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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Einstieg ist hier unten. Zumindest sollten wir uns vergewissern, ehe wir uns bei dem Versuch umbringen, dort hinauf zuklettern.“
Lily nahm die Taschenlampe, und wir suchten etwa eine halbe Stunde. Es gab mehrere Felsspalten, aber alle waren zu schmal für einen Einstieg. Ich begann, an meiner Idee zu zweifeln, als ich auf eine merkwürdige Stelle stieß. Der glatte Fels neigte sich leicht. Ich tastete die Vertiefung mit den Händen ab. Es war keine Mulde, wie ich vermutet hatte; die untere Kante fiel immer weiter ab. Ich folgte der Vertiefung, die sich wölbte, als wolle der Fels sich wieder schließen - aber nein. Hier konnte man weitergehen.
„Ich glaube, ich habe den Eingang!“ rief ich Lily zu und verschwand in der dunklen Spalte. Sie richtete die Taschenlampe auf mich. Als sie mich eingeholt hatte, nahm ich ihr die Taschenlampe ab und richtete sie auf den Felsen. Vor uns lag ein Gang, der sich spiralenförmig tiefer und tiefer in den Felsen bohrte.
Die beiden Felswände schienen sich wie die Spiralen in einem Nautilusgehäuse umeinander zu legen. Es wurde bald so dunkel, daß die Taschenlampe nur ein paar Meter unseres Wegs ausleuchtete.
Plötzlich gab es ein lautes Dröhnen, und mir wäre beinahe vor Schreck das Herz stehengeblieben. Dann begriff ich, es war Carioca in meiner Tasche. Sein Gebell klang hier wie das Brüllen eines Löwen.
„Die Höhle ist nicht ohne“, flüsterte ich Lily zu und öffnete die Tasche, um Carioca herauszulassen.
„Laß ihn nicht los - hier gibt es bestimmt Spinnen oder Schlangen.“
„Wenn du glaubst, ich lasse ihn in meine Tasche pinkeln, dann hast du dich geirrt“, zischte ich. „Außerdem, wenn es Schlangen gibt, dann besser er als ich.“ Lily sah mich böse an. Ich setzte Carioca auf die Erde, wo er sofort sein Geschäft verrichtete. Dann inspizierten wir die Höhle, in der wir uns befanden, etwas genauer.
Langsam gingen wir an den Wänden entlang und erreichten nach zehn Schritten wieder den Ausgangspunkt. Aber wir fanden nichts. Lily legte nach einer Weile die Decken auf den Boden und setzte sich seufzend.
„Sie müssen irgendwo hier sein“, sagte sie. „Es ist doch kein Zufall, daß wir diese Höhle entdeckt haben, obwohl ich eigentlich an ein Labyrinth gedacht hatte.“ Plötzlich richtete sie sich kerzengerade auf. „Wo ist Carioca?“
Ich sah mich um, aber er war verschwunden. „Mein Gott“, flüsterte sie.
Ich versuchte, Ruhe zu bewahren, und sagte: „Es gibt nur einen Weg nach draußen - und den sind wir gekommen. Ruf ihn doch einfach.“
Sie tat es. Und nach einem langen, angstvollen Moment hörten wir sein leises Winseln. Zu unserer Erleichterung kam es aus der Richtung des spiralenförmigen Ausgangs.
„Ich werde ihn holen“, sagte ich.
Aber Lily sprang sofort auf. „Kommt nicht in Frage!“ sagte sie düster. „Du läßt mich hier nicht allein im Dunkeln sitzen.“ Sie blieb dicht hinter mir, und das ist vermutlich die Erklärung dafür, daß sie in dem Loch direkt auf mich fiel. Es dauerte lange, bis wir unten ankamen.
Kurz bevor der gewundene Gang die Höhle erreichte, befand sich hinter dem vorspringenden Felsen verborgen eine steile Rutsche, die etwa zehn Meter in den Felsen führte. Wir hatten sie beim Hereinkommen nicht bemerkt. Als ich meinen zerschundenen Körper von Lilys Gewicht befreit hatte, richtete ich die Taschenlampe nach oben. Das Licht brach sich in funkelnden Kristallen an Decke und Wänden. Es war die größte Höhle, die ich je gesehen hatte. Wir saßen auf dem Boden und bestaunten das farbenprächtige Märchen, das sich uns bot. Carioca sprang fröhlich um uns herum. Das Kerlchen hatte den Sturz unbeschadet überstanden.
„Gut gemacht“, sagte ich und kraulte ihm den Kopf. „Hin und wieder ist es doch gut, dich mit herumzuschleppen!“ Ich stand ächzend auf und klopfte mir den Staub ab, während Lily die Decken zusammensuchte, die sie beim Fall verloren hatte. Die riesigen Ausmaße der Höhle überwältigten uns. Wohin wir auch den Strahl der Taschenlampe richteten, sie schien endlos weiterzugehen.
„Ich glaube, wir sitzen in der Falle“, hörte ich Lily hinter mir. „Die Rutsche, auf der wir heruntergekommen sind, ist zu steil, um wieder hinaufzuklettern. Außerdem können wir uns hier schrecklich verirren. Wir müßten unbedingt eine Spur aus Brotkrumen legen.“
Sie hatte in beiden Punkten recht. Ich dachte fieberhaft nach.
„Setz dich und denk mit“, befahl ich Lily, „ruf dir das Zeichen in Erinnerung, das uns

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