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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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abschrecken, und Lily bog ab.
„Wie weit ist es noch?“ fragte ich Lily. „Du hast dir doch alles genau eingeprägt.“
„Es kommt noch eine Siedlung, ich glaube, das ist Tamrit, das Zeltdorf. Von dort laufen die Touristen zu Fuß zu den prähistorischen Felsmalereien - sie hat gesagt, etwa zwanzig Kilometer.“
„Das ist ein vierstündiger Marsch“, sagte ich, „aber nicht in diesen Schuhen.“ Wir sind nicht besonders gut für eine Überlandreise ausgerüstet, dachte ich ärgerlich.
Wir parkten den Corniche kurz vor Tamrit hinter einer Kurve und im Schutz von ein paar Büschen. Lily erneuerte die Taschenlampenbatterien und klemmte sich die Decken unter den Arm. Ich setzte Carioca in die Schultertasche, und dann liefen wir zu Fuß weiter. Etwa alle fünfzig Meter standen kleine Hinweisschilder mit schwungvollen arabischen Schriftzügen und der französischen Übersetzung darunter.
„Das ist ja besser ausgeschildert als eine Autobahn“, flüsterte Lily, obwohl weit und breit nichts zu hören war als das Knirschen unserer Schritte auf dem Kies und das Zirpen der Grillen. Aber wir bewegten uns so verstohlen und vorsichtig, als hätten wir vor, eine Bank auszurauben - und im Grunde war es auch nicht viel anders.
Der Himmel war so klar, und der Mond schien so hell, daß wir die Hinweise auf den Schildern ohne Taschenlampe lesen konnten. Der flache Weg wurde allmählich immer steiler. Wir gingen in einem engen Tal an einem rauschenden Bach entlang. Am nächsten Pfosten gab es Hinweisschilder in alle Richtungen: Sefar, Aouanrhet, In Itinen...
„Wohin jetzt?“ fragte ich leise und setzte Carioca. auf die Erde; er steuerte sofort den nächsten Baum an.
„Da!“ flüsterte Lily und hüpfte aufgeregt auf und ab. „Das sind sie!“ Sie wies auf ein paar Bäume, die Carioca noch schnüffelnd inspizierte. Sie wuchsen direkt am Wasser: riesige Zypressen, die schwarz und hoch in den Nachthimmel ragten. „Als erstes kommen die riesigen Bäume“, sagte Lily, „dann müssen in der Nähe ein paar Teiche sein.“
Und richtig, nach etwa fünfhundert Metern sahen wir die kleinen Teiche. Im klaren Wasser spiegelte sich der runde, glänzende Mond. Carioca lief voraus und leckte gierig Wasser.
„Sie sind eine Wegmarke“, erklärte Lily, „wir bleiben in diesem Tal, bis wir etwas wie einen versteinerten Wald erreichen...“ Wir liefen am flachen Ufer entlang, als ich das nächste Hinweisschild mit der Aufschrift „La Foret de Pierre“ entdeckte. An dieser Stelle führte ein schmaler Pfad nach oben.
„Hier“, flüsterte ich und hielt Lily am Arm fest. Und dann begann der Aufstieg. Das lose Gestein bröckelte unter unseren Füßen, während wir den steilen Hang hinaufkletterten. „Au!“ stöhnte Lily alle paar Schritte, wenn sie mit ihren dünnen Sandalen auf einen spitzen Stein trat. Und jedesmal wenn das Geröll rutschte, rutschte Carioca mit, bis ich schließlich Erbarmen mit dem kleinen Kerl hatte und ihn wieder in die Tasche beförderte.
Es dauerte beinahe eine Stunde, bis wir oben ankamen. Wir befanden uns auf einer Hochebene - ein weites Tal auf dem Berggipfel. Im hellen Mondschein sahen wir spiralenförmige Felsnadeln, die von der Talsohle aufragten und wie das lange, gewundene Skelett eines gigantischen Dinosauriers wirkten.
„Der Steinwald!“ flüsterte Lily. „Genau an der richtigen Stelle...“ Sie keuchte, und auch ich atmete schwer nach der Klettertour über das Geröll. Trotzdem, alles schien so einfach zu sein.
Aber vielleicht freuten wir uns zu früh.
Wir liefen durch den Steinwald, dessen bizarr geformte Felsen im Mondlicht in faszinierenden Farben schillerten. Am anderen Ende des Tals fanden wir wieder einen Pfosten mit Hinweisschildern, die in alle Richtungen wiesen.
„Wohin jetzt?“ fragte ich Lily.
„Wir sollen nach einem Zeichen Ausschau halten“, erwiderte sie.
„Hier sind sie - du hast große Auswahl!“ Ich deutete auf die kleinen Pfeile mit den Beschriftungen darüber.
„Nicht diese Art Zeichen“, sagte sie, „wir müssen das Zeichen finden, das uns verrät, wo die Schachfiguren versteckt sind.“
„Was für ein Zeichen soll das sein? Wie sieht es aus?“
„Ich weiß es nicht genau“, gestand sie und blickte sich suchend um. „Es ist direkt hinter dem Steinwald -“
„Du weißt es nicht genau?“ wiederholte ich und unterdrückte den Wunsch, sie zu erwürgen. Wir hatten einen langen Tag hinter uns. „Du hast behauptet, Minnies Skizze so klar im Kopf zu haben wie ein

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