind Sie“, konterte ich. „Woher soll ich wissen, daß nicht Sie Fiske umgebracht haben? Vielleicht erinnern Sie sich - als wir uns das letzte Mal begegnet sind, haben Sie meine Aktenmappe gestohlen und es mir überlassen, die Leiche des Chauffeurs meiner Freunde zu entdecken. Wie soll ich wissen, daß Sie nicht auch Saul umgebracht haben? Und jetzt soll ich wohl den Kopf dafür hinhalten?“
„Ich habe Saul umgebracht“, sagte Solarin ruhig. Als ich wie versteinert stehenblieb, sah er mich neugierig an. „Wer sonst hätte es tun können?“
Mir gefror das Blut in den Adern. Ich lief mitten in der Nacht mit einem Mörder einen einsamen Strand entlang.
„Sie sollten sich bei mir dafür bedanken“, sagte Solarin, „daß ich Ihre Aktenmappe an mich genommen habe. Die hätte Sie nämlich belasten können, und für mich war es verdammt schwierig, Ihnen die Tasche zurückzubringen.“
Seine arrogante Art machte mich wütend. Ich sah Sauls bleiches Gesicht auf dem Steinquader und wußte jetzt, daß Solarin ihn getötet hatte.
„Ach, vielen Dank auch“, rief ich zornig, „was zum Teufel soll das heißen, Sie haben Saul umgebracht? Wieso schleppen Sie mich hierher und erzählen mir, daß Sie einen unschuldigen Mann ermordet haben?“
„Schreien Sie nicht so“, sagte Solarin mit eiskaltem Blick und packte mich am Arm. „Wäre es Ihnen lieber gewesen, er hätte mich umgebracht?“
„Saul?“ fragte ich und schnaubte, wie ich hoffte, verächtlich. Ich schüttelte seine Hand ab, drehte mich um und wollte zurück zum Hotel. Solarin packte mich und zog mich zurück.
„Es ist wirklich eine Strafe, auf Sie aufzupassen“, sagte er.
„Vielen Dank, ich brauche keinen Aufpasser“, erwiderte ich, „schon gar nicht, wenn er ein Mörder ist. Also gehen Sie und sagen Sie den Leuten, die Sie geschickt haben -“
„Hören Sie zu“, unterbrach Solarin heftig. Er packte

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