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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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sein. Ich habe sogar dafür gesorgt, daß die Mörder meines Vaters seinen Sarg tragen!“ Er lachte hysterisch, und die Äbtissin starrte ihn entsetzt an.
„Aber Potemkin ist tot“, sagte sie leise. „Ja - zu spät für den Serenissimus.“ Er lachte. „Seine Gebeine werden aus dem Mausoleum in Cherson entfernt und den Hunden zum Fraß vorgeworfen!“ Paul stieß die Tür auf und warf der Äbtissin einen letzten Blick zu. „Und Plato Zubow, der letzte Favorit meiner Mutter, wird einen Landsitz erhalten. Ich werde ihn dort mit Champagner und einem Bankett begrüßen, das auf goldenen Tellern serviert wird. Aber seine Freude wird nur einen Tag dauern!“ „Wird er mich vielleicht ins Gefängnis begleiten?“ fragte die Äbtissin, denn sie wollte soviel als möglich über die Pläne des neuen Zaren erfahren.
„Der Aufwand für diesen Narren lohnt nicht. Wenn er angekommen ist, werde ich ihn auffordern zu reisen. Ich möchte sein Gesicht sehen, wenn er erfährt, daß er nach einem Tag alles aufgeben muß, was er sich in so vielen Jahren in ihrem Bett verdient hat!“ Erst als der Türbehang sich hinter Paul geschlossen hatte, eilte die Äbtissin zu ihrem Sekretär. Mireille lebte, das wußte sie, denn von dem Konto, das sie für Mireille bei einer Bank in London eröffnet hatte, waren öfter Beträge abgehoben worden. Wenn Plato Zubow ins Exil mußte, dann konnte er über die Bank den Kontakt zu Mireille aufnehmen. Wenn Paul es sich nicht anders überlegte, hatte sie eine Chance. Er hatte zwar eine Figur des MontglaneSchachspiels, aber er hatte nicht alle. Das Tuch hatte sie noch, und sie wußte, wo das Schachbrett versteckt war. Während sie den Brief schrieb und so formulierte, daß er belanglos klang, wenn er in falsche Hände fiel, betete sie, Mireille möge ihn rechtzeitig erhalten. Den Brief verbarg sie in ihrem Kleid, um ihn Zubow beim Begräbnis zuzustecken. Dann setzte sie sich hin und nähte das Tuch des Montglane-Schachspiels in ihr Äbtissinengewand ein. Es war möglicherweise die letzte Gelegenheit, es zu verbergen, ehe man sie ins Gefängnis warf.

PARIS Dezember 1797
    Die Kutsche von Germaine de Staël fuhr durch die Reihen prächtiger dorischer Säulen der Auffahrt des Hotel Galliffet in der Rue de Bac. Ihre sechs Schimmel trabten über den knirschenden Kies und hielten schnaubend vor dem Portal. Der Lakai sprang ab und klappte die Stufen herunter, um seiner Herrin beim Aussteigen zu helfen. Sie war wütend. Vor einem Jahr hatte sie Talleyrand aus dem Exil, aus der Vergessenheit geholt, und jetzt wohnte er in diesem prachtvollen Palast - und wie dankte er es ihr?!
    Im Hof standen zahllose Bäume und Büsche in Kübeln. Courtiade lief durch den Schnee und gab Anweisungen, wo sie auf dem Rasen vor der Kulisse des großen verschneiten Parks stehen sollten. Die blühenden Bäume sollten den Rasen mitten im Winter in ein Frühlingsmärchen verwandeln. Der Diener sah Madame de Staëls Ankunft mit Unbehagen. Er eilte ihr entgegen, um sie zu begrüßen.
    „Versuch nicht, mich zu besänftigen, Courtiade!“ rief ihm Germaine schon von weitem entgegen. „Ich bin gekommen, um deinem undankbaren Herrn den Hals umzudrehen!“ Und ehe Courtiade sie daran hindern konnte, lief sie die Treppe hinauf und betrat das Haus durch die offene Glastür.
    Sie fand Talleyrand in seinem sonnigen Arbeitszimmer, das zum Hof hinausging, über den Rechnungen.
„Germaine - welch ein unerwartetes Vergnügen!“ rief er und erhob sich.
„Du wagst es, für diesen korsischen Emporkömmling eine Soiree zu geben, ohne mich einzuladen!“ rief sie. „Hast du vergessen, wer dich aus Amerika zurückgeholt hat? Wer hat erreicht, daß die Anklagen gegen dich fallengelassen wurden? Wer hat Barras davon überzeugt, daß du ein besserer Außenminister bist als Delacroix? Ist das der Dank dafür, daß ich meinen ganzen Einfluß für dich geltend gemacht habe? Das wird mir eine Warnung für die Zukunft sein, wie schnell die Franzosen ihre Freunde vergessen!“
„Meine liebe Germaine“, sagte Talleyrand und streichelte ihren Arm besänftigend, „Monsieur Delacroix persönlich hat Barras davon überzeugt, daß ich der Geeignetere für diese Aufgabe bin.“
„Geeigneter vielleicht für gewisse andere Aufgaben“, fauchte ihn Germaine wütend an, „ganz Paris weiß, daß du der Vater des Kindes bist, das seine Frau bekommen hat! Du hast vermutlich beide eingeladen - deinen Vorgänger und die Geliebte, mit der du ihn zum

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