Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
behandelt werden würde. Für MMI besaß ich wenigstens eine Eigenschaft, die mich unersetzlich machte. Oder zumindest hatte ich sie besessen.
Wenn ich sie nicht wiederbekam, würde ich nicht wissen, was ich tun sollte.
Owen schob die kleine, schön verpackte Schmuckschachtel in die Brusttasche seines Jacketts und fragte dann: »Und jetzt?«
»Wegen des Buches gehen wir am besten zum Strand Bookstore. Vielleicht finden wir dort eine seltene Erstausgabe.«
»Gute Idee. Schaffen Sie das zu Fuß?«
»Natürlich.« Da unser Gespräch mit Mimi bereits zu einem Abschluss gekommen war, verspürte ich nicht das Bedürfnis, mich zu verabschieden, als wir den Laden verließen. Wir liefen zurück zum Broadway und dann Richtung Uptown. »Haben Sie irgendeine Idee, für welche Bücher er sich interessieren könnte?«, fragte ich.
»Lassen Sie uns erst mal schauen, was sie dahaben. Über Thanksgiving habe ich mir James’ Bibliothek näher angesehen, sodass ich weiß, was er schon hat.«
»Ich wünschte, meinen Vater könnte man auch so einfach beschenken. Aus der Ferne weiß ich natürlich nie, was er inzwischen schon alles hat. Und wenn man ihn fragt, wünscht er sich nie etwas anderes als Socken und Handschuhe.«
»Socken und Handschuhe? Wirklich?«
»Ja, und für meinen Vater ist das schon extravagant. Was wünschen Sie sich denn normalerweise?«
»Nichts. Ich habe niemanden, der mir etwas schenken könnte.« Ich hätte mich in den Hintern treten können, dass ich so gedankenlos gewesen war, ihn das zu fragen. Nach dem, was er mir über sich erzählt hatte, hätte ich mir denken können, wie die Antwort ausfallen musste.
Wir kamen zur Grace Church, an der ich mich früher, als ich noch nichts von der Existenz der Magie wusste, immer gegruselt hatte, weil ich dort manchmal Sam gesehen hatte und manchmal nicht. Ich versuchte nicht hinzugucken, als wir an der Kirche vorbeigingen, und beschleunigte stattdessen meinen Schritt. Ich wollte nicht gern an das erinnert «erden, was ich verloren hatte. Owen ging jedoch langsamer.
Dann blieb er stehen und sah plötzlich aus wie erstarrt. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass vermutlich irgendwas passierte, wäre es mir gar nicht aufgefallen. So war das also für den Rest der Welt, wenn einer von uns stehen blieb, um mit einem Gargoyle zu sprechen. Owens Starre musste eine Unterhaltung kaschieren. Auch wenn der Verlust meiner Immunität mich schmerzte, so hatte er doch definitiv auch seine erhellenden Seiten. Dennoch wollte ich diesen Unterricht sehr gern beenden und wieder meinen normalen Zustand zurückerlangen.
Owen löste sich aus seiner Starre und ging weiter neben mir her. »Seltsam«, sagte er. »Normalerweise übernimmt Sam immer diese Schicht.«
Ich versuchte so zu tun, als wüsste ich, wovon er redete. »Er hat mir erzählt, er hätte über die Feiertage sehr viel gearbeitet. Vielleicht hat er mit jemandem getauscht.«
»Das wird es sein.« Es überraschte mich, dass er mich nicht fragte, warum ich mich nicht an dem Gespräch beteiligt hatte.
Als wir an dem Buchladen ankamen, ging er schnurstracks zum Antiquariat weiter, das im angrenzenden Gebäude untergebracht war. In so etwas war er offenbar geübt, was mich auch nicht weiter erstaunte, wenn ich an die vielen alten Bücher in seinem Büro dachte. Wahrscheinlich kannte er jeden Antiquar der Stadt. Wir fuhren mit dem Aufzug hoch und betraten das Antiquariat. Der Verkäufer erkannte Owen, und Owen schien auch ihn zu kennen, was mich beruhigte, da ich diesen Einkauf sicher nicht so leicht gewuppt bekommen hätte, wenn Owen sich erneut stumm gestellt hätte.
Owen ging an Regalen und Tischen vorbei, die alle von Büchern überquollen, und blieb dann vor einem Bücherschrank stehen. Er runzelte die Stirn und ließ seine Hand über die Buchrücken wandern. Bei einem Buch hielt er plötzlich inne und zog; es heraus. »Sehen Sie sich das an«, flüsterte er. »Sieht aus wie eine frühe Ausgabe von Dickens. Wenn das stimmt, ist sie sehr wertvoll, aber was sehen Sie?«
Er fragte mich nach meiner Meinung als Verifiziererin, die immun gegen Zauber war. Und ich konnte nichts sehen.
»Ich … verstehe nichts von alten Büchern«, stotterte ich, während ich gegen einen Anfall von Panik ankämpfte.
Ich sollte es ihm sofort sagen, dachte ich, doch die Begegnung mit Mimi war mir noch zu frisch in Erinnerung. Ich konnte es nicht riskieren, dass ich meinen Job verlor, weil ich genau die Fähigkeit nicht mehr besaß, die mich
Weitere Kostenlose Bücher