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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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haben.
    (Siehe auch die nächste Sonntagsausgabe der Times mit dem ausführlichen Bericht: „Antony Fiske, das Leben eines GM".)
    Die Katze war also aus dem Sack, und die New Yorker Kriminalpolizei hatte die Ermittlungen aufgenommen. Wie schön, daß mein Name jetzt bei der richtigen Adresse in Manhattan gelandet war - der Kripo! Aber mit Schadenfreude dachte ich daran, daß sie mich aus Nordafrika einfliegen lassen mußten, um von mir etwas zu erfahren. Ich fragte mich, ob Lily wohl einem Verhör entgangen war. Solarin hatten sie erwischt. Um mehr über seine Aussagen zu erfahren, blätterte ich zur Seite A.6.
    Zu meiner Überraschung fand ich dort ein zweispaltiges „Exklusivinterview“ unter der provozierenden Überschrift: „Sowjets dementieren Beteiligung an dem Mord an englischem GM“. Ich überflog die Absätze, in denen Solarin unter anderem als „charismatisch“ und „mysteriös“ bezeichnet wurde und in dem man seine Schachkarriere bis zu der überstürzten Ausreise aus Spanien zusammenfaßte. Doch das Interview enthielt mehr Informationen, als ich erwartet hatte.
    Erstens, das sowjetische Dementi kam nicht von Solarin. Mir war auch nicht bekannt, daß Solarin wenige Minuten vor dem Mord allein mit Fiske in der Herrentoilette gewesen war. Aber die Sowjets wußten es und schäumten nun. Sie verlangten diplomatische Immunität und hämmerten mit dem bewußten Schuh auf den Tisch.
    Solarin lehnte die Immunität ab (er kannte offenbar die Prozedur) und betonte seinen Wunsch, mit den New Yorker Behörden bei der Aufklärung des Falls zusammenzuarbeiten. Als man ihn zu Fiskes angeblicher Drogenabhängigkeit fragte, mußte ich über seine Äußerung lachen: „Hat John (Hermanold) vielleicht Insider-Informationen? Im Obduktionsbericht werden keine chronischen Rückstände im Leichnam erwähnt.“ Damit sagte er zwischen den Zeilen, Hermanold sei entweder ein Lügner oder ein Dealer.
    Aber als ich seinen Bericht über den Mord las, staunte ich. Nach eigener Aussage konnte außer ihm unmöglich jemand in die Toilette gekommen sein, um Fiske umzubringen. Dazu war weder Zeit noch Gelegenheit gewesen, denn Solarin und die Richter versperrten dem Mörder den einzig möglichen Fluchtweg. Jetzt bedauerte ich, daß ich vor meiner Abreise keine näheren Einzelheiten über den Tatort kannte. Wenn ich Nim erreichte, ließ sich das vielleicht nachholen. Er konnte in den Club fahren und sich für mich dort umsehen.
    Ich wurde müde. Meine innere Uhr meldete, es sei vier Uhr nachmittags New Yorker Zeit, und ich hatte seit vierundzwanzig Stunden so gut wie kein Auge zugetan. Ich nahm den Zimmerschlüssel und meine Post vom Tablett, ging hinaus auf die Terrasse und hinunter in den Garten. Ich fand mühelos die wunderbar duftende Datura mit den dunklen Blättern. Die trompetenförmigen, wächsernen Blüten erinnerten an hängende Osterglocken. Sie öffneten sich im Mondlicht und verströmten einen durchdringenden, sinnlichen Duft.
    Ich ging die wenigen Stufen zu meinem Zimmer hinauf und schloß die Tür auf. Die Lampen brannten. Es war ein großer Raum mit einem Fußboden aus Tonziegeln, weiß verputzten Wänden und einer großen Glastür mit Blick auf das Meer. Auf dem Bett lag eine dicke wollene Bettdecke, die wie ein Lammfell aussah, und davor ein kleiner Teppich aus demselben Material. Sonst standen kaum Möbel im Raum.
    Im Bad befanden sich eine große Badewanne, ein Waschbecken, eine Toilette und ein Bidet. Keine Dusche. Ich ließ Wasser in die Wanne laufen, aber aus dem Hahn kam nur eine kalte rostrote Brühe. Auch nach einigen Minuten änderte sich an der Farbe und Wassertemperatur nichts. Phantastisch. Eiskalter Rost war bestimmt ein besonderes Badevergnügen!
    Ich ließ das Wasser laufen, ging ins Zimmer zurück und öffnete den Schrank. Meine Kleider waren ausgepackt und ordentlich aufgehängt. Die Koffer lagen darunter auf dem Schrankboden. Offenbar machte es den Leuten hier Spaß, die Sachen anderer zu durchwühlen. Aber ich hatte nichts zu verbergen, was sich in einem Koffer verstauen ließ.
    Ich griff zum Telefonhörer, wählte die Hotelzentrale und gab dem Mann die Nummer von Nims Rechenzentrum in New York. Er erklärte, er werde zurückrufen, sobald die Verbindung hergestellt sei. Ich zog mich aus und ging ins Bad zurück. In der Wanne stand eine rostige Pfütze. Seufzend stieg ich in die unappetitliche Brühe und setzte mich heroisch hinein.
    Das Telefon klingelte, als ich mir gerade die billige Seife

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