Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
Vom Netzwerk:
senkte den Kopf. Dann nahm er wieder ein Streichholz von der Pyramide. Plötzlich stieß mich Lily unter dem Tisch an. Sie hatte verstanden...
„Auch das war ein falscher Zug“, sagte ich und deutete auf die Streichhölzer. „Ich bin Computerexpertin, und dieses Nim-Spiel ist ein binäres System, das heißt, es gibt für das Gewinnen oder Verlieren eine Formel. Und ich habe gerade gewonnen.“
„Sie wollen sagen, das ist eine Falle?“ flüsterte El-Marad entsetzt. Er sprang auf, und die Streichhölzer fielen in alle Richtungen. „Sie hat Sie in die Wüste geschickt, um mich hierherzulocken? Nein! Das glaube ich Ihnen nicht!“
„Sie können es glauben oder nicht“, erwiderte ich, „denn Sie sitzen ja immer noch in Ihrem sicheren Haus auf dem achten Feld und im Schutz Ihrer Flanken und flattern nicht hier herum wie ein aufgescheuchtes Huhn...“
„Vor der neuen schwarzen Dame“, flötete Lily hämisch. El-Marad starrte zuerst sie an und dann mich. Ich stand auf, als wollte ich gehen, aber er packte mich am Arm.
„Sie!“ rief er und sah sich mit wilden Blicken um. „Dann - dann ist sie ausgestiegen! Sie hat mich überlistet...“ Ich ging entschlossen zur Tür; Lily folgte mir auf den Fersen. El-Marad stürzte hinterher und hielt mich fest.
„Sie haben die Figuren“, zischte er, „das alles ist nur ein Trick, um mich abzulenken. Aber Sie haben die Figuren! Sie kommen nicht mit leeren Händen aus dem Tassili.“
„Natürlich haben wir sie“, erwiderte ich, „aber an einem Ort, auf den Sie nie im Leben kommen.“ Ich mußte hier raus, ehe er sich die Tasche genauer ansehen wollte. Wir hatten die Tür beinahe erreicht.
In diesem Augenblick sprang Carioca von Lilys Arm, schlitterte über das Linoleum und stürmte dann kläffend zur Tür, die gerade aufflog. Scharrif stand inmitten seiner Schlägertypen in dunklen Anzügen im Türrahmen und versperrte uns den Weg.
„Halt, im Namen des -“, fing er an, aber noch ehe ich mich fassen konnte, schlug Carioca die Zähne in Scharrifs Knöchel. Scharrif krümmte sich vor Schmerzen, sprang rückwärts durch die Pendeltür und riß dabei ein paar seiner Männer mit. Ich stürzte ihm nach und schlug ihn mit einem gezielten Treffer auf die Nase k. o. Lily und ich rannten zum Wagen, während El-Marad und seine Meute uns verfolgten.
„Zum Wasser!“ rief ich Lily zu. „Zum Wasser!“ Denn wir würden es nie schaffen, einzusteigen und loszufahren, ehe sie uns eingeholt hatten. Ich sah mich nicht mehr um, sondern rannte geradewegs auf den kleinen Landesteg. Überall lagen Fischerboote im Wasser. Am Ende angelangt, warf ich einen Blick über die Schulter zurück.
Auf der Straße war die Hölle los. El-Marad stürmte hinter Lily her.
Scharrif hatte Carioca von seinem Bein losgerissen und war immer noch damit beschäftigt, ihn abzuwehren. Mir waren drei seiner Männer auf den Fersen. Also holte ich tief Luft, hielt mir die Nase zu und sprang.
Ich sah gerade noch, wie Scharrif Carioca in Richtung Meer durch die Luft schleuderte. Dann schlugen die schwarzen Weilen des Mittelmeers über mir zusammen. Das Gewicht der schweren Schachfiguren zog mich tief, immer tiefer zum Meeresgrund hinab.
    Ich schleppte mich aus dem Wasser und kroch auf den steinigen Strand am Ende des Kiefernwäldchens. Ich würgte und erbrach das viele Salzwasser, das ich geschluckt hatte aber ich lebte, und das Montglane-Schachspiel hatte mich gerettet.
    Das Gewicht der Figuren in der Tasche an meiner Schulter ließ mich auf den Grund sinken, ehe ich etwas tun konnte, und so blieb das viele Blei von Scharrifs Schergen wirkungslos, die mit ihren Maschinenpistolen das Wasser über mir durchsiebten. In der kleinen Bucht war das Meer nur etwa drei Meter tief, und ich konnte über den Sandboden laufen. Ich orientierte mich an den Booten, in deren Schutz ich dann auch wieder wagte, Luft zu holen. Mit den Fischerbooten als Tarnung und den Schachfiguren als Schleppanker lief ich so dicht wie möglich am Ufer entlang in die schwarze, nasse Dunkelheit.
    Jetzt rieb ich mir die Augen und sah mich um. Wo war ich gelandet? Ich entdeckte ein paar blinkende Lichter, die mir bekannt vorkamen - das war wohl der Hafen von Sidi-Fredsch. Die paar Kilometer konnte ich zu Fuß gehen. Aber wo war Lily? Sicher hatten Scharrifs Männer sie erwischt.
    Ich öffnete die klatschnasse Schultertasche und kramte dann herum. Die Figuren waren alle da. Bestimmt hatte ich einiges verloren, als ich die Tasche im Wasser hinter mir herzog,

Weitere Kostenlose Bücher