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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Poste Centrale zeigen.“
Wir fuhren zu dem großen Hauptpostamt am Hafen. Unterwegs sagte er: „Alle Telefonleitungen gehen über die Poste Centrale. Das ist auch eines der Systeme, die wir von den Franzosen übernommen haben: Alles läuft ins Zentrum, und nichts kann wieder hinaus - wie die Straßen. Die Auslandsgespräche werden per Hand vermittelt. Sie werden Ihre Freude daran haben, wenn Sie das sehen. Denn Sie werden mit diesem archaischen Telefonsystem viel zu tun haben, wenn Sie Ihre Computerprognose ausarbeiten, für die ich vorhin Ihren Vertrag unterschrieben habe. Die meisten Ihrer Daten werden über Telefon kommen.“
Ich konnte mir nicht so recht vorstellen, daß ich für die von ihm beschriebene Arbeit das Telefon brauchen würde, aber wir wollten in der Öffentlichkeit nicht darüber sprechen, und deshalb sagte ich nur: „Ja, es ist mir gestern abend nicht gelungen, ein Auslandsgespräch zu führen.“
Wir gingen die Stufen zur Hauptpost hinauf. Wie alle anderen Amtsgebäude war es groß, hatte dunkle Marmorböden und hohe Decken, von denen imposante Leuchter hingen wie in einer Bank aus den zwanziger Jahren. Überall hingen große, gerahmte Fotos von Houari Boumedienne, dem Präsidenten von Algerien. Er hatte ein langes, schmales Gesicht, große traurige Augen und außerdem einen dichten viktorianischen Bart.
Alle Gebäude, die ich bisher gesehen hatte, waren unglaublich weiträumig - die Post ebenfalls. Algier ist zwar eine große Stadt, aber es schien nie genug Menschen zu geben, um die Räume zu füllen - auch nicht auf den Straßen. Nach New York beeindruckte mich das sehr. Als wir durch die Halle gingen, hallte das Echo der Absätze von den Wänden wider. Die Leute unterhielten sich nur flüsternd wie in einer öffentlichen Bibliothek.
In der hinteren Ecke des großen Raums stand ein winziger Schaltschrank - nicht größer als ein Küchentisch. Er schien noch von Alexander Graham Bell zu stammen. Dahinter saß eine etwa vierzigjährige Frau mit einem schmalen Gesicht. Sie hatte die mit Henna gefärbten Haare zu einer Hochfrisur getürmt, ihre Lippen glühten blutrot - eine Lippenstiftfarbe, die es seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr gab -, und auch das geblümte Voilekleid war nicht gerade der letzte Schrei. Neben ihr stand eine große, aufgeklappte Schachtel Pralinen.
„Wenn das nicht der Herr Minister ist!“ rief die Frau, zog einen Stöpsel und stand auf, um Kamel zu begrüßen. Sie streckte beide Hände aus, und Kamel ergriff sie. „Ich habe Ihre Pralinen bekommen“, sagte sie mit einer Kopfbewegung zu der Schachtel. „Aus der Schweiz! Bei Ihnen muß es natürlich immer das Beste sein.“ Ihre tiefe, rauhe Stimme klang wie die einer Chanteuse in einem Kellerlokal am Montmartre. Sie hatte etwas sehr Direktes und Unverblümtes an sich, und ich mochte sie sofort. Sie sprach ein Französisch wie die Matrosen in Marseille, die Harrys Dienstmädchen Valerie so gut nachahmen konnte.
„Therese, ich möchte Sie mit Mademoiselle Katherine Velis bekannt machen“, sagte Kamel. „Mademoiselle arbeitet an einer äußerst wichtigen Computersache für das Ministerium genauer gesagt für die OPEC. Ich dachte mir, es sei für Katherine gut, Sie persönlich kennenzulernen.“ „Ah, OPEC!“ rief Therese, machte große Augen und hob den Finger. „Sehr groß. Sehr wichtig. Die Kleine muß sehr klug sein!“ Dabei sah sie mich an. „Wissen Sie, die OPEC wird bald für große Aufregung sorgen. Sie werden noch an mich denken!“
„Therese weiß alles“, sagte Kamel lachend, „sie hört alle Auslandsgespräche mit. Sie weiß mehr als die Regierung.“
„Aber natürlich“, erwiderte sie, „wer würde denn die ganze Sache schaukeln, wenn ich nicht da wäre?“
„Therese ist eine pied noir“, erklärte mir Kamel.
„Das bedeutet ‘Schwarzfuß’“, sagte sie auf englisch, sprach aber dann sofort wieder französisch. „Ich bin mit den Füßen in Afrika geboren worden, aber ich gehöre nicht zu den Arabern. Meine Familie kommt aus dem Libanon.“
Ich würde mich wohl nie im Wirrwarr der Völker zurechtfinden, die man hier in Algerien unterschied — die Leute schienen das allerdings sehr ernst zu nehmen.
„Miss Velis hatte gestern gewisse Schwierigkeiten, ein Auslandsgespräch zu führen“, sagte Kamel zu Therese.
„Um wieviel Uhr?“ wollte sie wissen.
„Gegen elf Uhr abends“, antwortete ich. „Ich wollte vom El-Riadh in New York anrufen.“
„Aber ich war hier!“ rief Therese. Dann

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