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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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seltsam, wie diese beiden sonst so zurückhaltenden und selbstbeherrschten Männer plötzlich von ihren Gefühlen überwältigt waren. Diese Kraft schien so groß und dunkel wie ihre russischen Seelen, und sie gehörte nur ihnen. Lange Zeit sagte keiner etwas.
    „Ich glaube, ich sollte dir jetzt alles erzählen“, sagte Nim schließlich.
„Das wäre wirklich sehr nett“, erwiderte ich trocken.
Er lächelte mich an. „Es war nur zu deinem Schutz - und natürlich auch zu unserem -, daß
    ich es nicht längst getan habe“, erklärte er. „Alexander und ich haben uns das letzte Mal gesehen, als wir noch Kinder waren. Er war sechs und ich zehn. Dann wurden wir auseinandergerissen...“ Die Tränen stiegen ihm wieder in die Augen, und er griff nach Solarins Schulter, als müsse er ihn festhalten.
    „Ich werde es dir erzählen“, sagte Solarin und schluckte.
„Wir erzählen es dir beide“, sagte Nim. Und während wir in dem offenen Wagen an der Küste entlangfuhren, bekam ich eine Geschichte zu hören, die mir zum ersten Mal zeigte, was das Spiel ihnen abverlangt hatte.

DIE GESCHICHTE DER BEIDEN PHYSIKER
    Wir wurden auf der Krim geboren, der berühmten Halbinsel am Schwarzen Meer, über die schon Homer geschrieben hat. Rußland steckte seit der Zeit Peters des Großen die Hände danach aus und versuchte auch während des Krimkrieges, sich die Halbinsel einzuverleiben.
    Unser Vater, ein griechischer Seemann, verliebte sich in eine Russin und heiratete sie - unsere Mutter. Er wurde ein reicher Handelsschiffer mit einer Flotte kleiner Schiffe.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es bergab. Die Welt war ein Chaos, ganz besonders am Schwarzen Meer, denn für die Anliegerstaaten ging der Krieg weiter.
Aber an der Südküste, wo wir lebten, war es schön. In dem mediterranen Klima wuchsen im Schutz der Berge, die Schnee und Stürme abhielten, Zypressen, Oliven- und Lorbeerbäume. Die wiederaufgebauten Tatarendörfer und Moscheen standen inmitten von Obstbäumen. Ich erinnere mich besonders an die Kirschen. Es war ein Paradies. Stalin, der mit eiserner Hand über Rußland herrschte, übte seine Schreckenstaten im fernen Moskau aus.
Unser Vater sprach ständig davon, das Land zu verlassen. Er hatte unter den Schiffern entlang der Donau und am Bosporus viele gute Kontakte. Aber er brachte es nie über sich zu gehen. „Wohin?“ fragte er. Bestimmt nicht in seine Heimat, Griechenland, oder nach Europa, das immer noch unter den Auswirkungen des Krieges litt. Dann geschah etwas, das ihn zum Handeln zwang und unser Leben schlagartig veränderte.
Es ereignete sich Ende Dezember 1953. Gegen Mitternacht zog ein Sturm auf. Wir lagen alle im Bett, die Fensterläden waren verriegelt. Sascha und ich schliefen zusammen in einem Zimmer im Erdgeschoß. Wir hörten plötzlich ein Klopfen am Fenster. Es unterschied sich vom Geräusch der Granatapfelzweige, die der Wind gegen das Haus schlug. Eindeutig klopfte jemand an den Fensterladen. Wir öffneten das Fenster und den Laden, und draußen im Sturm stand eine Frau mit silbernen Haaren in einem langen, dunklen Umhang. Sie war sehr schön.
„Ich bin Minerva - eure Großmutter“, sagte sie, „ihr müßt mich Minnie nennen. Ich habe einen weiten Weg hinter mir, und ich bin sehr müde. Aber ich habe keine Zeit zum Ausruhen, denn ich bin in großer Gefahr. Ihr müßt eure Mutter wecken und ihr sagen, daß ich gekommen bin“ Wir ließen sie ins Haus ein und rannten nach oben ins Schlafzimmer unserer Eltern.
„So ist sie schließlich doch gekommen - deine Großmutter“, murmelte unser Vater ärgerlich und rieb sich verschlafen die Augen. Wir staunten, denn Minnie hatte gesagt, sie sei unsere Großmutter. Wie konnte sie dann auch die Großmutter unserer Mutter sein? Vater nahm seine Frau in die Arme, die zitternd im dunklen Zimmer stand. Er küßte sie auf das kupferrote Haar und dann auf die Augen. „Darauf haben wir in großer Angst lange gewartet“, sagte er, „Jetzt ist es soweit. Zieh dich an. Ich gehe nach unten und begrüße sie.“ Er nahm uns mit hinunter zu Minnie, die vor dem ausgebrannten Kamin wartete. Sie sah unseren Vater mit ihren großen Augen an, als er auf sie zutrat und sie umarmte.
„Yusef Pawlowitsch“, sagte sie auf russisch, „ich werde verfolgt. Es bleibt keine Zeit. Wir müssen fliehen, wir alle. Hast du in Jalta oder Sewastopol ein Schiff, das wir nehmen können? Ich meine jetzt, noch heute nacht!“
„Darauf bin ich nicht vorbereitet“, erwiderte er und

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