Katherine Neville - Das Montglane-Spiel
ist allgemein bekannt, daß sie die klügste Frau in Europa ist. Sie hat sogar ein Buch geschrieben!“
„Sie schreibt Bücher“, sagte Napoleon und nahm Catherines Arm, „aber über Sie wird man Bücher schreiben!“
David trat zu der Gruppe und begrüßte alle herzlich. Vor Madame Grand blieb er stumm stehen.
„Ja, die Ähnlichkeit ist erstaunlich, nicht wahr?“ sagte Talleyrand, der die Gedanken des Malers erriet. „Deshalb habe ich Sie bei dem Essen an die Seite von Madame Grand gebeten. Sagen Sie, was ist aus Ihrem Bild "Der Raub der Sabinerinnen", geworden? Ich würde es gerne zur Erinnerung erwerben - wenn es jemals enthüllt wurde.“
„Ich habe es im Gefängnis beendet“, erwiderte David und lachte nervös, „und kurz danach wurde es in der Akademie ausgestellt. Sie wissen, nach Robespierres Sturz saß ich monatelang hinter Gittern.“
„Ich saß in Marseille ebenfalls im Gefängnis“, warf Napoleon lachend ein, „aus demselben Grund. Robespierres Bruder Augustin hat mich sehr unterstützt... Aber was ist das für ein Bild, von dem Sie sprechen? Wenn Madame Grand Modell gestanden hat, dann wäre ich ebenfalls interessiert, es zu sehen...“
„Nein, nicht sie“, erwiderte David mit zitternder Stimme, „aber jemand, der sie sehr ähnlich sieht. Eine Verwandte von mir - sie starb während der Schreckensherrschaft. Es waren zwei...“
„Valentine und Mireille“, erklärte Madame de Staël, „bezaubernde Mädchen... wir haben ihnen Paris gezeigt. Die eine ist tot - aber was ist eigentlich aus der anderen geworden, die mit den roten Haaren?“
„Sie ist vermutlich ebenfalls tot“, sagte Talleyrand. „Zumindest behauptet das Madame Grand. Sie waren eine gute Freundin von ihr, nicht wahr, meine Liebe?“
Catherine Grand war blaß geworden, aber sie lächelte, um die Fassung wiederzugewinnen. David sah sie durchdringend an und wollte etwas sagen, als Napoleon sich einmischte.
„Mireille? Hatte sie rote Haare?“
„Richtig“, bestätigte Talleyrand. „Sie war eine ehemalige Nonne aus dem Kloster von Montglane.“
„Montglane!“ flüsterte Napoleon und sah Talleyrand groß an. Dann fragte er David: „Die beiden waren Ihre Mündel?“
„Bis zu ihrem Tod“, erwiderte Talleyrand und ließ Madame Grand nicht aus den Augen, die sich unter seinem Blick wand. Dann wandte er sich zu David und sagte: „Sie scheinen etwas auf dem Herzen zu haben.“
„Ich bin es, der etwas auf dem Herzen hat“, sagte Napoleon betont. „Meine Herren, ich schlage vor, wir begleiten die Damen in den Ballsaal und ziehen uns dann ein paar Augenblicke in Ihr Arbeitszimmer zurück. Ich würde der Sache gern auf den Grund gehen.“
„Aber General Buonaparte“, fragte Talleyrand, „wissen Sie etwas über die beiden Damen, von denen wir sprechen?“
„In der Tat - zumindest über die eine“, erwiderte er ernst. „Wenn sie die Frau ist, für die ich sie halte, dann hat sie in meinem Haus auf Korsika beinahe ein Kind geboren!“
„Sie lebt - und sie hat ein Kind“, erklärte Talleyrand, nachdem er die Geschichten von Napoleon und David gehört hatte. Mein Kind, dachte er und lief erregt im Zimmer auf und ab, wahrend die beiden anderen Männer auf goldgelben Damastsesseln vor dem Kamin saßen und Madeira tranken. „Aber wo kann sie jetzt sein? Sie war in Korsika und im Maghreb - dann wieder in Frankreich, wo sie diesen Mord verübte, wie Sie sagen.“ Er sah David an, der, völlig erschüttert von der Geschichte, immer noch zitterte. Zum ersten Mal hatte er über die schrecklichen Ereignisse gesprochen.
„Aber Robespierre ist tot. Niemand außer Ihnen in Frankreich weiß etwas davon.“ Er sah David fragend an. „Wo kann sie sein? Warum kommt sie nicht zurück?“
„Vielleicht sollten wir mit meiner Mutter darüber sprechen“, sagte Napoleon. „Wie ich Ihnen gesagt habe, kennt meine Mutter die Äbtissin, die das Spiel in Gang gesetzt hat. Ich glaube, sie heißt Madame de Roque.“
„Aber - sie ist in Rußland!“ rief Talleyrand und blieb entsetzt stehen, als er begriff, was das bedeutete. „Katharina die Große ist im letzten Winter gestorben - beinahe vor einem Jahr! Was ist aus der Äbtissin geworden, nun, da Paul auf dem Thron sitzt?“
„Und aus den Figuren, von denen nur sie weiß, wo sie sich befinden?“ fügte Napoleon hinzu.
„Ich weiß, wo einige der Figuren sind“, sagte David leise. Er sah Talleyrand an, der unter seinem Blick unsicher wurde. Ahnte David, wo Mireille ihre letzte Nacht
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