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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Schachspiel mit verbundenen Augen - eine imaginäre Landschaft, wie du das nennst. Ich dachte, du siehst jeden Winkel und Felsbrocken im Geist vor dir?“
„Das stimmt auch“, erwiderte Lily wütend, „bis hierher habe ich uns schließlich gebracht, oder? Warum hältst du nicht den Mund und hilfst mir, das Problem zu lösen?“
„Du gibst also zu, daß du nicht mehr weißt, wo du bist“, sagte ich. „Du hast dich verirrt!“
„Nein, ich habe mich nicht verirrt!“ rief Lily, und das Echo ihrer Stimme hallte, von den glitzernden Monolithen hundertfach verstärkt, durch den Steinwald. „Ich suche etwas - etwas Bestimmtes. Ein Zeichen. Sie hat gesagt, wir würden hier ein Zeichen von besonderer Bedeutung finden.“
„Bedeutung für wen?“ fragte ich langsam. Lily sah mich hilflos an. „Ich meine ein Zeichen wie ein Regenbogen... wie ein Donnerschlag... wie die Flammenschrift an der Wand - mene, mene, tekel.. .“
Lily und ich sahen uns an. Dann durchzuckte es uns beide. Sie schaltete die Taschenlampe an und richtete den Lichtstrahl auf die Felswand vor uns - und dort war es.
Ein gigantisches Bild bedeckte die ganze Wand. Antilopen jagten über die Ebene. Die Farben auf dem Bild leuchteten selbst in der Nacht. Und in ihrer Mitte raste ein Wagen mit einer Jägerin dahin - eine ganz in Weiß gekleidete Frauengestalt.
Wir betrachteten das Bild sehr lange und ließen den Strahl der Taschenlampe über das ganze Panorama kunstvoller Formen gleiten. Es war eine hohe, breite Felswand, die sich wie ein gespannter Bogen nach innen krümmte. Im Mittelpunkt der wilden Jagd über die Ebene befand sich der Himmelswagen, er sah aus wie ein Halbmond. Die beiden Räder hatten acht Speichen, und er wurde von drei Pferden gezogen; sie waren rot, weiß und schwarz ausgemalt. Ein schwarzer Mann mit einem Ibiskopf kniete vorn im Wagen und hielt die Zügel fest in der Hand, während die Pferde über die Ebene stürmten. Hinter dem Wagen flatterten zwei Bänder, die zu einer Acht verschlungen waren. In der Mitte des Wagens, und sehr viel größer als der Mann und die Pferde, stand die große Weiße Göttin - sie drehte uns den Rücken zu, und ihre Haare flatterten im Wind. Ihr Körper war zu einer Statue erstarrt. Sie hatte die Arme gehoben, als wolle sie zu einem vernichtenden Schlag ausholen. Der lange Speer, den sie in der einen Hand hielt, zielte aber nicht auf die Antilopen, die in alle Richtungen davonstoben, sondern auf den Sternenhimmel. Ihr Körper war eine kantige, dreieckige Acht, die in den Stein gemeißelt zu sein schien.
„Das ist es“, hauchte Lily und blickte zu dem Bild auf, „du weißt doch, was diese Form bedeutet? Das doppelte Dreieck, geformt wie ein Stundenglas?“ Sie fuhr mit der Taschenlampe die Gestalt ab:

    „Seit ich das Tuch bei Minnie gesehen habe, denke ich darüber nach, an was es mich erinnert“, fuhr sie leise fort. „Jetzt weiß ich es. Es ist die Doppelaxt, die labrys, wie man sie nannte, und sie ist wie eine Acht geformt. Die Minoer haben sie in Kreta zu rituellen Zwecken benutzt.“
    „Was hat sie mit unserer Mission zu tun?“
„Ich habe sie in einem Schachbuch gesehen, das Mordecai mir gezeigt hat. Das älteste Schachspiel, das man gefunden hat, stammt aus dem Palast des Königs Minos von Kreta dort hat es auch das berühmte Labyrinth gegeben, das seinen Namen nach der heiligen Axt hat. Das Schachspiel stammt aus dem Jahr zweitausend vor Christi. Es ist aus Silber und Gold und mit Edelsteinen besetzt wie das Montglane-Schachspiel. Und in der Mitte war eine labrys eingeritzt.“
„Wie auf Minnies Tuch“, sagte ich. Lily nickte und fuhr mit der Taschenlampe aufgeregt über das Bild. „Ich dachte, das Schachspiel ist erst im sechsten oder siebten Jahrhundert nach Christi erfunden worden“, fügte ich hinzu. „Es heißt doch, es sei aus Persien oder Indien gekommen. Wie kann dann das minoische Schachspiel so alt sein?“
„Mordecai hat selbst viel über die Geschichte des Schachs geforscht“, antwortete Lily und richtete die Taschenlampe wieder auf die Weiße Göttin in ihrem Mondsichelwagen. „Er glaubt, das Schachspiel in Kreta stammt von dem Mann, der auch das Labyrinth erbaut hat - und das ist angeblich Dädalus gewesen ...“
Langsam verstand ich den Zusammenhang. Ich nahm Lily die Taschenlampe aus der Hand und ließ den Strahl langsam über die Felswand gleiten. „Die Mondgöttin“, flüsterte ich, „das Ritual des Labyrinths... ‘Es gibt ein Land, genannt Kreta, und es

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