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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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zu den Figuren führt, und ich werde überlegen, wie wir hier wieder rauskommen.“ Ich hörte plötzlich ein Geräusch - ein unbestimmtes Rascheln wie trockene Blätter in einer leeren Straße.
Ich leuchtete mit der Taschenlampe in alle Richtungen; Carioca sprang plötzlich wie wild in die Luft und kläffte hysterisch. Im selben Augenblick erscholl ein ohrenbetäubender Lärm wie das Kreischen von Tausenden von Harpyien.
„Die Decken!“ schrie ich Lily über den Lärm hinweg zu. „Zum Teufel, die Decken!“ Ich packte Carioca, klemmte ihn unter den Arm, war mit einem Satz bei Lily und riß ihr die Decken aus der Hand, als sie anfing zu schreien. Ich warf ihr eine Decke über den Kopf, versuchte, eine über mich zu zerren, und kauerte mich zusammen, als der Sturm der Fledermäuse losbrach.
Nach dem Lärm zu urteilen, waren es Tausende. Lily und ich drückten uns auf den Boden, während sie wie winzige Kamikaze-Piloten gegen die Decken prallten - peng, peng, peng! Über das Schwirren ihrer Flügel hinweg hörte ich Lily kreischen. Sie wurde hysterisch, und Carioca zappelte außer sich unter meinem Arm. Er schien es allein mit der gesamten Fledermauspopulation der Sahara aufnehmen zu wollen. Sein Gekläff echote zusammen mit Lilys Geschrei von den hohen Wänden.
„Ich hasse Fledermäuse!“ sehne Lily und klammerte sich an meinen Arm, während ich mit ihr durch die Höhle rannte und dabei vorsichtig unter der Decke hervorlugte, um zu sehen, was vor uns lag.
Wir rannten geduckt in einen der Gänge der Höhle, als Carioca sich plötzlich aus meinem Griff befreite und auf den Boden sprang. Immer noch flatterten überall Fledermäuse herum.
„Mein Gott!“ sehne ich. „Carioca! Komm zurück!“ Mit der Decke über dem Kopf rannte ich ihm nach und ließ Lily los. Ich richtete die Taschenlampe nach oben, um die Fledermäuse zu verwirren.
„Bleib hier!“ hörte ich Lily hinter mir, aber ich beschleunigte meine Schritte. Carioca verschwand plötzlich hinter einer Ecke. Ich blieb ihm dicht auf den Fersen.
Die Fledermäuse waren schlagartig weg. Vor uns lag ein langer Gang wie ein Flur. Lily erreichte mich keuchend und zitternd. Sie hatte die Decke noch über dem Kopf.
„Er ist tot“, jammerte sie und sah sich verzweifelt nach Carioca um, „du hast ihn losgelassen, und sie haben ihn sicher umgebracht. Was sollen wir nur tun?“ Vor Angst versagte ihr beinahe die Stimme. „Du weißt doch immer, was zu tun ist. Harry sagt -“
„Das hilft jetzt wenig, was Harry sagt“, schnauzte ich sie an, denn auch mich erfaßte eine Welle der Panik. Ich zwang mich, ruhig und langsam zu atmen. Es war absolut sinnlos durchzudrehen. Huckleberry Finn war aus einer solchen Höhle herausgekommen - oder war es Tom Sawyer? Ich fing an zu lachen.
„Warum lachst du?“ fragte Lily entsetzt. „Was sollen wir denn tun?“
„Mach die Taschenlampe aus“, sagte ich, „damit die Batterien in diesem verdammten Loch...“ Und dann sah ich es.
Am Ende des Gangs sah ich einen schwachen Lichtschimmer. Er war sehr schwach, aber in der tiefschwarzen Dunkelheit schien er mir wie ein Leuchtturm auf sturmgepeitschtem Meer.
„Was ist das?“ flüsterte Lily. Unsere Hoffnung auf Rettung, dachte ich, packte sie am Arm, und wir gingen darauf zu. Hatte die Höhle vielleicht einen zweiten Eingang?
Ich weiß nicht, wie weit wir liefen. In der Dunkelheit verliert man jedes Gefühl für Zeit und Raum. Aber wir liefen, wie uns vorkam, sehr, sehr lange durch die stille Höhle und hielten den Blick fest auf den Lichtschein gerichtet. Je näher wir kamen, desto heller wurde das Licht. Schließlich erreichten wir einen atemberaubend schönen Raum - die Decke war etwa fünfzehn Meter hoch, und die Wände glitzerten und funkelten im Mondlicht, das durch eine große Öffnung in der Decke hereinfiel.
„Ich hätte nie geglaubt, daß es mich so glücklich machen würde, den Himmel wiederzusehen“, schluchzte Lily.
Ich konnte ihr nur aus vollem Herzen zustimmen. Aber als ich gerade überlegen wollte, wie wir die fünfzehn Meter bis zu dem Loch überwinden sollten, hörte ich ein unverkennbares Kratzen und Scharren. Ich schaltete die Taschenlampe ein. In einer Ecke wühlte Carioca im Boden, als suche er nach einem Knochen.
Lily wollte zu ihm laufen, aber ich hielt sie fest. Was hatte Carioca im Sinn?
Er wühlte und scharrte in einem Erd- und Geröllhaufen. Aber etwas an diesem Haufen war merkwürdig, ich schaltete die Taschenlampe wieder aus, und nur das Mondlicht

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