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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Lily noch ich haben eine Ahnung von Segeln. Ich hoffe doch, wenigstens Sie verstehen etwas davon.“ „Natürlich“, erwiderte er gekränkt, „ich bin am Schwarzen Meer aufgewachsen.“ „Na und? Ich wohne in Manhattan - eine Insel, wo es nur so von Booten und Schiffen wimmelt. Das heißt noch nicht, daß ich weiß, wie man ein Schiff durch einen Sturm segelt.“ „Wir können diesem Sturm entwischen, wenn Sie aufhören, sich zu beklagen, und mir helfen, die Segel zu setzen. Ich werde Ihnen sagen, was Sie tun müssen. Und wenn die Segel gesetzt sind, komme ich allein zurecht. Wenn wir schnell sind, können wir an Menorca vorbeisein, wenn es hier losgeht.“
Also machte ich mich nach seinen Anweisungen an die Arbeit. Die Taue aus kratzigem Hanf nannte er Schot und Falleinen. Sie schnitten mir in die Finger, als ich an ihnen zog. Die Segel - Meter um Meter handgenähte ägyptische Baumwolle - hatten Bezeichnungen wie Klüver oder Besan. Zwei kamen an den vorderen Mast und eins achtern, wie Solarin sagte. Ich zog, so fest ich konnte, während er mir ständig etwas zubrüllte. Dann befestigte ich die richtigen Leinen, wie ich hoffte, an die auf Deck eingelassenen Metallklampen. Als alle drei Segel gehißt waren, sah die Yacht beeindruckend aus und schoß schnell vorwärts. „Gut gemacht“, sagte Solarin, als ich wieder ins Cockpit kam. „Das ist ein gutes Boot...“ Er schwieg und sah mich an. „Warum gehen Sie nicht nach unten und schlafen ein wenig? Sie sehen aus, als konnten Sie es brauchen. Das Spiel ist noch nicht zu Ende.“ Er hatte recht. Seit einem Nickerchen bei japanischem Gegröle im Flugzeug nach Oran vor
zwölf Stunden hatte ich kein Auge mehr zugetan; es kam mir vor, als seien inzwischen Tage vergangen. Aber ehe ich mich dem Hunger und der Müdigkeit überließ, mußte ich ein paar Dinge in Erfahrung bringen. „Sie haben gesagt, wir fahren nach Marseille“, sagte ich. „Das ist doch eine der ersten Städte, in denen Scharrif und seine Genossen uns suchen, wenn sie erfahren, daß wir nicht mehr in Algier sind.“
„Wir segeln in Richtung Camargue“, erwiderte Solarin und drückte mich auf ein Kissen im Cockpit, als die Spiere über unsere Köpfe hinwegfegte. „Kamel hat dafür gesorgt, daß eine Privatmaschine startbereit auf uns wartet. Sie wird natürlich nicht ewig warten. Es war nicht leicht für ihn, das alles zu arrangieren. Deshalb ist es nur gut, daß wir ordentlichen Wind haben.“
„Warum sagen Sie mir nicht, was hier wirklich vorgeht?“ fragte ich. „Warum haben Sie nie davon gesprochen, daß Minnie Ihre Großmutter ist oder daß Sie Kamel kennen? Wie sind Sie denn überhaupt in das Spiel gekommen? Wir dachten, es sei Mordecai gewesen, der Sie hineingezogen hat.“
„Stimmt“, antwortete er, ohne den Blick vom dunklen Wasser zu wenden. „Bevor ich nach New York kam, hatte ich meine Großmutter erst einmal gesehen, und damals war ich noch ein Kind. Ich kann höchstens sechs gewesen sein, aber ich werde es nie vergessen...“ Er schwieg, offenbar in Erinnerungen versunken. Ich wollte seine Gedanken nicht stören und wartete, bis er weitersprach.
„Meinen Großvater habe ich nie kennengelernt“, sagte er langsam, „er starb vor meiner Geburt. Sie hat Renselaas erst später geheiratet - und nach seinem Tod Kamels Vater. Ich lernte Kamel erst hier in Algerien kennen. Mordecai kam nach Rußland, um mich in das Spiel zu bringen. Ich weiß nicht, woher Minnie ihn kennt, aber er ist mit Sicherheit der skrupelloseste Schachspieler seit Aljeehin und sehr viel charmanter. In der kurzen Zeit, die uns zum Spielen blieb, habe ich viel von seiner Technik gelernt.“
„Er ist doch bestimmt nicht nach Rußland gekommen, um mit Ihnen Schach zu spielen“,
sagte ich.
„Nein, das nicht.“ Solarin lachte. „Er suchte das Schachbrett und dachte, ich könnte ihm dabei helfen, es zu finden.“
„Und haben Sie es gefunden?“
„Nein“, erwiderte Solarin und sah mich mit seinen grünen, unergründlichen Augen an. „Ich habe ihnen geholfen, Sie zu finden. Reicht das nicht?“ Ich hatte noch mehr Fragen, aber sein Blick irritierte mich, ich wußte nicht warum. Der Wind wurde stärker und brachte den stechenden feinen Sand mit sich. Plötzlich war ich sehr müde. Ich wollte aufstehen, aber Solarin stieß mich zurück. „Vorsicht, die Spiere!“ rief er. „Wir kommen in Fahrt.“ Das Segel wechselte die Richtung, und er bedeutete mir, unter Deck zu

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