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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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bildeten die Symbole, die Philosophen und Wissenschaftler seit undenklichen Zeiten benutzten, um das Wesen der Natur zu beschreiben. Ich sah Eisen und Kupfer, Silber und Gold - Schwefel, Quecksilber, Blei und Antimon - Wasserstoff, Sauerstoff, die Salze und Säuren - kurz gesagt, alles, woraus sich die Materie zusammensetzt, sei sie belebt oder unbelebt.
    Ich lief im Zimmer auf und ab und versuchte, den Zusammenhang zu begreifen. „Das Gesetz der Oktave“, erklärte ich Lily, die mich ansah, als sei ich verrückt geworden, „ist das Gesetz, das dem Periodensystem der Elemente zugrunde liegt. Ehe Mendelejew in den sechziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts sein Periodensystem aufstellte, entdeckte der englische Chemiker John Newlands folgendes: Wenn man die Elemente nach ihrem atomaren Gewicht in aufsteigender Reihe ordnet, ist jedes achte Element eine Art Wiederholung des ersten - wie die achte Note der Oktave. Er benannte seine Entdeckung nach der Theorie von Pythagoras, weil er glaubte, daß die molekularen Eigenschaften der Elemente in derselben Beziehung zu einander stehen wie die Noten einer Tonleiter!“
    „Stimmt das?“ fragte Lily.

 
    „Woher soll ich das wissen?“ sagte ich. „Ich verstehe von Chemie nur soviel, wie ich gelernt habe, ehe ich gefeuert wurde, weil ich unser Hochschullabor in die Luft gesprengt hatte.“
    Minnie lachte. „Sie haben etwas Richtiges gelernt. Und können Sie sich an noch etwas erinnern?“
Ich starrte wieder auf das Tuch. Wellen und Teilchen - Teilchen und Wellen. Etwas über Wertigkeiten und Elektronenhüllen schwirrte mir durch den Kopf. Minnie kam mir zu Hilfe.
„Vielleicht darf ich Ihre Erinnerung auffrischen. Diese Formel ist beinahe so alt wie die Menschheit. Bereits viertausend Jahre vor Christi finden sich in Schriften Hinweise darauf. Ich werde euch die Geschichte erzählen ...“ Ich setzte mich neben Minnie, die sich vorbeugte und mit dem Zeigefinger die gestickte Acht auf dem Tuch umfuhr. Sie schien in eine Art Trance zu versinken, als sie ihre Geschichte begann.
„Vor sechstausend Jahren gab es bereits hochentwickelte Kulturen an den großen Flüssen der Erde - am Nil, Ganges, Indus und Euphrat. Sie pflegten eine geheime Kunst, aus der später sowohl Religion als auch Wissenschaft entstanden. Diese Kunst war so geheim, daß es ein Leben lang dauerte, bis man in sie eingeweiht wurde, das heißt, in ihre wahre Bedeutung.
Die Einweihungsriten waren oft grausam und endeten manchmal tödlich. Die Tradition des Rituals hat sich in Ansätzen bis in unsere Zeit gehalten - in der katholischen Messe, in den kabbalistischen Riten, in den Zeremonien der Rosenkreuzer und Freimaurer. Aber die Bedeutung hinter der Tradition ist in Vergessenheit geraten. Diese Rituale sind nichts anderes als eine Inszenierung der Formel, die den Menschen in alter Zeit bekannt war. Das Wissen um die Formel wurde durch eine heilige Handlung weitergegeben, denn es war verboten, sie niederzuschreiben.“ Minnie sah mich mit dunkelgrünen Augen an, und ihr Blick schien tief in mir etwas zu suchen.
„Die Phönizier verstanden das Ritual, die Griechen ebenfalls. Noch Pythagoras verbot seinen Schülern, die Formel schriftlich zu fixieren, denn das hielt man für zu gefährlich. Der große Fehler der Mauren war, daß sie gegen diesen Grundsatz verstießen. Sie ‘schrieben’ die Symbole der Formel in das Montglane-Schachspiel. Die Formel ist zwar verschlüsselt, aber wer alle Teile des Spiels besitzt, kann die Bedeutung schließlich entschlüsseln - ohne die Einweihungsriten, die ihn zwingen, bei seinem Leben zu schwören, die Formel nie für das Böse, das Zerstörerische zu benutzen.
Die Araber nannten die Länder, in denen das geheime Wissen entdeckt worden war und in denen es blühte, nach dem fruchtbaren schwarzen Schlamm, der in jedem Frühjahr, wenn sie das Ritual vollzogen, an die Ufer ihrer lebenspendenden Flüsse geschwemmt wurde. Sie nannten sie die schwarzen Länder, und das geheime Wissen nannten sie die Schwarze Kunst al-kimiya.“
„Alchimie?“ fragte Lily. .Meinen Sie das? Die Kunst, Blei in Gold zu verwandeln?“
„Ja, die Kunst der Verwandlung“, sagte Minnie und fächelte geheimnisvoll „Sie behaupteten, unedle Metalle in edle wie Silber oder Gold verwandeln zu können - und mehr, viel, viel mehr.“
„Das ist doch nicht Ihr Ernst?“ rief Lily. "Wir reisen um die halbe Welt, haben Probleme über Probleme, nur um herauszufinden, daß das Geheimnis hinter diesem

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