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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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geformt: ein achtzig Kilometer breiter bewässerter Landstrich entlang der Nordküste und ein fünfhundert Kilometer langer Gebirgszug südlich davon. Der Rest des Landes - über anderthalb Millionen Quadratkilometer
- ist Wüste.
Lily saß am Steuer. Wir waren seit mehr als sechs Stunden unterwegs und hatten fünfhundert Kilometer auf einer kurvenreichen Straße durch die Berge in Richtung Wüste hinter uns. Die halsbrecherische Fahrt ließ Carioca winselnd unter die Sitze kriechen. Ich sah nichts, denn ich übersetzte laut das Tagebuch, das Minnie mir gegeben hatte. Es war eine schaurige Geschichte von den Schrecken der Französischen Revolution und der Suche der französischen Nonne Mireille nach dem Geheimnis des Montglane-Schachspiels - und auf dieser Suche befanden nun auch wir uns.
„Die Sahara ..,“, sagte ich und hob den Kopf, als wir nach Ghardaia hinunterfuhren, „weißt du, Lily, das war nicht immer die größte Wüste der Erde. Vor Millionen von Jahren war die Sahara das größte Binnenmeer. Daher die großen Rohölvorkommen und das flüssige Gas - es sind die Ablagerungen der winzigen Meerestiere und -pflanzen, die sich im Lauf der Zeit zersetzt haben: die Alchemie der Natur.“
„Was du nichts sagst“, bemerkte Lily trocken, „also, meine Benzinuhr rät mir, bei der nächsten Gelegenheit ein paar von deinen winzigen verwandelten Meerestieren in den Tank zu füllen. Aber wir müssen wohl bis Ghardaia warten. Auf Minnies Plan gibt es unterwegs nicht viel Städte.“
„Ich habe den Plan nicht gesehen“, erwiderte ich, „Hoffentlich hast du ein gutes Gedächtnis, denn Minnie können wir jetzt nicht mehr fragen.“
„Ich bin Schachspielerin“, sagte Lily, als sei damit alles erklärt.
„Unsere Freundin Mireille scheint 1793 in Ghardaia gewesen zu sein, sagte ich mit Blick auf das Tagebuch:
    Und wir erreichten Ghardaia. Die Stadt trägt ihren Namen nach der Berber-Göttin Kar - der Mondgöttin. Die Araber nannten sie „Li-bya“, was soviel heißt wie „tropfend vor Regen“, Sie wurde am Mittelmeer vom Nil bis zum Atlantik verehrt; ihr Sohn Phönix gründete das Reich der Phönizier; man sagt, ihr Vater sei Poseidon. Sie hat viele Namen und wird in vielen Ländern verehrt als Ischtar, Astarte, Kali, Kybele. Sie bringt wie das Meer alles Leben hervor. In diesem Land nennt man sie die Weiße Göttin und im Schach ist sie die weiße Dame.
    „O Gott!“ rief Lily und sah mich entsetzt an, während sie vor der Kreuzung nach Ghardaia das Tempo verringerte. „Das heißt also, die Stadt ist nach unserer Erzfeindin benannt. Dann sind wir wohl gerade im Begriff, auf ein weißes Feld zu kommen!“
    Lilys Erkenntnis fuhr mir eiskalt in die Glieder und rief mich in die Gegenwart zurück. In Algier hatten wir viele Probleme zurückgelassen, die uns jederzeit einholen konnten. Nach dem Abschied von Minnie in der Kasbah hatte ich Kamel von einer Telefonzelle aus angerufen und ihm gesagt, daß ich einige Tage nicht in Algier sei. Er war buchstäblich an die Decke gesprungen.
    „Sind Sie verrückt?!" schrie er durch die knatternde Leitung. „Sie wissen doch, wie wichtig die ersten Ergebnisse Ihrer Studie für mich im Augenblick sind! Ich brauche die Zahlen am Ende der Woche! Ihr Projekt hat Dringlichkeitsstufe eins!“
    „Ich bin ja bald wieder zurück“, versuchte ich, ihn zu beruhigen. „Außerdem habe ich alles bestens vorbereitet. Die Daten der in Frage kommenden Länder sind beinahe vollständig in den Computern erfaßt...“
    „Wo sind Sie jetzt?“ erkundigte sich Kamel, der offenbar nichts Gutes ahnte. „Es ist bereits halb zwei. Ich habe heute vormittag vergeblich versucht, Sie im Rechenzentrum zu erreichen, nachdem ich diesen gräßlichen Wagen mit Ihrer Nachricht auf meinem Parkplatz entdeckt hatte. Scharrif sitzt mir im Nacken und möchte Sie sprechen. Er behauptet, Sie schmuggeln Kraftfahrzeuge, bieten illegal eingereisten Personen Unterkunft, und faselt ständig etwas von einer bösartigen Bestie! Würden Sie mir bitte erklären, was das alles bedeuten soll?“
    Herrlich! Wenn Scharrif mich vor Abschluß meiner Mission zu fassen bekam, konnte ich mir gratulieren. Ich mußte Kamel beruhigen — zumindest versuchen, seine Unterstützung nicht zu verlieren. Meine Verbündeten wurden rar...
    „Also gut“, sagte ich, „eine Freundin hat Probleme. Sie wollte mich besuchen, aber ihr Visum ist bei der Einreise nicht gestempelt worden."
     
    „Ihr Reisepaß liegt vor mir auf dem Schreibtisch",

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