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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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erfahren hat, daß er nicht Zar werden wird?“ rief Katharina mit einem bitteren Lachen. „Ich bin sicher, das ahnt er schon lange.“ „Nein, nicht deshalb“, sagte die Äbtissin. „Er weiß jetzt um das Schachspiel.“ „Aber es besteht doch sicher keine Gefahr, bis wir einen Plan haben“, sagte Katharina, „und die eine Figur, die du mitgebracht hast, befindet sich in meiner Schatzkammer. Wenn du möchtest, können wir sie an einen Ort bringen, wo sie niemand vermutet. Die Arbeiter legen gerade das Fundament für den letzten Flügel des Winterpalasts. Ich glaube, seit fünfzig Jahren wird nun schon dran gebaut“ - sie seufzte - „ich wage nicht an die Toten zu denken, die dort bereits begraben liegen!“
„Können wir es selbst tun?“ fragte die Äbtissin.
„Bist du verrückt?“ rief Katharina und nahm wieder an dem Schachtisch Platz. „Sollen wir zwei uns mitten in der Nacht hinausschleichen, um eine kleine, fünfzehn Zentimeter hohe Schachfigur zu verstecken? Ich glaube wirklich nicht, daß Grund zur Aufregung besteht.“ Helene de Roques Blick ruhte auf dem Schachbrett und dem noch nicht zu Ende gespielten Spiel. Sie hatte den Schachtisch aus Frankreich mitgebracht. Sie hob langsam die Hand und schob mit dem Arm die Figuren beiseite, von denen einige auf den weichen Astrachanteppich fielen. Sie klopfte mit den Fingerknöcheln auf die schwarzen und weißen Felder. Es klang dumpf, als liege unter der Platte eine Wattierung, als schützten die dünnen Emailleplättchen etwas, das darunterlag. Die Zarin bekam große Augen, als sie die Hand auf die Platte legte. Dann stand sie mit klopfendem Herzen auf und ging zu einer Kohlenpfanne, deren Glut zu Asche verfallen war. Sie griff nach dem schweren Eisenschürhaken, hob ihn über den Kopf und ließ ihn mit ganzer Wucht auf den Schachtisch fallen. Ein paar Platten zersprangen. Sie warf den Schürhaken zur Seite und riß mit bloßen Händen die zerbrochenen Stücke und die Watteschicht darunter heraus. Unter der Wattierung sah sie einen matten Glanz, den eine innere Flamme zum Strahlen zu bringen schien. Die Äbtissin saß blaß und mit verkniffenem Gesicht daneben.
„Das Schachbrett!“ flüsterte die Zarin und starrte auf die silbernen und goldenen Felder. „Du hattest es die ganze Zeit hier. Kein Wunder, daß du geschwiegen hast. Wir müssen die Platten und die Wattierung entfernen, damit meine Augen sich an diesem Glanz weiden können. Oh, wie ich mich danach sehne, es zu sehen!“
„Ich hätte mir so etwas in meinen Träumen nicht vorstellen können“, sagte die Äbtissin, „aber als es schließlich aus dem Versteck gehoben wurde, als ich es im Dämmerlicht des Klosters glänzen sah, als ich die geschliffenen Steine und die seltsamen magischen Symbole mit den Fingerspitzen berührte, da spürte ich, wie mich eine Kraft durchströmte, die erschreckender war als alles, was ich kannte. Jetzt begreifst du, warum ich es heute nacht verstecken möchte, wo niemand es finden kann, bis die anderen Figuren wieder aufgetaucht sind. Gib es jemandem, dem du vertraust und der uns dabei helfen kann!“
Katharina sah sie lange an, und zum ersten Mal in all den Jahren wurde ihr die eigene Einsamkeit bewußt. Eine Zarin konnte sich keine Freunde, keine Vertrauten leisten. „Nein“, sagte sie und lächelte die Äbtissin verschmitzt und mädchenhaft an, „aber wir haben uns schon sehr viel früher auf gefährliche Abenteuer eingelassen, nicht wahr, Helene? Wir können heute gegen Mitternacht zusammen essen - und vielleicht wird uns anschließend ein ordentlicher Spaziergang durch den Park guttun.. .“
„Wir werden nicht nur einmal gehen müssen“, sagte die Äbtissin. „Bevor ich das Schachbrett in diesem Tisch verstecken ließ, habe ich es in vier Teile zerlegen lassen, damit es ohne zu viele Helfer transportiert werden kann. Ich habe diesen Tag vorausgesehen...“ Katharina griff wieder zu dem Schürhaken und löste damit die kleinen Platten. Die Äbtissin räumte die Stücke beiseite, so daß immer mehr von dem märchenhaften Schachbrett zum Vorschein kam. Auf jedem silbernen und goldenen Feld befand sich ein geheimnisvolles Symbol. Die Ränder waren mit kostbaren, eiergroßen, glänzenden Edelsteinen in merkwürdi
gen Mustern besetzt.
„Lesen wir nach dem Essen“, fragte die Äbtissin und sah ihre Freundin an, „auch meine...
beschlagnahmten Briefe?“
„Aber natürlich. Ich lasse sie dir bringen“, erwiderte die Zarin und konnte den Blick nicht
von

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