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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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flüsterte ich, als wir an der Tür standen. „Tagsüber ist La Madrague ein Fischerhafen, aber nachts trifft sich hier die algerische Mafia.“
„Mach keine dummen Witze“, zischte Lily, reckte das Kinn und steuerte auf die Bar zu. „Aber ich glaube, du hast recht.“
In diesem Moment rutschte mir das Herz in die Hosen. Ich sah das Gesicht eines Mannes, den ich am liebsten nicht gekannt hätte. Er lächelte und winkte dem Barkeeper hinter der Theke zu, als wir an der Bar standen. Der Barkeeper beugte sich zu Lily und mir.
„Am Ecktisch erwartet man Sie“, begrüßte er uns, „was wollen Sie trinken? Ich bringe es Ihnen. Sie sind eingeladen.“
„Wir können unsere Drinks selbst bezahlen!“ fauchte Lily, aber ich packte sie am Arm und flüsterte ihr zu: „Wir sitzen in der Falle. Verlier jetzt nur nicht die Nerven.“ Dann ging ich voran durch die Reihen der schweigenden Matrosen, die vor uns einen Gang öffneten. Wir erreichten den Tisch am anderen Ende, wo der Mann saß und uns offenbar erwartete. Es war El-Marad, der Teppichhändler.
Ich mußte daran denken, was sich in meiner Schultertasche befand und was El-Marad tun würde, wenn er dahinterkam.
„Wir müssen uns etwas einfallen lassen“, flüsterte ich Lily ins Ohr. „Ich hoffe, du kennst ein paar Tricks. Dort am Tisch sitzt der weiße König, und ich bezweifle, daß er nicht längst weiß, wo wir waren.“
El-Marad hatte ein Häufchen Streichhölzer vor sich auf die Tischplatte gelegt und baute eine Art Pyramide daraus. Er hob nicht einmal den Kopf, als wir vor ihm standen.
„Guten Abend, meine Damen“, sagte er mit sanfter Stimme, bei der ich eine Gänsehaut bekam, „ich habe Sie erwartet. Wollen Sie nicht eine Runde Nim mit mir spielen? Es ist ein altes englisches Spiel“, fuhr er fort. „Im englischen Slang bedeutet ‘nim’ soviel wie klauen, stibitzen - stehlen. Aber vielleicht wußten Sie das nicht?“ Er sah mich mit tiefschwarzen Augen an. „Es ist wirklich ein einfaches Spiel. Jeder Spieler darf ein oder auch mehrere Streichhölzer von einer Reihe der Pyramide entfernen - aber nur von einer Reihe. Der Spieler, der das letzte Streichholz nehmen muß, hat verloren.“
„Vielen Dank, daß Sie uns die Regeln erklären“, sagte ich, nahm einen Stuhl und setzte mich. Lily folgte meinem Beispiel. „Sie haben sich wohl die Straßensperre einfallen lassen?“
„Nein, aber da sie nun einmal da ist, nutze ich den Vorteil. Dies ist der einzige Ort, wohin Sie ausweichen konnten.“
Natürlich - oh ich Dummkopf! Auf dieser Seite von Sidi-Fredsch gab es weit und breit keinen anderen Ort.
„Sie haben doch nicht auf uns gewartet, um mit uns zu spielen?“ sagte ich mit einem verächtlichen Blick auf seine Streichholzpyramide. „Was wollen Sie?“
„Doch, ich habe Sie erwartet, um mit Ihnen zu spielen“, erwiderte er mit einem ominösen Lächeln, „um das Spiel zu spielen. Und das ist, wenn ich mich nicht irre, die Enkeltochter von Mordecai Rad, dem besten Spieler aller Zeiten - ganz besonders dann, wenn es bei einem Spiel um Diebstahl geht!“ Seine Stimme klang gemein, als er Lily mit seinen bösen schwarzen Augen musterte.
„Sie ist auch die Nichte Ihres 'Geschäftspartners' Llewellyn, durch den wir uns kennengelernt haben“, sagte ich, „Welche Rolle spielt er denn bei diesem Spiel?“
„Wie hat Ihnen Mochfi Mochtar gefallen?“ fragte El-Marad. „Wenn ich mich nicht irre, ist sie für die kleine Reise verantwortlich, von der Sie gerade zurückkommen...“ Er streckte die Hand aus und nahm ein Streichholz von der obersten Reihe; dann forderte er mich mit einem Nicken auf weiterzumachen.
„Sie läßt Sie grüßen“, erwiderte ich und nahm zwei Streichhölzer von der nächsten Reihe. Meine Gedanken beschäftigten sich mit allem möglichen, aber auch mit dem Spiel, das wir spielten - dem Nim-Spiel. Die Pyramide bestand aus fünf Reihen mit einem Streichholz an der Spitze und jeweils einem Streichholz mehr in den folgenden Reihen. Woran erinnerte mich das?
„Mich?“ fragte El-Marad etwas unbehaglich, wie mir vorkam. „Da irren Sie sich bestimmt.“
„Sie sind der weiße König, nicht wahr?“ fragte ich ruhig und sah, wie er unter der ledigen Haut blaß wurde. „Sie ist bestens über Sie informiert. Es überrascht mich, daß Sie Ihre sicheren Berge zu einer solchen Reise verlassen - Sie stehen jetzt mitten auf dem Brett, und wo ist Ihre Deckung? Das war ein schlechter Zug.“
Lily bekam große Augen, aber El-Marad schluckte und

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