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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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abwusch. Ich hüllte mich in das fadenscheinige Badetuch und eilte ins Zimmer zum Telefon.
„Ich bin untröstlich, Madame“, informierte mich der Mann von der Zentrale, „keine Antwort unter Ihrer Nummer.“
„Wie ist das möglich?“ fragte ich, „in New York ist jetzt Nachmittag, und das ist eine Geschäftsnummer.“ Außerdem würde Nims Computer vierundzwanzig Stunden am Tag Anrufe entgegennehmen.
„Nein, Madame, wir bekommen keine Verbindung zum Fernamt in New York.“
„Das Fernamt? New York antwortet nicht?“ Man konnte doch New York in den letzten Tagen nicht ausradiert haben! „Das kann nicht Ihr Ernst sein. In New York leben zehn Millionen Menschen!.“
„Vielleicht hat die Zentrale schon geschlossen, Madame“, erwiderte er ungerührt, „oder es ist noch zu früh, oder man hat dort jetzt Essenspause.“
Bienvenue en Algérie, dachte ich und bedankte mich bei dem Mann für seine Mühe. Ich legte auf und schaltete das Licht aus. Dann ging ich zu der großen Glastür und öffnete sie, um den Märchenduft der Datura ins Zimmer strömen zu lassen.
Ich blickte zu den Sternen über dem Meer auf. Sie sahen fern und kalt aus, und plötzlich fühlte ich mich einsam. Wie weit weg waren die Menschen und alles, was ich kannte! Ohne es überhaupt gemerkt zu haben, befand ich mich in einer anderen Well.
Schließlich ging ich zum Bett, legte mich unter das klamme Leinentuch und schlief mit dein Blick auf die Sterne ein, die über Afrikas Küste funkelten.
    Ich hörte ein Geräusch und schlug die Augen auf. Es war alles dunkel. Ich glaubte, geträumt zu haben. Das Leuchtzifferblatt des Weckers neben dem Bett zeigte zwanzig nach zwölf. Aber in meinem Apartment in New York gab es keinen Wecker. Langsam fiel mir ein, wo ich war; ich drehte mich um und wollte wieder einschlafen, als ich das Geräusch noch einmal hörte - diesmal direkt vor meiner offenen Glastür: das langsame, metallische Klicken eines Fahrrads.
    Im Mondlicht entdeckte ich hinter einem Baum die Umrisse eines Mannes. Seine Hand lag auf der Lenkstange eines Fahrrads. Ich hatte mich also nicht getäuscht - es war keine Einbildung gewesen!
    Mein Herz schlug langsam und laut, als ich geräuschlos aus dem Bett rollte und in der Dunkelheit zur Tür kroch, um sie zuzuschlagen. Es gab allerdings zwei Probleme: Erstens wußte ich nicht, wie man die Tür verriegelte, und zweitens war ich splitterfasernackt. Mist! Jetzt war es zu spät, im Zimmer herumzurennen und etwas zum Anziehen zu suchen. Ich erreichte die Wand, preßte mich dagegen und versuchte, den Griff der Tür zu finden, um sie schnell zu verschließen.
    In diesem Augenblick hörte ich draußen Schritte auf dem Kies; die dunkle Gestalt kam naher und lehnte das Fahrrad draußen gegen die Wand.
„ Ich wußte nicht, daß Sie nackt schlafen“, flüsterte der Mann. Der weiche slawische Akzent war unüberhörbar. Es war Solarin! Ich wurde über und über rot. Dieser Mistkerl!
Mein Gott, er kam herein! Mit einem leisen Aufschrei floh ich zum Bett, packte das Laken und hüllte mich damit ein.
„Was zum Teufel machen Sie hier?“ schrie ich, als er die Tür schloß.
„Haben Sie meine Nachricht nicht erhalten?, fragte er, zog den Vorhang zu und kam in der Dunkelheit auf mich zu.
„Ist Ihnen klar, wie spät es ist?“ stammelte ich. „Wie sind Sie hierhergekommen? Sie waren doch noch vor ein paar Tagen in New York. „
„Sie auch“, antwortete Solarin und machte das Licht an. Er musterte mich eingehend mit einem unverschämten Grinsen und setzte sich unaufgefordert auf das Bett, als sei er hier zu Hause. „Aber jetzt sind wir beide hier. Allein. An diesem reizenden Platz am Meer. Sehr romantisch, finden Sie nicht auch?“ Seine silbergrünen Augen funkelten.
„Romantisch!“ fauchte ich und drapierte das Laken etwas würdevoller um mich. „Kommen Sie nicht in meine Nähe! Jedesmal, wenn ich Sie sehe, wird jemand umgebracht...“
„Leise“, sagte er, „die Wände könnten Ohren haben. Ziehen Sie sich an. Und dann gehen wir irgendwohin, wo wir reden können.“
„Sie sind wohl verrückt“, erklärte ich. „Ich werde dieses Zimmer nicht verlassen und ganz bestimmt nicht mit Ihnen! Und noch ein -“ Aber er stand auf, griff schnell nach einem Zipfel des Bettlakens, als wolle er mich auswickeln, und sah mich mit einem trockenen Lächeln an.
„Ziehen Sie etwas an, oder ich werde Sie persönlich anziehen“, sagte er.
Ich spürte, wie ich rot wurde. Ich stand auf, ging so würdevoll wie möglich

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