Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katrin mit der großen Klappe

Katrin mit der großen Klappe

Titel: Katrin mit der großen Klappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
Vom Netzwerk:
es.“
    „Herzlichen Glückwunsch“, sagte
Leonore, stieß sich ab und ließ sich vorwärts gleiten.
    Silvy holte sie ein. „Du kannst
mir glauben, sie hatte allen Grund, ihr Heft zu verstecken. Ich bin einer ganz,
ganz wichtigen Sache auf die Spur gekommen. Ich kann dir das hier nicht
auseinandersetzen. Wir müssen darüber beraten.“
    „Ohne mich“, erklärte Leonore
spontan.
    „Von mir aus“, sagte Silvy.
„Dann wirst du aber auch nichts erfahren.“
    „Um so besser! Ich will auch
gar nichts wissen! Ich bin nämlich keine Schnüfflerin wie du!“
    Die anderen hatten sie schon
wieder eingeholt, rissen sie voneinander los und beendeten damit das Gespräch.
    Die Schatten wurden länger und
länger, nur noch ein Streifen des Eislaufplatzes lag im Sonnenlicht, und auch
dieser letzte Streifen wurde immer schmaler. Es begann empfindlich kalt zu
werden.
    Die Mädchen zogen sich die
Mützen tiefer in die Stirn, wickelten sich die Schals um Kinn und Hals und
bekamen trotzdem rote Nasen.
    Es wurde so ungemütlich, daß
Katrin plötzlich die Hausarbeiten, die sie noch nicht gemacht hatte, wieder
einfielen. „Huh, jetzt langt es mir aber!“ rief sie und rieb sich die klammen
Hände. „Ich schnall ab und mach, daß ich nach Hause komme!“
    Sie hatte erwartet, daß die
Freundinnen ihrem Beispiel folgen würden, aber die benahmen sich heute ganz
sonderbar.
    „Na, dann bis morgen!“ sagte
Silvy und versuchte, die anderen mit sich zu ziehen.
    „Bleibt ihr noch?“ fragte
Katrin erstaunt.
    „Auch nicht mehr lange“,
piepste Ruth, aber sie wagte Katrin dabei nicht anzusehen.
    Leonore hätte sich am liebsten
sofort Katrin angeschlossen, aber sie hielt sich zurück, weil sie beobachten wollte,
wie weit die anderen es treiben würden.
    Katrin war unentschlossen,
wußte nicht, ob sie wirklich alleine losziehen oder auf die anderen warten
sollte.
    Silvy sah sich veranlaßt, mit
einem schwereren Geschütz aufzufahren. „Meine Mutter hat heute Damengesellschaft“,
behauptete sie, „und da hat sie mir erlaubt, nach dem Eislaufen drei von meinen
Freundinnen mitzubringen, damit wir die übriggebliebene Torte verputzen
können.“ Scheinheilig fügte sie hinzu: „Ich hatte ja keine Ahnung, daß du auch
hier aufkreuzen würdest, Katrin!“
    Das war mehr als deutlich.
Katrin begriff, daß sie abgeschoben werden sollte. Aber sie ließ sich nicht
anmerken, wie weh das tat.
    „Mach dir nichts draus“,
erklärte sie gelassen und bemühte sich, den Kloß, der ihr in die Kehle stieg,
hinunterzuschlucken. „Du bildest dir wohl nicht ein, daß du mir mit euren
Kuchenbröseln eine Gnade erweisen könntest?“ Sie wandte sich um, sauste auf die
Bank am Rande des Eislaufplatzes zu. „Tschau! Bis morgen dann!“ Jetzt endlich
tat Leonore den Mund auf: „Ich gehe auch.“
    „Aber nein!“ — „Warum denn?“ —
„Das ist doch nicht dein Ernst!“ — „Komm doch mit!“ riefen die anderen.
    Katrin bückte sich über ihre
Stiefel und nestelte an den Schnürbändern — jedes Wort der Freundinnen
versetzte ihr einen neuen Stich.
    „Nein!“ sagte Leonore, wütend
über sich selber, weil sie, ohne es zu wollen, die Kränkungen für Katrin noch
verschärft hatte. „Nein, habe ich gesagt, und dabei bleibt’s.“ Sie lief zu
Katrin hin, setzte sich neben sie auf die Bank. „Ich begleite dich, Katrin.“
    „Danke“, sagte Katrin heftig,
„ich finde schon allein nach Hause.“ Sie war sicher, daß Leonore nur aus
Mitleid zu ihr hielt, und genau das war es, was sie weniger als alles andere
ertragen konnte.
    „Daran zweifle ich gar nicht“,
sagte Leonore. „Wenn du willst, kannst du ja auch mich begleiten. Hauptsache,
wir bleiben zusammen. Ich muß dir etwas erzählen.“
    Katrin vergaß die Beleidigung,
die man ihr zugefügt hatte. „Was?“ fragte sie sofort.
    „Warte, bis wir hier weg sind.“
    „Hängt es mit den anderen
zusammen?“
    „Ja.“ Nach einer kleinen Pause
setzte sie hinzu: „Mit Silvy!“ Jetzt war Katrin noch neugieriger geworden. Sie
beeilte sich, aus ihren Schlittschuhstiefeln heraus- und in ihre Schuhe
hineinzukommen — das war ein komisches Gefühl, wieder auf festem Boden zu
stehen! Ganz ungewohnt! Sie machte versuchsweise ein paar Schritte.
    Inzwischen war Leonore auch
fertig geworden, und einträchtig nebeneinander verließen sie das Eisstadion,
gerade als die großen Scheinwerfer aufleuchteten.
    „Also was ist?“ wollte Katrin wissen.
    „Ich sag’s dir! Aber du mußt
mir versprechen, daß

Weitere Kostenlose Bücher