Katie Chandler 02 - Alles ausser Hex-ok-neu
ihm, bevor er sich erholte und uns vielleicht etwas antat.
»Dieser Typ hat sich ja wirklich seltsam aufgeführt«, raunte Mom mir in einem verschwörerischen Ton zu, als wir das Deli verlassen hatten. »Vielleicht hat er sich ein bisschen zu früh am Tag einen hinter die Binde gekippt.« Sie machte eine Trinkgeste, als hätte sie das Gefühl, ich würde nicht verstehen, was sie meinte. »Mavis Alton hat sich bei einem Lunch der Kirchengemeinde mal genauso benommen, und uns war allen klar, dass sie am Hustensaft genippt hatte, wenn du verstehst, was ich meine. Vielleicht hat er ein Problem. Mavis hatte mit Sicherheit eins.
Sie musste einen Monat zur ›Kur‹, um wiederhergestellt zu werden.«
»Ja, der hat Probleme, so viel steht fest«, erwiderte ich und fragte mich, ob eine Ritalin-Verschreibung unserer Sache zu- oder abträglich sein würde.
Als wir am späten Nachmittag zurück in die Wohnung kamen, saß Dad mit Gemma, Marcia, Jeff und Philip beim Kaffee. Dad lachte gerade über irgendetwas, und ich hoffte, dass Gemma und Marcia geistesgegenwärtig genug waren, alles, was sie ihm erzählten, so zu zensieren, dass es elterntauglich war.
Nicht dass ich irgendetwas getan hätte, das einer Beschönigung bedurft hätte, aber das würde sich ja jetzt ändern.
»Ich hab schon alle unsere Weihnachtseinkäufe erledigt«, verkündete Mom, während sie einen ganzen Arm voll Einkaufstüten auf dem Boden abstellte.
»Wir haben Geschenke für die Jungs, deren Frauen, die Enkel und meine Schwester. Für deine Verwandtschaft bist du selbst zuständig.«
Dad nahm einen Schluck Kaffee, genoss ihn ausgiebig, schluckte und sagte dann: »Wie ich sehe, sprichst du wieder mit mir.«
»Dein Geld unter die Leute zu bringen war eine prima Therapie. Außerdem hatten wir ein sehr vergnügliches Mittagessen.« Als ›vergnüglich‹ hätte ich es nicht unbedingt bezeichnet, aber wenn sie es so sehen wollte, warum nicht?
»Hast du dir auch was gekauft, Katie?«, wollte Gemma wissen.
»Allerdings hab ich das!« Ich öffnete die Bloomingdale’s-Tüte und zog triumphierend die Schuhschachtel heraus.
»Das sind doch nicht etwa …«
»Doch, das sind sie!« Ich lüpfte den Deckel, um sie ihr zu zeigen.
»O mein Gott!«, kreischte sie. »Ich bin ja so froh, dass du sie gekauft hast!«
Marcia lehnte sich herüber. »Lass mal sehen.«
Ich nahm einen Schuh aus der Schachtel und hielt ihn zur allgemeinen Begutachtung hoch. »Super, nicht?«
»Wow«, hauchte Marcia. »Zieh sie an und führ sie uns vor.«
Mom verdrehte die Augen, zog ihren Mantel aus und legte ihn über die Sofalehne. »Ihr Mädels und eure Schuhe, also ehrlich! Katie, Schätzchen, wenn du die Schuhe vorführst, dann zieh doch auch gleich dein neues Kleid dazu an.« Sie wandte sich an Dad.
»Ich hab Katies Weihnachtsgeschenk dieses Jahr vorgezogen.«
Gemma scheuchte mich in Richtung Schlafzimmer. »Los, los, zeig uns alles!«
Ich ging ins Schlafzimmer, schloss die Tür hinter mir und zog mich um. Zum Schluss schlüpfte ich in die Schuhe. Dabei spürte ich den gleichen Energie-Kick wie beim ersten Anprobieren und war froh, dass ich mich über meinen Pragmatismus hinweggesetzt hatte.
Bevor ich zurück ins Wohnzimmer ging, bewunderte ich mich im Ganzkörperspiegel auf der Rückseite der Schlafzimmertür. Ich sah gar nicht mehr wie ich selbst aus. Ich wirkte älter, mondäner. Ja, und sogar sexy, und das war nun wirklich kein Wort, das man häufig auf mich anwenden konnte. Danach atmete ich tief ein und öffnete die Tür.
Jeff stieß einen bewundernden Pfiff aus. Philip erhob sich von seinem Platz und betrachtete mich mit Ehrfurcht im Blick. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so von einem Mann angeguckt worden zu sein. Gemma applaudierte, und Marcia schüttelte langsam bewundernd den Kopf. Dad schluckte schwer und sagte dann: »Du sieht wirklich hübsch aus, Baby.«
Nur Mom wirkte relativ unbeeindruckt. Nachdem sie mich kritisch beäugt hatte, sagte sie: »Wahrscheinlich hast du recht. Die Schuhe passen gut zu dem Kleid. Es sieht hübsch zusammen aus. Aber ich finde trotzdem, wenn man so viel Geld für ein Paar Schuhe ausgibt, sollten sie etwas für jeden Tag sein.«
»Aber wenn man sie jeden Tag tragen würde, wären sie doch nichts Besonderes mehr, Mrs. Chandler«, wandte Gemma ein. Als sie sah, dass Philip mich noch immer angaffte, stieß sie ihm ihren Ellbogen in die Rippen. Er blinzelte kurz und setzte sich dann wieder.
»Ich hoffe, Ethan hat was Gutes
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