Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
Party fand in der hoch aufragenden, kathedralenartigen Lobby des Gebäudes statt. Ich hatte eigentlich gedacht, dass das ein merkwürdiger Platz für die Weihnachtsfeier wäre, aber in den wenigen Stunden seit Büroschluss war der Saal verwandelt worden. In jeder anderen Firma hätte ein ganzes Team von Dekorateuren eine Woche gebraucht, um einen Raum derart zu verändern. Aber bei MMI hatten wahrscheinlich nur ein paar Leute mit der Hand gewedelt.
Von den Balkongeländern über der Lobby hingen üppige grüne Girlanden. Winzige Lichter blinkten zwischen Zweigen hervor, und ich hatte so eine Ahnung, dass dabei keine Kabel im Einsatz waren.
Leuchtende Sterne, die wie größere Ausgaben von denen aussahen, die jemand in meinem Büro platziert hatte, schwebten unter der Decke. Weihnachtsbäume umgaben den ganzen Raum, und der Baum in der Mitte, da wo sonst immer der Wachmann saß, reichte fast bis zum Dach. Zwischen den Weihnachtsbäumen waren Tische mit Essen und Getränken verteilt. Am Fuß der Treppe spielte ein Streichquartett, dessen Bögen sich von unsichtbarer Hand bewegten.
»Phantastisch«, sagte ich.
»Unsere Dekorationszauberer gehören zu den besten auf dem Markt«, bemerkte Owen, während er mir aus dem Mantel half. »Die sind um diese Jahreszeit sehr beliebt.« Er zeigte auf einen der kleineren Bäume, der aussah, als glitzerten seine schneebedeckten Zweige im Mondlicht. »Das ist einer von meinen. Ich hab ihn erfunden, als ich noch in der Schule war. Von den Tantiemen habe ich mehr oder weniger mein Haus bezahlt.«
»Er ist sehr schön. Gar kein Vergleich zu den Folien-Eiszapfen, die wir zu Hause in den Baum gehängt haben.«
Er gab unsere Mäntel an der Garderobe ab, und wir legten unsere Wichtelgeschenke unter dem riesigen Baum in der Mitte ab. Mir fiel auf, dass einige Bäume, wenn ich sie aus dem Augenwinkel betrachtete, verschwanden oder ungeschmückt waren. Auch wenn meine fehlende Immunität eigentlich ein Problem war, freute ich mich doch, dass ich auf diese Weise wenigstens einen kurzen Eindruck von ihrer Großartigkeit bekam. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und flüsterte Owen ins Ohr: »Wie viel davon ist Illusion und wie viel echt?«
»Die guten sind immer echt. Illusionen sind nur Abkürzungen.«
»Das heißt, ich kann Ihren Baum auch dann noch sehen, wenn meine Immunität wiederhergestellt ist?«
Er gab mir einen aufmunternden Händedruck. »Ja, das können Sie.«
»Wissen Sie, durch diese ganze Erfahrung habe ich wirklich eine neue Sicht auf die Dinge bekommen. Einiges davon werde ich vielleicht sogar vermissen.«
»Hoffen wir erst mal, dass Sie überhaupt Gelegenheit bekommen, es zu vermissen. Wird es schon besser?«
»Schwer zu sagen. Es kommt so schleichend.«
Ein kleiner Mann mit beginnender Glatze kam zu uns. Ich erkannte ihn als Owens Chef, Mr. Lansing, der angeblich ein Frosch war. Er streckte mir eine Hand entgegen. »Arthur J. Lansing, Direktor der Forschung & Entwicklung. Ich glaube, wir sind uns noch nicht offiziell vorgestellt worden.«
Ich schüttelte seine Hand und musste mich zusammenreißen, um nicht zurückzuzucken, als sie sich kalt und glitschig anfühlte es war, ehrlich gesagt, wie einem Frosch die Hand zu geben. »Freut mich«, sagte ich. »Ich bin Katie Chandler, die Assistentin des Geschäftsführers.«
»Ja, ich weiß. Normalerweise schicke ich diesen Jungen hier zu allen Besprechungen. Ich komme nicht viel vor die Tür, wissen sie.«
Ich lächelte und wandte mich Owen zu, um eine Bemerkung über diese Besprechungen zu machen, aber dann hätte ich fast einen Satz gemacht, denn der Mann verwandelte sich vor meinen Augen in einen Frosch. Vor mir stand ein gigantischer brillentragender Frosch in einem Smoking, Ich musste mich arg zusammennehmen, um nicht schreiend wegzurennen.
Stattdessen lächelte ich und sagte: »Ohne diese ganzen Besprechungen bekommen Sie sicher viel mehr getan.«
»Na, so was, schon wieder leer.« Er gestikulierte mit seinem Glas. »Ich muss mir etwas nachschenken gehen. Hat mich gefreut, mit Ihnen zu sprechen.«
Damit hopste er von dannen, und ich hatte Mühe, nicht wild loszukichern.
»Lassen Sie mich raten: Es kommt zurück«, flüsterte mir Owen ins Ohr.
»Und ob, und auch noch in einem interessanten Moment. Was ist das eigentlich immer mit diesen Fröschen? Davon springen zur Zeit eindeutig zu viele in meinem Leben herum.«
Er zuckte mit den Schultern. »Die sind halt ein Klassiker und kommen nie aus der Mode. Ich
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