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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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ist noch jung.“
„Wirklich?“ fragte Hermanold verwirrt. „Wer kann das gewesen sein?“
„Ein großer schlanker Mann und sehr blaß. Er sieht gut aus, wirkt aber kalt...“
„Oh, das war Alexej!“ Hermanold lachte.
„Alexej?“
„Alexander Solarin“, sagte Lily. „Kleines, das ist der, den du unter allen Umständen sehen wolltest, die ‚große Sensation’...“
„Erzählen Sie mir mehr von ihm“, forderte ich Hermanold auf.
„Das kann ich leider nicht“, antwortete er, „ich wußte nicht einmal, wie er aussieht, bis er vor mir stand und an diesem Turnier teilnehmen wollte. Der Mann ist ein Rätsel. Er will keinen Menschen sehen und erlaubt auch nicht, daß man ihn fotografiert. Wir müssen sicherstellen, daß keiner der Zuschauer eine Kamera bei sich hat. Auf mein Drängen erklärte er sich zu einem Interview bereit. Was nützt es uns schließlich, daß er spielt, wenn wir die Öffentlichkeit nicht darüber informieren dürfen?“
Lily warf ihm einen bösen Blick zu und stöhnte. „Danke für den Champagner, John“, sagte sie und zog sich den Pelz über die Schultern.
Ich stand ebenfalls auf und ging mit Lily durch das Foyer die Treppe hinauf. „Ich wollte es nicht vor Hermanold sagen“, flüsterte ich ihr zu, „aber dieser Solarin... Irgend etwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu.“
„Das weiß ich schon lange“, erwiderte Lily, „in der Schachwelt triffst du nur Leute, die entweder Widerlinge oder Schwachköpfe oder beides sind. Solarin ist da sicher keine Ausnahme. Sie wollen bei einem Spiel keine Frauen dabeihaben.“
„Das meine ich nicht“, unterbrach ich sie. „Solarin hat mich nicht zum Gehen aufgefordert, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich in Gefahr bin, wie er behauptet!“ Wir standen am Geländer, und ich hatte sie am Arm gepackt. Unten im Foyer drängten sich jetzt die Zuschauer.
„Was hat er gesagt?“ fragte Lily. „Red doch keinen Unsinn. Gefahr? Bei einem Schachspiel? Da besteht nur die Gefahr, daß man einschläft. Fiske liebt es, seinen Gegner in die Enge zu treiben, und das ist schrecklich langweilig.“
„Ich sage dir doch, er hat mich gewarnt! Er sagt, ich sei in Gefahr“, wiederholte ich und zog sie zur Wand, damit die Leute an uns vorbeigehen konnten. Leise fügte ich hinzu: „Erinnerst du dich an die Wahrsagerin, die du Harry als Silvesterattraktion vorgeschlagen hast?“
„O nein!“ rief Lily. „Nun sag mir nicht, du glaubst an übersinnliche Kräfte?“ Sie lächelte.
Die Zuschauer schoben sich nun durch den Gang und an uns vorbei in das Spielzimmer. Wir schlossen uns der Menge an, und Lily entschied sich für zwei Plätze ganz vorne an der Seite. Dort hatten wir einen guten Blick, fielen aber nicht besonders auf, soweit das bei Lilys Aufzug überhaupt möglich war. Als wir saßen, beugte ich mich zu ihr und flüsterte: „Solarin benutzte bei seiner Warnung beinahe dieselben Worte wie die Wahrsagerin. Hat Harry dir nicht erzählt, was sie mir prophezeit hat?“
„Ich kenne die Frau nicht“, sagte Lily, zog ein kleines Steckschach aus der Tasche ihres Pelzcapes, legte es auf die Oberschenkel und stellte die Figuren auf. „Ein Freund hat sie mir empfohlen, aber ich glaube nicht an solchen Unsinn. Deshalb bin ich auch nicht gekommen.“
Die Zuschauer nahmen um uns herum ihre Plätze ein; Lily wurde von vielen angestarrt. Eine Gruppe Reporter betrat den Raum, einem hing eine Kamera um den Hals. Als sie Lily entdeckten, eilten sie in unsere Richtung. Sie beugte sich über ihr Schachbrett und flüsterte mir zu: „Wenn uns jemand fragt, dann sind wir mitten in einem wichtigen Gespräch über Schach.“
John Hermanold betrat den Raum. Er eilte den Reportern nach und erreichte den Mann mit der Kamera, kurz bevor die Gruppe bei uns war.
„Entschuldigen Sie, aber ich muß Ihnen die Kamera abnehmen“, sagte er zu dem Reporter. „Großmeister Solarin wünscht, daß bei dem Spiel nicht fotografiert wird. Außerdem möchte ich Sie alle bitten, jetzt Ihre Plätze einzunehmen, damit wir anfangen können. Es wird später Gelegenheit zu Interviews geben...“
Der Reporter überließ Hermanold ärgerlich die Kamera und ging dann mit seinen Kollegen zu den Presseplätzen.
Im Raum wurde nur noch geflüstert. Die Schiedsrichter erschienen und nahmen an ihrem Tisch Platz. Ihnen folgte kurz darauf der Mann, von dem ich wußte, daß es Solarin war, und ein älterer grauhaariger Mann, den ich für Fiske hielt.
Fiske wirkte nervös und schien unter großer

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