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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Valentine und hob beschwörend die Arme. Die kastanienroten Haare fielen ihr über die Schulter und verhüllten nur andeutungsweise die nackten Brüste.
„Die roten Haare müssen mehr zur Seite“, rief David durch das Atelier. Er stand neben der Staffelei, kniff die Augen zusammen und fuhr mit dem Pinsel in großen Gesten durch die Luft, während er seine Anweisungen gab. „Nein, nicht so weit. Sie dürfen nur die linke Brust bedecken. Die rechte Brust muß entblößt sein... völlig entblößt. Sie müssen das Gewand noch etwas herunterziehen. Schließlich wollen sie nicht in ein Kloster, sondern die Soldaten verführen, damit sie nicht in die Schlacht ziehen.“
Maurice tat wie befohlen. Aber seine Hand zitterte, als er den dünnen Stoff herunterzog.
„Gehen Sie zur Seite. Mein Gott, nun gehen Sie schon, damit ich etwas sehen kann.“
Maurice trat mit einem schwachen Lächeln beiseite. Er hatte in seinem Leben noch nie so bezaubernde junge Frauen gesehen und fragte sich, wo um alles in der Welt Jacques-Louis die beiden gefunden hatte. Man wußte, daß die Damen der Gesellschaft vor seinem Atelier Schlange standen, weil sie hofften, als griechische Femmes fatales in einem seiner berühmten Gemälde porträtiert zu werden. Aber diese Mädchen waren taufrisch und unverdorben. Sie konnten also nicht zum dekadenten Pariser Adel gehören.
Und Maurice mußte es schließlich wissen, Kein anderer Mann in Paris streichelte die Brüste und Schenkel so vieler Damen der Gesellschaft wie er. Zu seinen Geliebten gehörten die Herzogin von Luynes, die Herzogin von Fitz-James, die Vicomtesse von Laval und die Prinzessin von Vaudemont. Es war wie ein Club, zu dem immer neue Mitglieder stießen.
Maurice war zwar schon siebenunddreißig, aber er wirkte zehn Jahre jünger, und er hatte sich sein jugendliches Aussehen seit über zwanzig Jahren zunutze gemacht. In all dieser Zeit war viel Wasser die Seine hinabgeflossen, während er sich bestens vergnügte und politisch an Einfluß gewann. Seine Geliebten waren ihm im Salon ebenso ergeben wie im Boudoir. Sie hatten ihm die Türen zu den politischen Pfründen geöffnet. Und bald würde er am Ziel seiner Wünsche sein.
Maurice wußte besser als jeder andere, daß Frauen über Frankreich herrschten. Das französische Gesetz erlaubte zwar keine Frau auf dem Thron, aber die Frauen verschafften sich die Macht durch andere Mittel und wählten dementsprechend ihre Favoriten.
„Jetzt richten Sie bitte Valentines Gewand“, rief David ungeduldig, „Sie müssen auf das Podest steigen. Die Stufen sind an der Rückseite.“
Maurice hinkte die Stufen zu dem hohen Podest hinauf und stand schließlich hinter Valentine.
„Sie heißen also Valentine?“ flüsterte er ihr ins Ohr. „Sie sind sehr hübsch, meine Liebe, für ein Mädchen mit einem Jungennamen.“
„Und Sie sind sehr anzüglich“, erwiderte Valentine spitz, „für einen Mann, der den Purpur eines Bischofs trägt!“
„Hört mit dem Getuschel auf!“ rief David. „Maurice, die Falten! Ich habe bald kein Licht mehr.“ Als Maurice nach dem durchsichtigen Stoff griff, fügte David hinzu: „Ach, Maurice, ich habe euch noch nicht miteinander bekannt gemacht. Meine Nichte Valentine und ihre Cousine Mireille.“
„Ihre Nichte!“ sagte Maurice verblüfft und ließ den Stoff fallen, als habe er sich die Finger verbrannt.
„Mein Patenkind“, erklärte Jacques-Louis. „Ich bin ihr Vormund. Ihr Großvater zahlte zu meinen besten Freunden, aber er ist vor einigen Jahren gestorben. Es war der Graf von Rémy. Ich glaube, Ihre Familie kannte ihn.“
Maurice sah den Maler sprachlos vor Staunen an.
„Valentine“, rief Jacques-Louis, „der Herr, der deine Falten drapiert, ist in Frankreich sehr berühmt. Er war einmal Präsident der Nationalversammlung. Darf ich dir Monsieur CharlesMaurice de Talleyrand-Périgord vorstellen, den Bischof von Autun..“
Mit einem unterdrückten Schrei sprang Mireille auf und zog das Gewand über ihre nackten Brüste. Valentine kreischte so laut, daß Maurice glaubte, sein Trommelfell müsse platzen.
„Der Bischof von Autun!“ rief Valentine und wich entsetzt vor ihm zurück. „Der Teufel mit dem Pferdefuß!“
Die beiden jungen Frauen sprangen vom Podest und rannten barfuß aus dem Atelier.
Maurice sah Jacques-Louis trocken lächelnd durch den Raum hinweg an. „Normalerweise habe ich eine andere Wirkung auf das schöne Geschlecht“, sagte er.
„Mir scheint, Ihr Ruf ist Ihnen vorausgeeilt“, erwiderte

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