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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel
Autoren: Malaxis
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Küste.
Während wir uns Long Island näherten, sahen wir, daß überall Boote und Schiffe auf den Wellen schaukelten. In Küstennähe wurde das Treiben so dicht wie auf einer Autobahn - bunte Fahnen flatterten im Wind, und Segel blähten sich über dem unruhigen Wasser. Dunkelglänzende Yachten mischten sich unter die kleinen Motorboote, die wie Libellen hin und her schossen. Wir sahen auch die grauen Boote der Küstenwache ruhig durch das Gewirr tuckern und eine Gruppe großer Tanker, die an der Inselspitze vor Anker lagen. Es waren so viele Schiffe, daß ich mich fragte, was hier wohl los sei. Lily beantwortete meine unausgesprochene Frage, als sie zu Solarin sagte, der wieder das Steuer übernahm;
„Ich weiß nicht, ob wir Pech oder Glück haben, aber das ist kein Begrüßungskomitee für uns. Weißt du, was für ein Tag heute ist? Labor Day!“
Natürlich! dachte ich, und das bedeutete auch das Ende der Segelsaison. Das erklärte auch das wirre Durcheinander auf dem Wasser.
Als wir Shinnecock Inlet erreichten, wurde der Bootsverkehr so dicht, daß kaum noch Platz zum Manövrieren blieb. Vierzig Boote warteten in einer langen Schlange darauf, in die Bucht zu kommen. Deshalb segelten wir etwa fünfzehn Kilometer weiter zur Moriches Inlet. Hier hatte die Küstenwache alle Hände voll zu tun, Boote abzuschleppen, Betrunkene aus dem Wasser zu ziehen, und fand wohl kaum Zeit, eine kleine Yacht wie die unsere zu bemerken, die unter ihren nichtsahnenden Augen mit illegalen Einwanderern und illegaler Fracht durch die Binnenwasserstraße ans Ufer glitt.
Die Warteschlange kam hier etwas schneller vorwärts. Lily und ich holten die Segel ein, Solarin warf den Motor an und wich Booten aus, um nicht gerammt zu werden. Eine Yacht kam uns entgegen, und als sie dicht an uns vorbeifuhr, druckte ein Mann Lily ein Plastikglas Champagner in die Hand.
Es dauerte eine Ewigkeit, bis wir uns Westhampton Beach näherten. Unbemerkt setzte Solarin Lily und mich mit Carioca am Pier ab. Er reichte uns den Beutel mit den Schachfiguren und ein paar Taschen mit unseren wenigen persönlichen Dingen. Dann ging er in der Bucht vor Anker, zog sich bis auf die Badehose aus, sprang ins Wasser und schwamm ans Ufer. Wir gingen in das nächstbeste Gasthaus. Dort zog Solarin sich trockene Sachen an, und dann wollten wir in aller Ruhe die nächsten Schritte besprechen. Wir sonnten uns noch im Hochgefühl der glücklichen Rückkehr und Lily wollte unbedingt Mordecai anrufen.
Uns war klar, wir mußten mit den Figuren sofort zu ihm oder zumindest so lange von der Bildfläche verschwinden, bis wir ihn verständigt hatten. Doch Mordecai war nicht zu erreichen.
„Mein Freund Nim hat ein Haus in der Nähe von Montauk Point. Das ist ungefähr eine Stunde von hier“, sagte ich. „Wir könnten mit der Longisland-Bahn hinfahren. Ich kündige per Telefon unser Kommen an. Es ist zu gefährlich, sich jetzt sofort nach Manhattan zu wagen.“ Ich dachte an das Labyrinth Manhattan. Wie schnell konnten wir in der Falle sitzen. Nach all den Anstrengungen wäre es unverzeihlich gewesen, plötzlich wie Bauern in die Enge getrieben zu werden.
„Ich habe eine Idee“, rief Lily. „Ich werde zu Mordecai fahren. Er hält sich nie außerhalb des Diamantenviertels auf, und das ist nicht sehr groß. Entweder ist er in der Buchhandlung, wo du ihn kennengelernt hast, oder in einem der Restaurants in der Nähe. Ich kann auf dem Weg bei mir zu Hause vorbeigehen. Dann nehme ich mir einen Wagen und komme mit Mordecai und seinen Figuren zu euch. Ich rufe dich von Montauk Point an, wenn wir dort sind.“
„Nim hat kein Telefon“, wandte ich ein, „nur eine Nummer, die mit seinem Computer verbunden ist. Ich hoffe, er hört die einlaufenden Nachrichten ab, sonst stranden wir dort.“
„Dann treffen wir uns eben zu einem festen Zeitpunkt“, schlug Lily vor. „Wie wäre es um neun heute abend? Bis dahin habe ich Zeit, Mordecai zu suchen, kann ihm kurz die Lage erklären und meine neuesten Schachkenntnisse andeuten... ich meine, schließlich ist er mein Schachtrainer, und ich habe ihn seit Monaten nicht gesehen.“
Wir mußten lachen und fanden den Plan vernünftig. Ich wählte Nims Nummer und teilte dem Computer mit, wir würden in einer Stunde per Zug eintreffen. Wir leerten unsere Drinks und machten uns zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof - Lily fuhr nach Manhattan zu Mordecai, Solarin und ich in die andere Richtung zu Nim.
Als Lily in ihren Zug stieg, der abfahrbereit auf dem
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