Katherine Neville - Das Montglane-Spiel
denken ließen. An der dritten Wand befanden sich deckenhohe goldkrakelierte Spiegel, in denen sich die anderen beiden Wände spiegelten. Die vierte Seite war von der Eingangshalle durch hohe Wandschirme abgetrennt, die mit rotem Samt bezogen waren. Auf dem schwarzweißen Marmorboden im Schachbrettmuster befanden sich zahllose kleine Tische und Ledersessel. Am anderen Ende des Raums stand ein schwarzer Flügel vor einem lackierten chinesischen Wandschirm.
Während ich das alles auf mich wirken ließ, erschien Lily plötzlich direkt über mir. Sie hatte das Pelzcape über den Arm gelegt und wies zu der breiten Marmortreppe, die in einem großen Bogen vom Foyer zum ersten Rang hinaufführte, wo sie stand.
Ich lief hinauf, und Lily führte mich in ein kleines Speisezimmer. Der moosgrüne Raum hatte große Glasfenster, durch die man auf die Fifth Avenue und den Park sah. Mehrere Arbeiter waren dabei, mit Leder bespannte Kartentische und mit grünem Filz bespannte Spieltische wegzuräumen. Sie sahen uns erstaunt an, während sie die Tische an einer Wand in der Nähe der Tür zusammenstellten.
„Hier findet das Spiel statt“, erklärte mir Lily, „aber ich weiß nicht, wer bereits da ist. Es ist noch eine halbe Stunde Zeit.“ Als einer der Arbeiter vorbeiging, fragte sie: „Wissen Sie, wo John Hermanold ist?“
„Vielleicht im Speisesaal“, antwortete der Mann achselzuckend. „Sie können ihn oben ausrufen lassen.“ Er musterte sie wenig schmeichelhaft von oben bis unten. Lily quoll buchstäblich aus ihrem Kleid, und ich war froh, mich für ein konservatives graues Flanellkostüm entschieden zu haben. Ich wollte den Mantel ablegen, aber der Arbeiter sagte: . „Damen sind im Spielzimmer nicht erlaubt“, und an Lily gewandt fügte er hinzu, „auch nicht im Speisesaal. Am besten Sie gehen hinunter und lassen Mr. Hermanold vom Empfang ausrufen.“
„Ich werde diesen Hund von Hermanold umbringen“, murmelte Lily mit zusammengebissenen Zähnen. „Mein Gott, ein privater Herrenclub!“ Sie stürmte aus dem Raum, um Hermanold zu suchen. Ich blieb trotz der feindseligen Blicke der Arbeiter in dem Raum und setzte mich auf einen Stuhl. Ich hatte keine Lust, bei der sicher denkwürdigen Begegnung von Hermanold und Lily anwesend zu sein.
Durch die schmutzigen Fensterscheiben blickte ich auf den Central Park hinaus. Draußen hingen ein paar Fahnen schlaff an den Masten. Im schwachen winterlichen Licht schienen die Farben noch mehr zu verblassen.
„Entschuldigen Sie“, hörte ich plötzlich eine arrogante Stimme hinter mir. Als ich mich umdrehte, sah ich einen großen, gut aussehenden Mann über fünfzig mit dunklem Haar und silbergrauen Schläfen. Er trug einen marineblauen Blauer mit einem gestickten Wappen, eine graue Hose und einen weißen Rollkragenpullover. Er roch förmlich nach Andover und Yde.
„Niemand darf vor Beginn des Turniers diesen Raum betreten“, erklärte er energisch. „Wenn Sie eine Eintrittskarte haben, können Sie so lange unten warten. Wenn nicht, dann müssen Sie leider den Club verlassen.“ Sein anfänglicher Charme blätterte ab.
„Ich ziehe es vor, hierzubleiben“, sagte ich entschlossen. „Ich warte auf jemanden, der mir meine Eintrittskarte bringt -“
„Das geht nicht“, fiel mir der Mann ins Wort. Er faßte mich sogar am Ellbogen. "Ich trage dem Club gegenüber die Verantwortung, daß wir uns an die Bestimmungen halten. Außerdem gibt es Sicherheitsbestimmungen. ..“
Ich blieb sitzen. „Ich habe meiner Freundin Lily Rad versprochen, hier auf sie zu warten“, sagte ich. „Sie sucht -“
„Lily Rad!“ rief er und ließ meinen Arm los, als habe er sich verbrannt. Ich lehnte mich mit einem zuckersüßen Lächeln zurück. „Lily Rad ist hier?“ Ich lächelte noch immer und nickte.
„Darf ich mich vorstellen, Miss, eh ...“
„Velis“, sagte ich, „Katherine Velis.“
„Miss Velis, ich bin John Hermanold“, sagte er. „Ich bin der Veranstalter des Turniers.“ Er griff nach meiner Hand und schüttelte sie herzlich. „Sie können sich nicht vorstellen, welche Ehre es ist, Lily bei diesem Spiel unter den Zuschauern zu haben. Wissen Sie vielleicht, wo ich sie finden kann?“
„Sie hat sich auf die Suche nach Ihnen gemacht“, erwiderte ich. „Die Arbeiter haben uns gesagt, Sie seien im Speisesaal. Vermutlich ist sie hinaufgegangen.“
„In den Speisesaal“, wiederholte Hermanold und schien sich das Schlimmste auszumalen. „Ich werde versuchen, sie zu finden. Dann holen
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