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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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angerufen. Ihr Rohölexperte trifft mit dem nächsten Flug aus Algier ein.“
„Der russische Rohölexperte?“ schnaubte ich verächtlich. „Sie machen wohl Witze. Möchten Sie vielleicht den algerischen Rohölminister anrufen und ihm erklären, daß ich meine Gespräche über die Produktion in Arzew wegen der Russen, die nichts von Öl verstehen, aber den letzten Wagen bekommen haben, um eine Woche verschieben muß?“
Lily und ich sahen uns empört an und schüttelten die Köpfe. Der Mann wurde sichtlich nervös. Jetzt bedauerte er insgeheim, daß er mich mit seiner VIP-Klientel hatte beeindrucken wollen. Aber noch mehr bedauerte er, daß er gesagt hatte, der Wagen sei einem Russen versprochen.
„Also gut!“ rief er schließlich und schob mir ein Formular zu. „Was denkt sich das russische Konsulat auch dabei, so kurzfristig von uns einen Wagen zu verlangen? Hier, Mademoiselle unterschreiben Sie bitte. Ich werde den Wagen sofort vorfahren lassen.“
Als er mir den Schlüssel überreichte, bat ich ihn, von seinem Apparat mit der internationalen Telefon Vermittlung in Algier sprechen zu können. Ich versicherte ihm, der Anruf sei gebührenfrei. Er wählte, und Therese meldete sich.
„Katherine!“ rief sie. „Was haben Sie gemacht? Halb Algier sucht Sie. Ich weiß es, denn ich habe alle Gespräche mitgehört! Der Minister hat mir gesagt, wenn ich von Ihnen etwas höre, soll ich Ihnen ausrichten, daß man ihn nicht erreichen kann. Sie sollen in seiner Abwesenheit nicht ins Ministerium kommen.“
„Wo ist er?“ fragte ich und warf einen Blick auf den Leihwagenagenten, der mithörte, obwohl er angeblich kein Wort Englisch verstand.
„Auf der Konferenz“, sagte sie bedeutungsvoll. Verdammt! Das bedeutete, die OPECKonferenz hatte schon begonnen. „Wo sind Sie denn, wenn er Sie erreichen möchte?“
„Ich fahre jetzt zu der Raffinerie in Arzew“, antwortete ich betont laut und auf französisch, „unser Wagen hat eine Panne, aber dank der sehr effizienten Leihwagenagentur hier am Flughafen von Oran können wir mit einem Leihwagen weiterfahren. Sagen Sie dem Minister, ich werde ihm morgen Bericht erstatten.“
„Was immer Sie auch tun. Sie dürfen unter keinen Umständen jetzt zurückkommen!“ ermahnte mich Therese. „Dieser salaud von Persien weiß, wo Sie gewesen sind - und wer Sie geschickt hat. Verlassen Sie den Flughafen so schnell wie möglich. Auf den Flughäfen sind seine Leute!“
Der persische Schweinehund, von dem sie gesprochen hatte, war Scharrif. Offenbar hatte er von der Sache Wind bekommen und wußte, daß wir im Tassili waren. Aber woher wußte Therese das - und noch rätselhafter: Wie konnte sie ahnen, wer mich geschickt hatte? Dann fiel mir ein, daß ich mich bei Therese nach Minnie Renselaas erkundigt hatte!
„Therese“, sagte ich und ließ den Leihwagenagenten nicht aus den Augen, sprach aber wieder englisch, „haben Sie den Minister über das Treffen in der Kasbah informiert?“
„Ja“, flüsterte sie, „wie ich sehe, haben Sie Erfolg gehabt. Möge der Himmel Sie beschützen, meine Liebe!“ Sie sprach jetzt so leise, daß ich sie kaum noch verstand. „Sie ahnen, wer Sie sind!“ Die Leitung wurde still, dann knackte es, und wir waren getrennt. Ich legte den Hörer mit klopfendem Herzen auf und nahm die Wagen Schlüssel, die auf der Theke lagen.
„Gut“, sagte ich forsch und schüttelte dem Mann die Hand, „der Minister wird sehr zufrieden sein, wenn er erfährt, daß wir heute doch noch Arzew erreichen. Ich bedanke mich sehr herzlich für Ihre große Hilfe!.
Lily wartete bereits mit Carioca im Wagen, und Ich setzte mich ans Steuer. Ich fuhr mit Vollgas zur Küstenstraße. Entgegen Thereses Rat wollte ich nach Algier. Was blieb mir anderes übrig? Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Wenn Therese recht hatte - und meiner Meinung nach hatte sie recht -, dann war mein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Ich fuhr wie der Teufel, bis ich die gewundene zweispurige Schnellstraße nach Algier erreichte.
Diese vierhundert Kilometer lange Straße führt hoch über dem Meer nach Algier. Als die Raffinerien von Arzew hinter uns lagen, blickte ich nicht mehr so ängstlich in den Rückspiegel. Schließlich hielt ich am Straßenrand und überließ Lily das Steuer, damit ich weiter Mireilles Tagebuch lesen konnte.
Ich schlug den weichen Saffianeinband auf und blätterte durch die hauchdünnen Seiten bis zu der Stelle, zu der ich gekommen war. Die purpurrote Sonne näherte sich bereits

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