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Katja Henkelpott 3 - Katja Henkelpott kommt in die Schule

Katja Henkelpott 3 - Katja Henkelpott kommt in die Schule

Titel: Katja Henkelpott 3 - Katja Henkelpott kommt in die Schule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Sakowski
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Hof betreten will.
    Was meine Oma kann, kann ich auch. Ich werde mich mit Bäumchen auf die Lauer legen und wenn eine Maus vorüberkommt, spring ich durch die Luft und mach ihr vor, wie man die Beute am Schwanz packen muss.
    Bestimmt kann ich selber auch noch was lernen. Die Welt ist nämlich größer als Pälitzhof und Rostock und vielleicht höre ich was davon in der Schule.

Tierkunde

    Ich fragte meine Großmutter Habenicht, ob ich Bäumchen draußen auf dem Hof ein wenig unterrichten dürfte.
    »In welchem Fach?«, fragte sie erstaunt.
    »Tierkunde«, sagte ich. »Bäumchen hat ja nicht einmal einen echten Vogel gesehen.«
    »Meinetwegen«, sagte meine Großmutter. »Zeig ihr was von der Welt. Und damit euch Zottel nicht in die Quere kommt, sperren wir ihn vorsichtshalber in seinen Zwinger ein.«
    Ich nahm Bäumchen auf den Arm, trug sie hinaus auf den Hof und setzte sie auf den Stapel mit gespaltenem Brennholz, der an der Mauer aufgeschichtet ist. Damit das Holz nicht zusammenrutscht, sind rechts und links ein paar Pfähle eingeschlagen, die den Stapel überragen.
    Bäumchen nahm Platz. Sie setzte sich auf den Hintern, den Oberkörper kerzengrade aufgerichtet, und sah zuerst wie eine Porzellanfigur aus. Total erstarrt.
    Ich stellte mir vor, ein Zauberer verzaubert mich. Er wirft ein Tuch über meinen Henkelpott und wenn er es wegzerrt, bin ich der kleine Muck und stehe auf dem Basar von Bagdad herum. Ich wäre genauso geplättet wie Bäumchen und würde Augen machen wie sie.
    Auf einmal kam ein Schwarm von Sperlingen angeschwirrt und ließ sich neben dem Brennholz nieder. Dort hatte meine Oma hingeworfen, was von den Pellkartoffeln übrig geblieben war. Die Spatzen suchten gerade was zu picken. Sie tschilpten und balgten sich auf dem Hof herum. Sie hatten ein paar von den Jungen mitgebracht. Die waren schon ziemlich groß, wollten sich aber nicht selber ernähren, obwohl sie mitten im Futter standen. Sie spielten die armen Kinder, ließen zitternd ihre Schwingen hängen und rissen ihre Schnäbel so lange sperrangelweit auf, bis ihnen die Alten was hineinstopften.
    Jetzt war Bäumchen nicht mehr zum Denkmal erstarrt. Sie kroch auf dem Bauch bis zum Ende des Stapels.
    Ich hätte am liebsten vor Begeisterung losgebrüllt: Sie lernt es! Sie hat geschnallt, dass sie aus einer uralten Raubtierfamilie stammt. Vielleicht nicht ganz so alt wie die Igel. Kann aber sein, dass sie mit den Panthern verwandt ist, die im Zirkus durch brennende Reifen hechten.
    Ich zischte: »Bäumchen, spring!«
    Sie hat’s nicht getan.
    Sie hat bloß zwischen den Pfählen hindurch mit einer weißen Pfote gedroht. Die Sperlinge stoben auf, versammelten sich auf den Zweigen des Nussbaums, schauten ein Weilchen von oben herunter. Und schon kamen sie wieder angebraust, um sich an den Pellkartoffeln zu mästen.
    Sie haben sich über Bäumchen lustig gemacht, hüpften vor ihrer Nase hin und zurück und tschilpten. Es klang beinahe, als lachten sie, wenn ihnen das schneeweiße Raubtierpfötchen winkte.
    Erst als Moritz mit dem schwankenden Hängeschweinbauch näher latschte, haben die frechen Spatzen das Weite gesucht. Mit einem Mal konnten die kleinen Sperlingskinder genauso gut schwirren wie die Alten. Es hat einen Wind gemacht, als sie hinter dem Dach verschwanden.
    Moritz nahm auf dem Holzstoß neben Emeline von Rosenbaum Platz. Da hat sie geschmeichelt den Kopf hin- und hergedreht und an sich herumgeleckt, um sich herauszuputzen.
    Dann haben sich beide unheimlich lange in die Augen gesehen.

    Vielleicht hatte sie der Kater Moritz hypnotisiert. Sie vergaß nämlich, dass sie einen Stammbaum hat wie ein vornehmes Fürstenhaus, und wälzte sich plötzlich auf dem Rücken. Ich bin erst sechs und komme in die Schule, aber ich weiß Bescheid. Ich dachte, wenn sich diese beiden befruchten, kommt es heraus. Bäumchen bringt rote Junge zur Welt. Ich krieg einen Riesenkrach mit Tante Parisius und keinen teuren Ranzen. Ich schnauzte den Moritz an: »Hau ab!«, und brachte Bäumchen in Sicherheit, obwohl sie noch nicht viel gelernt hatte an diesem Tag.

Alles wegen der Krümel

    Ich erzählte meiner Großmutter von den Spatzen, die Bäumchen gehänselt hatten, bis der Kater Moritz erschienen war, um die Sperlinge zu vertreiben. Und dass sie viel Wind gemacht hatten, als sie verschwanden.
    »Ja«, sagte meine Großmutter, »der Spatz ist ein komischer Vogel. Er hat sich den Menschen als sein Lieblingsgeschöpf erwählt und ich mag den Piepmatz auch.

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