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Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Katherine Neville - Das Montglane-Spiel

Titel: Katherine Neville - Das Montglane-Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malaxis
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kann er nur sein? Und wo ist mein Hund?“
Ich hörte ein Scharren und Kratzen. Ich öffnete die Wagentür und griff unter den Sitz. Eine kleine Zunge leckte mir stürmisch die Hand. Ich zog Carioca aus dem Versteck und richtete mich auf. Dabei sah ich etwas, das mir das Blut gerinnen ließ. Im Fahrersitz war ein Loch.
„Da!“ sagte ich zu Lily. „Was ist das für ein Loch?“
Als Lily sich vorbeugte, um das Loch genauer zu betrachten, hörten wir einen Aufprall, unter dem der Wagen leicht erzitterte. Ich warf einen Blick über die Schulter, aber es war niemand in der Nähe. Ich ließ Carioca auf den Sitz fallen und richtete mich auf. Dann ging ich um den Wagen herum und betrachtete die dem Metropolitan Club zugewandte Seite. Ich entdeckte ein zweites Loch, das vor ein paar Sekunden noch nicht dort gewesen war. Ich berührte es. Das Blech war warm.
Ich hob den Kopf und blickte zu den Fenstern des Metropolitan Clubs. Eine der Glastüren über der amerikanischen Fahne stand offen. Der Vorhang wehte durch die Tür, aber ich sah niemanden. Es war eine der Türen des Spielzimmers, und zwar diejenige hinter dem Schiedsrichtertisch.
„Mein Gott“, flüsterte ich Lily zu, „jemand schießt auf den Wagen!“
„Ist das dein Ernst?“ fragte sie. Ich zeigte ihr das Einschußloch. Dann folgte sie meinem Blick zu der offenen Balkontür. Auf der Straße war weit und breit kein Mensch zu sehen, und nach dem Schuß war auch kein Wagen vorbeigefahren. Es blieben demnach kaum noch andere Möglichkeiten.
„Solarin!“ rief Lily und packte mich am Arm. „Er hat dich gewarnt und dir gesagt, du sollst den Club auf der Stelle verlassen! Dieser Schweinehund will uns umbringen!“
„Er hat mich gewarnt und gesagt, ich sei in Gefahr, wenn ich im Club bleibe“, erwiderte ich. „Und jetzt habe ich den Club verlassen. Außerdem, wenn uns jemand erschießen will, dann würde er uns aus dieser Entfernung mühelos treffen.“
„Er will mir Angst einjagen, damit ich meine Teilnahme zurückziehe!“ erklärte Lily. „Zuerst entführt er meinen Chauffeur, dann schießt er auf meinen Wagen. Aber so leicht lasse ich mich nicht einschüchtern!“
„Ich schon! Komm, nichts wie weg hier.“
Da Lily, so schnell ihre Körperfülle es erlaubte, zum Fahrersitz eilte, schien sie meine Meinung zu teilen. Sie startete den Motor und gab Gas. Der Wagen schoß mit quietschenden Reifen auf die Fifth Avenue. Carioca überschlug sich auf dem Sitz.
„Ich habe Hunger!“ rief Lily durch den pfeifenden Fahrtwind.
„Jetzt willst du etwas essen?“ schrie ich zurück. „Bist du verrückt? Ich finde, wir sollten zuerst zur Polizei.“
„Auf keinen Fall!“ rief sie entschlossen. „Wenn Harry etwas davon erfährt, läßt er mich einsperren, und dann kann ich nicht am Turnier teilnehmen. Wir beide essen jetzt etwas und werden dabei der Sache auf den Grund gehen. Aber ich kann erst denken, wenn ich etwas im Magen habe.“
„Wenn du nicht zur Polizei willst, dann laß uns in mein Apartment fahren.“
„Du hast doch nichts Vernünftiges zu essen, und in deiner Küche kann man auch nicht kochen. Ich brauche Fleisch, um meine Gehirnzellen in Gang zu bringen.“
„Fahr zu meinem Apartment. Ganz in der Nähe gibt es ein Steakhouse - in der Third Avenue. Aber eines sage ich dir, nach dem Essen gehe ich zur Polizei.“
Lily hielt schließlich vor The Palm, einem Restaurant in der Second Avenue. Sie wühlte in ihrer großen Schultertasche, holte das kleine Schachspiel heraus und setzte statt dessen Carioca in die Tasche. Er steckte den kleinen Kopf über den Rand und wollte sofort wieder herausklettern.
„Hunde dürfen nicht in das Restaurant“, erklärte Lily.
„Und was soll ich damit?“ fragte ich mit dem Schachspiel in der Hand, das sie mir zugeworfen hatte.
„Nimm es mit“, erwiderte sie, „du bist ein Computergenie, und ich bin Schachexpertin. Strategisches Denken ist unser täglich Brot. Ich zweifle nicht daran, daß wir hinter das Geheimnis kommen, wenn wir zusammen darüber nachdenken. Aber zuerst brauchst du ein paar Schachlektionen.“
Lily drückte Cariocas Kopf in die Tasche zurück und schloß den Reißverschluß. „Hast du schon einmal den Salz gehört: 'Die Bauern sind die Seele des Schachs'?“
„Mmm, kommt mir bekannt vor, aber ich weiß nicht in welchem Zusammenhang. Wer hat das gesagt?“
„André Philidor, der Vater des modernen Schachs. Er schrieb etwa zur Zeit der Französischen Revolution ein berühmtes Buch über Schach, in dem er

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