Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
zusammentrieb und mit allen den Hudson entlangspazierte – ein Magnet für uns alle.
Mit ihr erlebten wir Possen und Abenteuer, die alles umfassen: von aufregenden Zeiten in Hollywood hin zum Terroranschlag am 11. September. Eine Hündin schuf eine Großfamilie, die keinen ausschloss und alle veränderte, auch mich.
Natürlich war nichts von dem, was ich Ihnen hier erzählen möchte, geplant oder erwartet. Manchmal frage ich mich, was wohl passiert wäre, wenn ich nie nach Battery Park City gezogen wäre. War alles, was hier passierte, einfach nur Zufall, ein zufälliges Zusammentreffen oder Glück?
Oder war es eine Fügung des Schicksals?
Eines aber kann ich Ihnen sagen: Ich glaube an die Macht der Nähe. Wem wir physisch nahe sind, dem fühlen wir uns oft auch geistig verbunden.
Und deshalb lade ich Sie jetzt ein, in meine kleine Welt in einem Stadtviertel am Wasser einzutreten.
Machen Sie es wie bei einer dieser Computerkarten, mit der man eine x-beliebige Stadt auswählen und dann die einzelnen Stadtteile, die Straßen und die Häuser betrachten kann – kommen Sie zu mir nach Battery Park City und erfahren Sie, was hier passiert ist – kreuz und quer über den Gang.
New York, Mai 2010
1
Die falschen vier Pfoten
I n meiner Jugend war ich kein Hundefreund – um es vorsichtig zu formulieren.
Ich hatte sogar richtig Angst vor Hunden.
Alles fing mit Strippy an, einem gefährlich aussehenden, schwarz-weiß gefleckten English Pointer, der im Hof unseres Nachbarn wütend und aus Leibeskräften zu bellen pflegte.
Er wog gut fünfundzwanzig Kilo und trabte nervös an einer langen Metallkette auf und ab, wenn er nicht gerade Unheil verkündend auf seiner grün-weißen Hundehütte saß und sein Königreich von oben betrachtete.
Strippy war der König des Bergs, und ich war seine Beute, verängstigt von seinem unablässigen Bellen und Knurren. Wir hätten genauso gut neben einem Löwen wohnen können, für mich wäre es auf dasselbe hinausgelaufen.
Wenn es im Sommer auf dem Bondcroft Drive, einer ruhigen Straße in einem Vorort von Buffalo, New York, heiß war, rannten meine Schwester Joanne und ich unter der Rasensprenganlage hindurch und planschten in einem kleinen, knietiefen Wasserbecken. Aber wir waren nicht sorglos, ständig richteten wir wachsam ein Auge auf das kaum zehn Meter von uns entfernte, offenkundig gefährliche Tier.
Später wurde mir klar, dass Strippy bestimmt frustriert war, weil er den ganzen Tag an der Kette hing. Pointer sind kraftvolle, lauffreudige Jagdhunde, sie sind unermüdlich und lieben es, in der Gegend herumzurennen und zu streunen.
Es war also kein Wunder, dass Strippy neurotisch war, ihm fehlten Freiheit und Auslauf. Seine Besitzer hielten ihn an der Kette, um ihn am Weglaufen zu hindern – wie sie behaupteten.
Eines Tages – ich war etwa vier Jahre alt – spielte ich mit meiner Schwester, die damals sechs war, an der Hecke hinter unserem Haus. Plötzlich riss sich Strippy los, raste durch seinen Garten zu uns, setzte über die Hecke und rannte genau auf uns zu.
Mit seinen riesigen Pfoten sprang er uns an und warf uns um, auch wenn er uns nicht wehtat. Vermutlich wollte er bloß mit uns spielen. Aber erklären Sie das mal zwei vor Angst wie gelähmten Kindern.
Das Herz schlug mir bis zum Hals, als er wieder wegrannte.
Meine Mutter hatte alles vom Schlafzimmerfenster aus beobachtet, und als sie zu uns eilte, kauerten wir in den Büschen und weinten hemmungslos. Ich flüchtete mich in einen großen Karton, der auf der Wiese stand, und hockte dort mit schlotternden Gliedern, während meine Schwester sich in die Arme unserer Mutter warf.
Dieses traumatische Ereignis verfolgte uns noch jahrelang. Wann immer ein freundlicher Nachbarhund an uns vorbeilief, blieben wir vor Angst stocksteif stehen wie Statuen.
Als ich zehn Jahre alt war, verschwand diese Angst auf wundersame Weise dank Lady, einer lebhaften Beagle-Hündin, die das Maskottchen unserer Nachbarschaft wurde. Nie werde ich ihr wundervolles Gesicht, die braunen Schlappohren und die ausdrucksvollen braunen Augen vergessen, die buchstäblich funkelten. Sie war zwar ein bisschen rundlich, aber das hielt sie nicht davon ab, der munterste Hund zu sein, den ich je gesehen habe.
Sie rannte mit uns über den Hof, ihr langer Schwanz wedelte heftig hin und her wie ein Scheibenwischer; sie jagte hinter Bällen her und machte Luftsprünge; sie verfolgte mich, wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs war; sie apportierte
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