Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
als ich sie draußen in der Nähe unseres Drugstores bei einem Schaufensterbummel traf. Aber wenn wir anfingen, uns zu unterhalten, und sie gezwungen war, sich zu konzentrieren, wurde sie sofort wieder klar.
»Wie geht’s meiner süßen Kleinen?«, gurrte sie, während Katie wie üblich begeistert an ihr hochsprang.
»Autsch! Deine Krallen sind ziemlich scharf. Wann gehst du denn wieder zu Betty?«
Früher hatte sie Katie beim Gassi gehen unter Kontrolle gehabt, doch jetzt geriet sie fast aus dem Gleichgewicht, wenn Katie an der Leine zog, was sie ziemlich oft tat.
Nach einem Gesundheitscheck erfuhren wir, dass die Älteste hohen Blutdruck hatte und außerdem unter Blutarmut litt. Das erklärte, warum ihr oft schwindlig war und sie wacklig auf den Beinen stand. Ihre Kräfte schwanden.
Früher hatte sie nie über ihre Gesundheit gesprochen, doch jetzt klagte sie über Krämpfe, Magenschmerzen und Verdauungsbeschwerden. Einen Facharzt aufzusuchen, schob sie jedoch vor sich her, auch wenn ich sie immer wieder dazu drängte. Bis in den Sommer 2001 hinein hielt ich ihr Vorträge, dass sie sich endlich einmal gründlich untersuchen lassen sollte. »Du musst dich um deine Gesundheit kümmern und eine Darmspiegelung machen lassen.«
»Hör auf damit!«, fauchte sie. »Ich mache es, wenn es mir passt. Hör auf, dir Sorgen zu machen. Es geht mir gut.« Doch da das ganz offenkundig nicht stimmte, fiel es mir schwer, ihr nicht damit in den Ohren zu liegen.
Mittlerweile kam auch Katie in die Jahre und hatte gesundheitliche Probleme – Arthritis und eine Sehschwäche machten ihr zu schaffen. Mit dreizehn Jahren ging sie zwar nach wie vor gern nach draußen und sprang auf dem Flur hinter ihrem blauen Gummiball her, aber sie konnte nicht mehr so schnell und so ausdauernd rennen wie früher, und manchmal prallte sie gegen die Wand.
»Katie hat eine Linsentrübung«, erklärte mir Dr. Simon. »Aber sie sieht noch das Notwendigste. Früher oder später sollten wir daran denken, sie zu operieren, aber vorläufig sollten wie sie einfach in Ruhe lassen.«
Wir waren die drei Stockwerke zu unserer Wohnung immer hinaufgelaufen, doch eines Tages rutschte Katie aus, stürzte die Stufen hinunter und landete auf der Seite. Sie heulte laut auf und wimmerte vor Schmerz und Verwirrung. Ich hob sie hoch und versuchte, sie zu beruhigen. Sie tat mir schrecklich leid. Ich fuhr gleich mit ihr zum Tierarzt, um sie röntgen zu lassen. »Katie hat Glück gehabt«, meinte Dr. Simon, »nichts ist gebrochen oder geprellt, außer ihrem Ego.«
Danach nahmen wir den Aufzug, denn Katie hatte nicht mehr die Kraft zum Treppensteigen.
Sie wollte weiterhin auf mein Bett springen, doch auch das schaffte sie eines Tages nicht mehr. Ich sah, wie sie zu springen versuchte, doch dann nach hinten umkippte und auf dem Teppich landete. Sie wirkte ziemlich verstört und empört. Daraufhin erstand ich eine kleine Trittleiter, deren drei Stufen mit Teppich bespannt waren. So konnte sie aufs Bett klettern – dieses Problem war immerhin gelöst.
»Mein kleines Mädchen wird eine Seniorin«, gurrte Pearl, die nach wie vor begierig war, alles über Katies Pflege und ihren Zustand zu erfahren. Sie ging mit ihr nicht mehr so häufig spazieren wie früher, doch sie nahm sie noch immer gerne bei sich auf. Dann lagen die zwei meist im Bett und machten ein langes Nickerchen, häufig bei laufendem Fernseher.
Es tat mir weh, die beiden so verändert zu erleben, so gebrechlich und manchmal richtig apathisch. Doch gleichzeitig war es auch unglaublich süß, diesen zwei Seelenverwandten beim Kuscheln zuzusehen und dabei, wie sie einander den Trost und die Zärtlichkeit schenkten, die sie brauchten.
Da Ryan und John nicht mehr da waren und Granny und Katie immer hinfälliger wurden, war auch ich nicht mehr so glücklich. Das Leben in Battery Park City war einfach nicht mehr so lustig wie früher. Allerdings ahnte ich nicht, wie dramatisch sich unser aller Leben bald ändern würde.
18
Der Tag,
an dem unsere Welt stillstand
D ienstag, der 11. September 2001, fing an wie ein Tag aus dem Bilderbuch – sonnig und warm. Nachdem ich frühmorgens gejoggt war, setzte ich mich an meinen Computer, um ein paar Briefe zu schreiben, während Katie träge und zufrieden unter dem Schreibtisch lag; ihr Kopf ruhte auf meinem rechten Fuß.
Der Blick aus meinem Fenster auf die Küste von New Jersey war an jenem Morgen umwerfend. Auf der mit Spiegeln verkleideten Wand meines Arbeitszimmers
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