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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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Gegner.
„Geht es ihm sehr schlecht?“ fragte der andere Richter, als sie zum Clubeingang gingen.
„Er hat Magenbeschwerden“, erwiderte Solarin. Es schien wenig vernünftig, in die Toilette zurückzukehren, aber es blieb ihm kaum eine andere Wahl.
Die drei Männer eilten die Stufen hinauf. Der eine Richter öffnete die Tür zur Herrentoilette und wich entsetzt zurück.
Leichenblaß flüsterte er: „Gehen Sie nicht hinein!“ Solarin eilte an ihm vorbei. An einer der Trennwände hing Fiske an seiner Krawatte. Sein Gesicht war schwarz. An dem hängenden Kopf konnte man erkennen, daß das Genick gebrochen war.
„Selbstmord!“ erklärte der Richter, der die Tür geöffnet hatte.
„Er ist nicht der erste Schachmeister, der das getan hat“, erwiderte der andere Richter. Er schwieg verlegen, als Solarin sich umdrehte und ihn wütend ansah.
„Wir holen jetzt lieber den Arzt“, erklärte der erste Richter schnell.
Solarin ging zum Waschbecken, in das Fiske den Ring geworfen hatte. Er lag nicht mehr dort. „Ja, holen wir einen Arzt“, sagte er.
Ich jedoch wußte von all dem nichts. Ich saß im Foyer und wartete auf Lily, die unsere dritte Runde Kaffee holte. Wenn ich damals und nicht erst später geahnt hätte, was hinter den Kulissen geschah, hätten die folgenden Ereignisse vielleicht vermieden werden können.
Inzwischen dauerte die Unterbrechung bereits fünfundvierzig Minuten, und der viele Kaffee drückte mir auf die Blase. Ich fragte mich, was das alles zu bedeuten habe.
Lily erschien und lächelte verschwörerisch.
„Stell dir vor“, flüsterte sie, „ich habe an der Bar Hermanold gesprochen. Er sah zehn Jahre älter aus und redete aufgeregt mit dem Notarzt! Wenn wir den Kaffee getrunken haben, können wir gehen. Heute wird nicht mehr gespielt. Man wird es in ein paar Minuten bekanntgeben.“
„Ist Fiske wirklich krank geworden? Vielleicht hat er deshalb so seltsam gespielt.“
„Er ist nicht krank. Die Krankheit kann ihm nichts mehr anhaben...“
„Hat er aufgegeben?“
„Gewissermaßen. Er hat sich kurz nach der Unterbrechung in der Herrentoilette erhängt.“
„Erhängt!“ rief ich, und Lily bedeutete mir, leise zu sein, da sich mehrere Leute nach uns umsahen. „Das kann doch nicht dein Ernst sein!“
„Hermanold meint, Fiske sei der Belastung nicht mehr gewachsen gewesen. Der Arzt ist anderer Meinung. Der Arzt sagt, es sei praktisch unmöglich für einen siebzig Kilo schweren Mann, sich an einer ein Meter achtzig hohen Zwischenwand das Genick zu brechen.“
„Konnten wir den Kaffee stehenlassen und sofort gehen?“ Ich mußte an Solarins grüne Augen denken, und mir wurde übel. Ich brauchte frische Luft.
„Gut“, sagte Lily betont laut, „aber beeilen wir uns. Ich möchte keine Sekunde von diesem aufregenden Spiel versäumen.“ Als wir durch das Foyer eilten, sprangen zwei Reporter auf.
„Oh, Miss Rad“, sagte der eine und trat auf uns zu. „Wissen Sie vielleicht, was los ist? Wird heute noch weitergespielt?“
„Nein, es sei denn, sie ersetzen Fiske durch einen dressierten Affen.“ „Sie halten also nicht viel von seinen Zügen?“ fragte der andere Reporter und machte sich schnell Notizen.
„Was er macht, interessiert mich nicht“, erwiderte Lily überheblich, „mich interessiert nur, wie ich spiele. Und was das Spiel hier betrifft“, fügte sie hinzu und bahnte sich, mit den Reportern im Schlepptau, energisch einen Weg zum Ausgang, „habe ich genug gesehen, um zu wissen, wie es ausgeht.“
Wir traten durch die Doppeltür hinaus auf den Vorplatz und eilten zur Straße.
„Wo zum Teufel ist Saul?“ schimpfte Lily. „Der Wagen soll vor der Auffahrt stehen, das weiß er doch.“
Ich warf einen Blick die Straße entlang und entdeckte Lilys großen blaßblauen Corniche am Ende des Blocks auf der anderen Seite. Ich zeigte ihr den Wagen.
„O wie schön! Das hat mir gerade noch gefehlt: Wieder eine Strafe wegen Falschparken“, stöhnte sie. „Komm, nichts wie weg hier, ehe da drinnen die Hölle losbricht.“ Sie faßte mich am Arm, und wir liefen durch den bitterkalten Wind die Straße entlang. Als wir an der Kreuzung angelangt waren, sah ich, daß niemand im Wagen saß. Von Saul keine Spur.
Wir überquerten rasch die Straße und hielten nach Saul Ausschau. Im Wagen steckte noch der Zündschlüssel. Carioca war auch nirgends zu sehen.
„Ich kann es nicht glauben!“
Lily kochte vor Wut. „In all den Jahren hat Saul den Wagen noch nie einfach unbeaufsichtigt stehenlassen. Wo

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