Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
und John waren zwar ein wenig verlegen, dass man sie für eine Zeitschrift fotografierte, doch bei Katie war das wahrhaftig nicht der Fall. Mit fast zwölf Jahren war sie beinahe noch immer so kraftvoll wie früher. Als erfahrenes Model versuchte sie, Mittelpunkt jeder Aufnahme zu sein, und starrte in die Kamera, ohne beim Blitzen zu blinzeln. Betty hatte sie gekämmt, ihr blondes Fell glänzte, ihre Ohren waren nie flauschiger. Sie war ein ausgebuffter Profi und eine richtige Rampensau.
Selbst als der Fotograf nur Pearl und Ryan beim gemeinsamen Kochen am Herd aufnehmen wollte, ließ Katie das nicht zu. Hartnäckig stupste sie den Fotografen an sein Bein, bis er nachgab und sie auf die Küchentheke setzte, wo sie an vorderster Stelle mit dabei war. Auf dem Foto steckt sie die Nase in die Pfanne, während Pearl die Eier rührt.
Als der Artikel erschien, berührte er die Leserschaft offenbar sehr: Er wurde zu einem meiner beliebtesten Artikel.
Trotz Pearls angeborener Bescheidenheit und ihrer anfänglichen Abneigung, im Rampenlicht zu stehen, war sie doch sehr begeistert über diesen Artikel. Ich überreichte ihr mehrere farbige Kopien, und sie verteilte sie an all ihre Freundinnen im Haus.
Die meiste Zeit ihres Lebens hatte Pearl im Hintergrund gestanden, sie hatte in aller Bescheidenheit ein Leben geführt, das manche wohl als ziemlich durchschnittlich bezeichnen würden. Ganz gewiss hatte sie nie die Öffentlichkeit gesucht. Mit ihrem großen Herzen und ihren kundigen Händen hatte sie stets anderen geholfen, vor allem ihrem Mann und ihrer Familie – und dann natürlich uns.
Aber jetzt war sie der Star.
Auf dem Höhepunkt dieses Erfolgs traten einschneidende Ereignisse ein, die bald alles veränderten.
John hatte aktiv nach einem neuen Lebenspartner gesucht und war schließlich fündig geworden. Es schien ziemlich ernst zu sein. Granny hatte bei vielen Verabredungen den Daumen gesenkt, typischerweise sagte sie: »Ach du meine Güte, dieser Bursche? Vergiss ihn!« Doch Johns neue Flamme, Peter, war ein warmherziger Mensch, der auch Pearl gefiel. Peter war sehr erfolgreich als Headhunter, dabei aber auch fürsorglich und mit der Gabe gesegnet, aus einem Haus ein Heim zu machen.
John, ein sehr nüchterner, praktischer Mensch, war womöglich der am wenigsten materialistisch denkende Freund, den ich hatte. Er achtete kaum auf Kleidung, Möbel oder sonst etwas, was auch nur im Entferntesten mit Luxus zu tun hatte. Peter war das genaue Gegenteil: Er sammelte Möbel, Kunst und Schmuck. Seine große Wohnung in der Nähe der Carnegie Hall war randvoll mit Dingen, die John völlig wesensfremd waren.
Die zwei waren wirklich sehr gegensätzlich. Peter war extrem ordentlich, ehrgeizig und hervorragend organisiert, John hingegen entspannt und lässig. Aber sie ergänzten sich bestens, jeder hatte etwas, was der andere brauchte. John wollte eine stabile Beziehung und ein gemütliches Zuhause, während Peter, der allein in einer wunderschönen Wohnung lebte, sich eine Familie wünschte.
Wenn ich die beiden beobachtete, fiel mir auf, wie sehr John Peters zupackendes Wesen und seine spontane Liebenswürdigkeit bewunderte; und Peter war gerührt von Johns Liebe zu Ryan und davon, wie er es schaffte, seine Pflichten unter einen Hut zu bringen.
Ich gebe zu, dass ich mich manchmal unwohl fühlte und über Peter ärgerte, weil seine Anwesenheit den Fokus der Aufmerksamkeit verlagerte. Granny und ich wurden in gewisser Weise in den Hintergrund gedrängt.
Bald verbrachte Peter mehr und mehr Zeit bei uns. Er machte aus Johns karg möblierter Wohnung ein gemütliches Nest, brachte Vorhänge, Teppiche, Lampen und Pflanzen mit und füllte sowohl Johns als auch Ryans Kleiderschrank auf. John war glücklich über diese Entwicklung, und Pearl hieß Peter in ihrem Esszimmer willkommen und nahm ihn in unsere Gruppe auf.
Die Schattenseite war, dass John im Mai 2000, genau sieben Jahre, nachdem er mit Ryan bei uns eingezogen war, verkündete, dass er in Peters geräumigere Wohnung nach Uptown ziehen würde. Sosehr mich das für ihn freute, so enttäuscht war ich auch, denn ich wollte die zwei nicht verlieren.
»Es ist an der Zeit, dass wir gehen«, erklärte John mir leise. »Wir werden dich und Granny sehr vermissen, doch es ist ein großer Schritt nach vorn für mich. Und ich ziehe ja aus einem glücklichen Grund um.« Aber natürlich war das nicht für alle ein Glück.
»Ich bin schrecklich traurig«, gestand ich Pearl. »Ich werde
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