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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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heißen Wasser aus. „Was sollte denn der ganze Aufruhr in Reykjavik im letzten Sommer?“
„Na ja, du hast wenigstens von Island gehört“, sagte Lily, stand auf, kam zur Küchentür und lehnte sich dagegen. „Also Fischer hat seitdem nicht mehr gespielt. Wenn man den Gerüchten glauben kann, wird er seinen Titel nicht verteidigen und nicht mehr in der Öffentlichkeit spielen. Die Russen sind sehr gespannt. Schach ist ihr Nationalsport, und sie kämpfen mit allen Mitteln, um an die Spitze zu kommen. Wenn Fischer seinen Titel nicht verteidigt, gibt es außerhalb Rußlands buchstäblich keinen Herausforderer.“
„Das heißt also, dem besten Russen ist der Titel so gut wie sicher“, sagte ich. „Und du meinst, dieser.. .“
„Solarin.“
„Du glaubst, Solarin ist der Favorit?“
„Vielleicht. Vielleicht auch nicht“, erwiderte Lily und näherte sich langsam dem eigentlichen Thema. „Das ist ja das Erstaunliche daran. Alle halten ihn für den besten, aber das russische Politbüro steht nicht hinter ihm. Und das ist ein absolutes Muß für jeden russischen Spieler. Es sieht ganz so aus, als hätten ihn die Russen in den letzten Jahren nicht spielen lassen!"
„Warum nicht?“ Ich legte die Pinsel auf das Ablaufbrett und trocknete mir die Hände an einem Handluch ab. „Wenn sie so scharf darauf sind, den Titel zu gewinnen . . .“
„Er ist offensichtlich kein Produkt der Sowjets“, erklärte Lily, holte die Weinflasche aus dem Kühlschrank und füllte sich das Glas noch einmal. „Bei einem Turnier in Spanien vor drei Jahren ist etwas Unsauberes passiert. Solarin mußte mitten in der Nacht abreisen. Mütterchen Rußland rief. Zuerst erklärte man, er sei krank geworden, dann hieß es, er habe einen Nervenzusammenbruch gehabt. Alle möglichen Geschichten kursierten und dann - Schweigen. Seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört, bis diese Woche.“
„Was war diese Woche?"
"In dieser Woche erschien Solarin einfach so in New York. Er ist buchstäblich umringt von einem Trupp KGB-Leute. Solarin erscheint also im Manhattan-Schachclub und erklärt, er möchte am Hermanold Invitational teilnehmen. Das ist aus mehreren Gründen einfach unmöglich. Ein Invitational bedeutet, man muß zur Teilnahme aufgefordert werden. Solarin war nicht eingeladen. Zweitens handelt es sich um ein Invitational der Zone fünf. Zone fünf ist die USA im Gegensatz zur Zone vier - das ist die UdSSR. Du kannst dir die Aufregung vorstellen, als sich herausstellte, wer er war.“
„Weshalb hat man ihm die Teilnahme nicht einfach verweigert?“
„Daß ich nicht lache!“ rief Lily höhnisch. „Du mußt wissen, John Hermanold ist der Veranstalter des Turniers, und er war einmal Theaterproduzent. Seit der Fischer-Sensation in Island ist Schach im Kommen. Damit ist jetzt Geld zu verdienen. Hermanold würde einen Mord begehen, um einen Namen wie Solarin auf der Teilnehme rüste zu haben.“
„Ich verstehe nicht, wie Solarin aus Rußland herausgekommen ist, wenn die Sowjets nicht wollen, daß er spielt.“
„Kleines, das ist die große Frage“, sagte Lily gönnerhaft. „Die KGB-Leibwächter weisen darauf hin, daß er mit dem Segen der Regierung hier ist. Also, es ist ein spannendes Rätsel. Deshalb dachte ich, daß du heute vielleicht hingehen möchtest...“ Lily schwieg.
„Wohin?“ fragte ich mit zuckersüßer Stimme, obwohl ich sehr wohl wußte, worauf sie hinauswollte. Lily hatte in allen Interviews immer erklärt, daß ihr Konkurrenten absolut gleichgültig seien. „Ich spiele nicht gegen einen Gegner“, hatte man sie zitiert, „ich spiele, um zu spielen.“
„Solarin spielt heute nachmittag., sagte sie zögernd, „Es ist sein erstes öffentliches Spiel seit Spanien. Alle Karten sind zu horrenden Preisen verkauft. Das Spiel fängt in einer Stunde an, aber ich glaube, ich kann uns Plätze verschaffen -“
„Nein danke“, unterbrach ich sie, „ich verzichte. Ich finde es langweilig, beim Schachspielen zuzusehen. Warum gehst du nicht allein?“
Lily griff nach ihrem Weinglas und saß plötzlich ganz steif auf dem Klavierstuhl. Dann sagte sie gepreßt, aber doch ruhig: „Du weißt doch, daß ich das nicht kann.“
Ich war sicher, daß Lily zum ersten Mal in ihrem Leben jemanden um einen Gefallen bitten mußte. Wenn ich sie zu dem Spiel begleitete, konnte sie so tun, als erweise sie einer Freundin einen Gefallen. Wenn sie allein erschien und einen Zuschauerplatz wollte, dann hätten die Schachklatschspalten eine Sensation.

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