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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel
Autoren: Malaxis
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ein seltenes Lächeln umspielte seine Lippen. Schließlich sagte er: „Es ist immer schwierig und oft gefährlich, etwas zu besitzen, was anderen fehlt. Manchmal ist es besser, sie im dunkeln zu lassen.“
„Wie das Montglane-Schachspiel“, rief der Junge, „meine Mutter sagt, es war tausend Jahre in der Dunkelheit begraben.“
„Ja“, sagte Schahin, „genauso.“ In diesem Augenblick erreichten sie die große Pyramide. Auf der Erde saß ein Mann auf einem wollenen Mantel, den er über den Sand gebreitet hatte. Viele zusammengerollte Papyrusrollen lagen vor ihm. Er bückte zu der Pyramide hinauf, wandte aber den Kopf, als Charlot und Schahin sich näherten. Als er sie erkannte, lachte er. „Der kleine Prophet!“ rief der Mann, stand auf und klopfte sich den Sand von der Reithose. Dann kam er ihnen entgegen und begrüßte sie. Über die dicken Wangen und das breite Kinn huschte ein Lächeln, als er sich eine Locke aus der Stirn schob. „Monsieur Fourier!“ rief Charlot, ließ Schahins Hand los und lief zu dem berühmten Physiker. „Haben Sie das Rätsel der Pyramiden gelöst? Sie sind schon so lange hier, und Sie arbeiten so schwer.“
„Leider nein“, antwortete Fourier und tätschelte Charlots Kopf, während Schahin zu ihnen trat. „Auf diesen Rollen sind nur die Zahlen arabisch, alles andere ist Kauderwelsch, das wir nicht lesen können - Bilder und ähnliches. Wie ich höre, hat man in Rosetta einen Stein mit einer Inschrift in mehreren Sprachen gefunden. Vielleicht hilft uns das bei der Übersetzung dieser Rollen weiter. Man wird den Stein nach Frankreich bringen. Aber bis die Inschrift entziffert ist, bin ich möglicherweise schon tot.“ Er lachte und schüttelte Schahin die Hand.
„Wenn Ihr kleiner Begleiter wirklich der Prophet ist, wie Sie behaupten, müßte er diese Bilder verstehen und würde uns viel Arbeit ersparen.“
„Schahin versteht etwas davon", sagte Charlot stolz und lief zur Pyramide. Er betrachtete die seltsamen eingeritzten Zeichen. „Das - der Mann mit einem Vogelkopf - ist der große Gott Thoth. Er war Arzt und konnte alle Krankheiten heilen. Er hat auch die Schrift erfunden. Es war seine Aufgabe, die Namen aller in das Totenbuch zu schreiben. Schahin sagt, jeder Mensch bekommt bei seiner Geburt einen geheimen Namen, der auf einen Stein geschrieben ist. Und diesen Stein erhält er, wenn er stirbt. Und jeder Gott hat anstelle des geheimen Namens eine Zahl...“
„Eine Zahl!“ rief Fourier und sah Schahin an. „Sie können diese Zeichnungen deuten?“ Schahin schüttelte den Kopf. „Ich kenne nur die alten Geschichten“, antwortete er. „Mein Volk verehrt Zahlen und schreibt ihnen göttliche Eigenschaften zu. Wir glauben, das Universum setzt sich aus Zahlen zusammen, und es ist nur eine Frage der Schwingung in Übereinstimmung mit den Resonanzen dieser Zahlen, um eins mit Gott zu werden.“ „Aber das glaube ich auch!“ rief der Mathematiker. „Ich studiere die Beschaffenheit der Schwingungen. Doch alle die Erkenntnisse über Zahlen, auf denen unsere modernen Theorien beruhen, stammen von euch Arabern.“
„Schahin ist kein Araber“, widersprach Charlot, „er ist ein Blauer Mann der Tuareg.“ Fourier sah den Jungen verwirrt an, dann sagte er zu Schahin: „Aber Sie scheinen zu wissen, wonach ich suche. Das Werk von Al-Chwarismi, das der große Mathematiker Leonardo Fibonacci nach Europa gebracht hat; die arabischen Zahlen und die Algebra, die unser Denken revolutionierten - liegt ihr Ursprung nicht hier in Ägypten?“
„Nein“, erwiderte Schahin und betrachtete die Zeichnungen an der Pyramide, „all das kommt aus Mesopotamien - die Hinduziffern stammen aus den Bergen Turkestans. Aber ein Mann kannte das Geheimnis und schrieb es nieder. Er hieß Al-Dschabir ibn Hajjan. Er war Chemiker am Hof von Harun al-Raschid in Bagdad, dem Kalifen aus Tausendundeiner Nacht. Dieser Al-Dschabir war ein Sufi, ein Mystiker, ein Mitglied der berühmten Assassinen. Er gab dem Geheimnis eine Formel und wurde deshalb für alle Zeiten verflucht. Er versteckte sie im Montglane-Schachspiel.“

NEW YORK September 1973
    Wieder näherten wir uns einer Insel im dunklen Meer - einem einhundertachtzig Kilometer langen Streifen vor der Atlantikküste, bekannt als Long Island.
Lily und ich standen an Deck und umarmten uns mit Tränen in den Augen. Nach mehr als einem Monat auf dem Atlantischen Ozean erblickten wir nun endlich die amerikanische
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