Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katrin mit der großen Klappe

Katrin mit der großen Klappe

Titel: Katrin mit der großen Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
Vom Netzwerk:
du keinen Krach schlägst!“
    „Ist es so schlimm?“
    „Ja, ziemlich. Ich finde es
einfach gemein, wenn du mich fragst. Du schadest aber nur dir selber, wenn du
um dich haust. Du mußt versuchen, einen ruhigen Kopf zu bewahren.“
    „Silvy führt also etwas gegen
mich im Schilde. Das habe ich geahnt“, sagte Katrin. „Also, schieß los! Laß
mich nicht so lange zappeln!“
    „Sie hat dein Aufsatzheft.“
    Leonore wagte nicht, Katrin
anzusehen, als sie es sagte. Sie wußte selber nicht, was sie auf diese
Erklärung hin erwartet hatte, wahrscheinlich ein Wutgeheul oder etwas
ähnliches. Jedenfalls hätte sie nie gedacht, daß Katrin diese Eröffnung ganz
ruhig hinnehmen würde. Nachdem Sekunden verstrichen waren und Katrin immer noch
nichts sagte, warf Leonore ihr einen Seitenblick zu. Zu ihrer maßlosen
Verblüffung stellte sie fest, daß Katrin lächelte.
    „Nanu?!“ sagte Leonore
verblüfft. „Du scheinst dir ja gar nichts daraus zu machen!“
    „Warum auch?“
    „Ich dachte...“
    „Du dachtest, daß ich etwas zu
verbergen hätte. Das stimmt aber gar nicht. Was ich in meinem Aufsatz
geschrieben habe, kann jede von euch lesen. Wer legt schon Geheimnisse in einem
Klassenaufsatz nieder?!“
    „Du hast natürlich recht“,
sagte Leonore verwirrt. „Aber dann begreife ich nicht, warum Silvy so getan
hat, als wenn sie eine tolle Entdeckung gemacht hätte.“
    „Reine Wichtigtuerei“, erklärte
Katrin wegwerfend, „du kennst sie doch!“
    „Du hast wahrscheinlich recht!“
rief Leonore ganz erleichtert. „Bin ich froh, daß ich mit dir darüber
gesprochen habe! Du ahnst ja nicht, was für ein übles Gefühl ich gehabt habe.
Aber jetzt ist alles wieder gut!“ Sie schob ihre Hand unter Katrins Arm.
    Den Rest des Weges plauderten
sie über alles mögliche, und dann, als sie das kleine Einfamilienhaus erreicht
hatten, in dem Leonore mit ihren Eltern und Geschwistern wohnte, trennten sich
beide nur ungern voneinander.
    „Kommst du noch auf einen
Sprung mit rein?“ fragte Leonore. „Kann nicht“, entgegnete Katrin bedauernd,
„hab noch keine Hausaufgaben gemacht.“
    „Vielleicht... wenn du morgen
nachmittag zu mir kommen würdest? Nur so, meine ich, zum Spielen und Reden.
Bitte, komm doch! Ich würde mich so freuen.“
    „Abgemacht!“ Katrin streckte
Leonore die Hand hin.
    Leonore schlug ein. „Sagen wir
um vier. Dann sind wir beide fertig.“
    Sie sagten sich noch ein
paarmal Lebewohl, Tschau und auf Wiedersehen, bevor sie sich endgültig
trennten. Als Katrin allein durch die dämmrigen Straßen heimlief, spürte sie
die Kälte des hereinbrechenden Abends nicht mehr. Ihr war ganz warm ums Herz.
Sie war sicher, endlich eine wirkliche Freundin gefunden zu haben.
    Daß eine echte Freundschaft nur
möglich ist, wenn man aufrichtig gegeneinander ist, daran dachte sie nicht.
     
     
     

Die Katze aus dem Sack
     
    Am nächsten Morgen in der
Schule merkte Katrin noch deutlicher, daß etwas gegen sie im Gange war. Es
wurde hinter ihrem Rücken getuschelt — oder kam ihr das nur so vor? Jedenfalls
benahmen sich die Freundinnen ihr gegenüber anders als sonst, seltsam
gezwungen, auch Leonore.
    Katrin tat so, als wenn sie
nichts davon merkte. Sie hatte mit Sicherheit erwartet, ihr Aufsatzheft unter
der Bank vorzufinden. Aber es war nicht dort und tauchte auch den ganzen Morgen
nicht wieder auf.
    Zum Glück war erst am nächsten
Tag wieder Deutschunterricht, aber wenn das Heft bis dahin nicht da war, was
dann? Würde Frau Dr. Mohrmann glauben, wenn sie ihr erzählte, daß ihr das Heft
ohne eigenes Verschulden fortgekommen war? Würde sie nicht eher annehmen, daß
sie, Katrin, es selber verschludert hätte?
    Das merkwürdige Benehmen der
Freundinnen reizte Katrin so, daß sie sich entschloß, einen Schreckschuß
abzufeuern. In der Pause standen die Mädchen im Wäldchen beieinander — den
geliebten Holzstapel hatten sie diesmal nicht erobern können — , scharrten mit
den Füßen im welken Laub, warfen sich verstohlene Blicke zu, und eine rechte
Unterhaltung kam nicht zustande.
    „Na dann“, sagte Katrin, „bis
nachher...“
    Niemand fragte sie wie sonst,
was sie denn wollte und was sie vorhatte.
    Deshalb erklärte sie ungefragt:
„Ich gehe zu Frau Dr. Mohrmann...“
    Immer noch sagte keine der
anderen etwas, aber sie machten betroffene Gesichter, und Olga bekam einen
brandroten Kopf.
    „Mein Aufsatzheft ist nämlich
verschwunden“, sagte Katrin, „Ich muß das anzeigen, damit ich keinen

Weitere Kostenlose Bücher