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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Außerdem ist er unser Gast.“
    „Hat man euch gesagt, ich sei ein Vampir?“ fragte Talleyrand höflich. „Oder daß ich das Blut kleiner Kinder trinke?“
    „Ja, Monseigneur“, erwiderte Valentine, „und Sie sollen einen Pferdefuß haben. Sie hinken, also muß es wahr sein!“
    „Valentine“, tadelte Mireille, „du bist wirklich sehr unhöflich!" David stützte den Kopf in die Hände und schwieg. .Schon gut“, sagte Talleyrand, „ich werde es euch erklären.“ Er griff nach der Karaffe und schenkte Valentine und Mireille Wein ein. Dann sprach er weiter: "Als ich noch ein Säugling war, hatte ich eine Amme, eine dumme Frau vom Land. Sie legte mich eines Tages auf eine Kommode, ich fiel herunter und brach mir den Fuß. Die Amme verschwieg meinen Eltern aus Angst den Unfall, und der Fuß wurde nie richtig behandelt. Als meine Mutter anfing, sich für mich zu interessieren, war der Fuß verwachsen, und man konnte ihn nicht mehr gerade richten. Das ist die ganze Geschichte. Es ist nichts Geheimnisvolles daran, oder?“
„Haben Sie beim Gehen Schmerzen?“ fragte Mireille. „Der Fuß tut nicht mehr weh, o nein!“ Talleyrand lächelte sarkastisch. „Weh tut nur, was ich durch den Fuß verloren habe. Ich habe das Erstgeburtsrecht verloren. Meine Mutter bekam schnell hintereinander noch zwei Söhne. Meine Rechte fielen meinem Bruder Archimbaud zu und nach ihm an Boson. Sie konnte einen Krüppel nicht zum Träger des ehrwürdigen Titels Talleyrand-Périgord machen, nicht wahr? Ich habe meine Mutter zum letzten Mal gesehen, als sie nach Autun kam und
Einspruch dagegen erhob, daß man mich zum Bischof weihte. Sie hat mich gezwungen, Priester zu werden, aber sie hatte gehofft, ich werde hinter den Kirchenmauern vergessen und vergraben sein. Sie behauptete, ich sei nicht fromm genug, um Bischof zu sein. Natürlich hatte sie damit recht.“
„Wie schrecklich!“ rief Valentine erregt. „Dafür hätte ich sie eine alte Hexe genannt!“ David hob den Kopf und blickte zur Decke. Dann läutete er und ließ das Essen auftragen. „Das hätten Sie getan?“ fragte Maurice liebenswürdig. „In diesem Fall wünschte ich, Sie wären zur Stelle gewesen. Ich gestehe, genauso hätte ich am liebsten auch gehandelt.“ Als der Diener allen vorgelegt und sich wieder zurückgezogen hatte, sagte Valentine: „Nach dieser Geschichte, Monseigneur, scheinen Sie mir nicht so schlimm zu sein wie Ihr Ruf.“ Mireille warf Valentine einen verzweifelten Blick zu, und Jacques-Louis lachte laut. „Vielleicht sollten Mireille und ich uns bei Ihnen bedanken, Monseigneur, weil Sie dafür verantwortlich sind, daß man die Klöster geschlossen hat“, fuhr Valentine unbekümmert fort. „Sonst würden wir nämlich immer noch in Montglane sitzen und vom Leben in Paris nur träumen...“
Maurice legte Messer und Gabel auf den Tisch und sah sie aufmerksam an. „Das Kloster von Montglane in den baskischen Pyrenäen? Kommen Sie aus diesem Kloster?
Aber warum sind Sie nicht mehr dort? Warum haben Sie es verlassen?“
Sein Gesichtsausdruck und die eindringlichen Fragen verrieten Valentine, daß sie einen großen Fehler begangen hatte. Auch wenn Talleyrand gut aussah und charmant mit ihnen plauderte, war er der Bischof von Autun. Und vor diesem Mann hatte die Äbtissin sie gewarnt. Wenn er erfuhr, was die beiden Cousinen über das Montglane-Schachspiel wußten und daß sie geholfen hatten, die Figuren aus dem Kloster zu entfernen, würde er nicht ruhen, bis er dem Geheimnis auf die Spur gekommen war. Allein daß er nun wußte, daß sie aus Montglane kamen, bedeutete ein großes Risiko für sie. Sie hatten die beiden Schachfiguren zwar sofort in der Nacht nach ihrer Ankunft im Garten hinter dem Atelier vergraben, aber Valentine hatte die Rolle nicht vergessen, die ihnen die Äbtissin zugedacht hatte. Sie sollten als Anlaufstelle für die anderen Nonnen dienen, die vielleicht fliehen und ihre Figuren zurücklassen mußten. Bislang war ein solcher Fall noch nicht eingetreten, aber bei den Unruhen, die Frankreich heimsuchten, konnte es jeden Tag soweit sein. Valentine und Mireille konnten es sich nicht erlauben, daß ein Charles-Maurice Talleyrand sie beobachten ließ. „Ich frage noch einmal“, beharrte Talleyrand streng, als die beiden Mädchen erschrocken schwiegen, „warum haben Sie das Kloster von Montglane verlassen?“ 
„Weil“, antwortete Mireille stockend, „das Kloster geschlossen worden ist,

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