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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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knurrte Kamel, „Scharrif hat ihn mir triumphierend vorgelegt. Diese Frau hat gar kein Visum!“
    „Nur eine bürokratische Sache“, unterbrach ich ihn schnell, „sie hat als in England geborene Amerikanerin eine doppelte Staatsbürgerschaft und einen zweiten Paß. Sie könnten es so drehen, daß es aussieht, als sei sie legal eingereist.“
    Kamels Stimme klang eiskalt, als er sagte: „Ich habe nicht den Ehrgeiz, Mademoiselle, daran mitzuwirken, daß der Chef der Geheimpolizei sich lächerlich macht!“ Dann fügte er etwas freundlicher hinzu: „Es ist zwar gegen alle Vernunft, aber ich werde versuchen, Ihnen zu helfen. Zufälligerweise weiß ich, wer die junge Dame ist. Ich kannte ihren Großvater. Er war mit meinem Vater gut befreundet. Die beiden haben in England Schach miteinander gespielt.“
    Bestens - jetzt kamen wir der Sache näher. Ich winkte Lily, die sich in die Telefonzelle zwängte, und hielt den Hörer so, daß sie mithören konnte.
„Ihr Vater hat mit Mordecai Schach gespielt?" wiederholte ich. „War er ein guter Spieler?“
„Sind wir das nicht alle“, erwiderte Kamel vielsagend. Er schwieg einen Augenblick und schien nachzudenken. Bei seinen nächsten Worten erstarrte Lily neben mir, und mir wurde flau im Magen, „ich weiß, was Sie vorhaben. Sie haben sie gesehen, nicht wahr?“
„Wer sie?“ fragte ich so unschuldig wie möglich.
„Seien Sie nicht dumm. Ich bin Ihr Freund. Ich weiß, was El-Marad Ihnen gesagt hat, und ich weiß, was Sie suchen. Meine liebe Kat, Sie spielen ein gefährliches Spiel. Diese Leute sind Killer - alle! Es ist nicht schwer zu erraten, wohin Sie fahren wollen, und ich kenne die Gerüchte über das, was dort versteckt sein soll. Wo, glauben Sie, wird Scharrif Sie suchen, wenn er erfährt, daß Sie nicht hier in Algier sind?“
Lily und ich sahen uns erschrocken, aber auch erstaunt an. War Kamel also auch eine Figur in dem Spiel?
„Ich werde versuchen, Sie zu decken“, sagte er. „Aber Sie müssen am Wochenende zurücksein. Was Sie auch tun, betreten Sie erst dann wieder Ihr oder mein Büro, und meiden Sie alle Flughäfen. Wenn Sie mir etwas über Ihr ... Projekt... mitteilen wollen, setzen Sie sich am besten mit der Hauptpost in Verbindung.“
Ich verstand sehr wohl, was er damit meinte: Ich sollte alle Kontakte über Therese laufen lassen. Ich würde ihr also Lilys Paß bringen, ehe wir abfuhren. Dann konnte Kamel inzwischen Lilys Einreise legalisieren. Mir fiel noch etwas ein.
„Ich werde genau aufschreiben, wie Sie meine Programme, die ich geschrieben habe, starten können, um an die ersten Auswertungen zu kommen. Ich werde Sie in der Hauptpost mit dem Paß abgeben.“
„Keine schlechte Idee“, sagte Kamel. „Ich werde mein Bestes tun, aber wenn Sie in echte Schwierigkeiten kommen, werden Sie vermutlich auf sich selbst angewiesen sein.“
„Sind wir das nicht alle?“ erwiderte ich, und er mußte lachen. Dann verabschiedete ich mich mit El-Marads Worten: „Al-safar zafar! - Reisen bedeutet siegen -“ und hoffte, das alte arabische Sprichwort werde sich als wahr erweisen. Aber ich hatte so meine Befürchtungen.
    Ich hatte mich geirrt, als ich glaubte, es sei über die südliche Route 1300 Kilometer; auf dem Hinweisschild bei der Ausfahrt aus Ghardaia mit den Kilometerangaben zu allen Orten im Süden stand 1657 Kilometer bis Djanet, dem Südtor des Tassili-Massivs. Lily fuhr zwar sehr schnell, aber wie schnell würde sie auf einer unbefestigten Wüstenpiste vorankommen? Wir hatten nicht nur getankt und uns mit Ersatzkanistern versorgt, sondern auch etwas „Vernünftiges“ gegessen - darauf hatte Lily bestanden, ehe wir weiter durch die Nacht rollten.
    Als wir die Hammada durchquert hatten und die Dünen von Touat hinter uns lagen, waren zehn Stunden vergangen, und der Morgen dämmerte. Gott sei Dank verlief die Fahrt glatt - vielleicht etwas zu glatt, ich hatte das dumpfe Gefühl, daß uns Schlimmes drohte, denn mit der aufgehenden Sonne begann ich mir, vielleicht etwas spät, Gedanken über die Wüste zu machen.
    In den Bergen waren es gestern um die Mittagszeit fünfzehn Grad gewesen, abends in Ghardaia etwa fünfundzwanzig Grad und in den Dünen selbst jetzt, Ende Juni, um Mitternacht nahe dem Gefrierpunkt. Als wir nun im Morgengrauen durch die Ebene von Tidikelt fuhren, am Rand der eigentlichen Wüste, wo es überhaupt keine Palmen, Pflanzen und Wasser mehr gab, lagen immer noch siebenhundert Kilometer vor uns. Wir hatten an Kleidern nichts

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