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Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Titel: Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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aber es war einfach nicht mehr so wie früher. Ich vermisste es, mich um »das Kid« zu kümmern und ihm zuzuhören, wenn er mir von der Schule erzählte. Und auch John fehlte mir, ich hatte den Menschen verloren, dem ich alles anvertrauen konnte, und meinen besten Freund vor Ort. Aber John war damit beschäftigt, sich an seine neue Beziehung und die neue Umgebung zu gewöhnen, und Ryan lebte sich in eine neue Schule ein und schloss neue Freundschaften. Ihr neues Leben hielt also beide ziemlich auf Trab. Und ich machte mir die größten Sorgen um Granny.
    Jeder braucht etwas, das ihm Halt gibt – sei es die Familie, der Freundeskreis oder eine Ersatzfamilie, wie wir sie geschaffen hatten. Pearl hatte einen großen Teil des Halts verloren, auf den sie sich mit der Zeit – vor allem nach Arthurs Tod – immer mehr verlassen hatte.
    Später sagte John einmal nachdenklich: »Es war traurig, weil Ryan nicht mehr so viel Zeit mit Granny verbringen konnte, auch wenn wir sie so oft wie möglich besuchten. Aber ich glaube, ihr fiel die Trennung schwerer als uns.«
    Typisch für Pearl behielt sie ihre Gefühle mir gegenüber für sich, doch um diese Zeit begann sie, ihrer langjährigen Freundin Rose ihr Herz auszuschütten. Rose war eine lebhafte, elegante Frau, die in der Modeindustrie für den französischen Designer Givenchy gearbeitet hatte. Ihr Mann Alvin und Arthur waren Geschäftspartner gewesen. Außerdem war sie eine sachkundige Astrologin, sie konnte sich ausgezeichnet in andere Menschen hineinversetzen und hatte viele berühmte Klienten.
    Rose lebte auf der anderen Seite des Flusses in Fort Lee, New Jersey. Selbstverständlich nahm sie die dramatischen Veränderungen wahr, die in Pearl vorgingen.
    »Ryan verlieh ihrem Leben einen Sinn; sich um ihn zu kümmern, das war etwas, auf das sie sich jeden Tag freuen konnte«, erinnerte sich Rose. »Als Ryan wegzog, zerbrach ihr das Herz. Sie rief mich jeden Tag an und weinte. Sie fühlte sich schrecklich einsam.«
    »Hör mal, Pearl«, erklärte Rose ihr einmal, »nichts im Leben dauert ewig. Wenn neue Menschen in unser Leben treten, hat das meist einen bestimmten Grund. Vielleicht brauchen wir sie dann besonders stark. Aber irgendwann zieht jeder weiter.«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Ich rede mal mit Glenn. Vielleicht kann er etwas tun.«
    »Nein, tu das nicht!«, protestierte Pearl rasch.
    »Nimm es nicht persönlich«, fuhr Rose fort. »Selbst wenn du seine richtige Großmutter wärst, würdest du ihn nicht mehr so häufig sehen wie früher. Schließlich wird Ryan immer größer, und Jungs in seinem Alter wollen mit ihren Freunden zusammen sein. So ist das nun mal.«
    Später sagte Rose einmal zu mir: »Es fiel Pearl sehr schwer, das zu akzeptieren. Sie hatte das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. Sie hat mir erzählt, für sie sei es gewesen, als würde sie Arthur noch einmal verlieren.«
    Mit achtundachtzig Jahren und ohne »ihren Jungen« war es, als sei der Ballon mit Pearls Lebensgeistern geplatzt. Sie war zwar noch immer relativ robust und im Vergleich zu ihren Altersgenossen noch sehr selbstständig. Nach wie vor erledigte sie alle ihre Einkäufe selbst und kochte. Aber wenn ich sie dabei beobachtete, erkannte ich, dass sie es nur noch mechanisch tat. Ihr Wunsch zu kochen und zu backen war fast verschwunden und ihre Lebensfreude genauso. Sie war eindeutig deprimiert.
    Wenn ich an ihrer Wohnung vorbeikam, drang manchmal Musik auf den Flur. Oft hatte sie eine ihrer Lieblingsschallplatten von Billie Holiday aufgelegt, und das Lied »Lady sings the Blues« war zu hören, einer der bekanntesten Songs der Jazzsängerin. In gewisser Weise stand die wehmütige Musik im Einklang mit der Stimmung auf unserem ohne Ryan verwaisten Flur.
    Sie vernachlässigte immer mehr Dinge. Obwohl sie nie sehr pingelig gewesen war, wirkte ihre Wohnung zunehmend unordentlich. Oft machte sie nicht einmal ihr Bett, während Arthurs Einzelbett stets tadellos gemacht war – eine ständige Erinnerung an ihren Verlust. Immer öfter kramte sie in der riesigen Schublade mit den alten Fotos und verlor sich in Erinnerungen an ihre Vergangenheit. All das stimmte mich sehr traurig. Ich versuchte, sie mit einer Einladung in ein Restaurant bei Laune zu halten, doch meist lehnte sie ab.
    Am meisten beunruhigte mich, dass ihr stets völlig klarer Verstand ein bisschen unscharf wurde. Manchmal wirkte sie orientierungslos und geistesabwesend. Einmal hatte sie einen völlig leeren Gesichtsausdruck,

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