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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Flugzeug!“ schrie Lily, und ich jubelte laut. Wir sahen uns hoffnungsvoll an. Ein Flugzeug hatte zur Landung angesetzt und rollte auf einer Asphaltbahn keine hundert Meter neben der Straße aus.
    Gegen vier Uhr nachmittags rollte unser Wagen über die Rampe aus dem Bauch der Frachtmaschine auf den Asphalt in Tamanrasset. Die Dattelpalmen raschelten leise im heißen Wind, und die blauschwarzen Hoggar-Berge ragten um uns herum in den Himmel auf.
    Wir hatten unwahrscheinliches Glück gehabt, denn die Maschine war auf ihrem Flug in die Hoggar ausnahmsweise zwischengelandet, um Ölbohrtrupps, die in der Nähe des Postens arbeiteten, zu versorgen.
    „Unglaublich, was man alles mit Geld kaufen kann“, sagte ich zu Lily, als sie dem Piloten die verabredete Summe in die Hand drückte und wir zum Wagen gingen.
„Vergiß es nie!“ schnaufte Lily und fuhr durch das große Tor. „Der Mann hat mir sogar eine brandneue Landkarte gegeben!“ Sie breitete die Karte auf dem Armaturenbrett aus und deutete auf einen Punkt. „Hier müssen wir hin. Addiere die Kilometer, und ich halte Ausschau nach einem vernünftigen Restaurant. Beim Essen werden wir uns die kürzeste Strecke aussuchen.“
Es gab nur eine Route. Meine Addition ergab siebenhundertdreißig Kilometer, und erst an der Kreuzung nach Djanet fanden wir am Straßenrand ein moulin, wo wir nach beinahe vierundzwanzig Stunden endlich etwas zu essen bekamen. Ich hatte einen unbeschreiblichen Hunger und verschlang die dicke Gemüsesuppe mit Hühnerfleisch ebenso gierig wie Lily und Carioca. Ich wischte sogar den Teller mit einer Baguette sauber. Eine Karaffe Wein und eine Riesenportion Rotbarsch mit Pommes frites halfen uns über den ersten Hunger hinweg. Für unterwegs kaufte ich eine Kanne mir sirupartigem Kaffee.
„Weißt du, wir hätten das Tagebuch etwas früher lesen sollen“, sagte ich, als wir wieder im Auto saßen und die kurvenreiche enge Straße nach Osten in Richtung Djanet fuhren. „Diese Nonne hat offenbar die ganze Strecke mit dem Kamel zurückgelegt und weiß wirklich alles. Wußtest du zum Beispiel, daß die Griechen dieses Gebirge ‘Atlas’ genannt haben, und zwar schon lange bevor die Berge im Norden den Namen erhielten? Der Geschichtsschreiber Herodot behauptet, daß hier die Menschen von Atlantis gelebt haben. Wir fahren also mitten durch das sagenhafte Atlantis!“
„Ich dachte immer, Atlantis sei im Meer versunken“, sagte Lily. „Sie erwähnt nicht zufällig, wo die Schachfiguren versteckt sind?“
„Nein. Ich glaube, sie weiß, was mit ihnen geschehen ist. Aber sie hat sich auf den Weg gemacht, um das Geheimnis zu ergründen, das dahinter liegt. Sie sucht die Formel.“
„Also lies weiter, Kleines. Lies, aber vergiß nicht, mir zu sagen, wenn ich abbiegen muß.“
Wir fuhren den ganzen Nachmittag und Abend. Um Mitternacht erreichten wir Djanet. Die Taschenlampenbatterien waren leer, denn ich brauchte Licht zum Lesen. Aber nun wußten wir genau, wohin wir eigentlich wollten und warum.
„Mein Gott“, rief Lily, als ich das Buch sorgfältig in meiner Tasche verstaute. Sie fuhr an den Straßenrand und schaltete den Motor aus. Wir blieben sitzen und blickten zu dem sternenübersäten Himmel hinauf. Das weiße Mondlicht ergoß sich wie Milch über die Hochebene des Tassili-Massivs zu unserer Linken. „Ich kann diese Geschichte nicht glauben! Sie ist mit einem Kamel durch die Wüste geritten, hat einen Sandsturm überlebt, ist auf diese Berge gestiegen und hat mitten im Gebirge zu Füßen der Weißen Göttin ein Kind zur Welt gebracht. Was für eine Frau war das?“
„Nun ja, für uns ist es schließlich auch kein Zuckerlecken“, sagte ich und lachte. „Vielleicht sollten wir ein paar Stunden schlafen, bis es hell wird.“
„Bei dem Vollmond? Ich habe im Kofferraum noch ein paar Ersatzbatterien für die Taschenlampe. Wir fahren soweit wie möglich auf der Straße, vielleicht bis zu dem Einschnitt, und nehmen dann den Fußpfad. Der viele Kaffee hat mich hellwach gemacht. Wir können ja auf alle Fälle ein paar Decken mitnehmen. Ich meine, wir machen uns besser jetzt auf den Weg, solange noch niemand unterwegs ist.“
Etwa zwanzig Kilometer hinter Djanet erreichten wir eine Kreuzung. Ein schmaler unbefestigter Weg führte von hier aus in die Täler. In diese Richtung wies auch ein Schild mit der Aufschrift „Tamrit“, einem Pfeil und darunter fünf gezeichnete Kamele mit dem Hinweis „Piste chameliere“ - Kamelpfad. Wir ließen uns nicht

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