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Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Katrin Sandmann 01 - Schattenriss

Titel: Katrin Sandmann 01 - Schattenriss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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    „Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass wir die Engelfigur tatsächlich bei Herrn Kabritzky im Wagen gefunden haben. Genau wo Sie gesagt haben. Ihre Befürchtungen, er könnte etwas bemerkt haben, waren offensichtlich unbegründet. Allerdings hat er mit Tamaras Tod nichts zu tun.“
    „Wie bitte? Ich verstehe nicht. Wieso hatte er dann die Figur?“
    „Er hat sie gefunden und es offensichtlich versäumt, uns seine Entdeckung sofort mitzuteilen.“
    Katrin war verwirrt. „Ich verstehe immer noch nicht ganz. Wo war der Engel denn?“
    „ Kabritzky hat ihn auf einem Grab auf der Westseite des Friedhofs gefunden. Wir haben dort Spuren entdeckt, die belegen, dass Tamara und noch jemand an dieser Stelle über die Mauer gestiegen sind.“
    „Wieso kann er es nicht gewesen sein?“
    „Das Labor hat eindeutig festgestellt, dass er nicht der Mann ist, mit dem Tamara kurz vor ihrem Tod zusammen war. Außerdem sind an der Kleidung, die wir am Samstag aus dem Rhein gefischt haben, keine Spuren von Manfred Kabritzky . Die Sachen hätten ihm nicht einmal gepasst. Der Mörder muss deutlich kleiner sein. Abgesehen davon hat Kabritzky ein Alibi. Er war bis spät in die Nacht in der Zeitungsredaktion. Dafür gibt es mehrere Zeugen. Ich kenne den Mann seit Jahren. Er hält sich nicht immer exakt an die Vorgaben des Gesetzes, aber ich habe ihn nicht eine Sekunde lang für den Mörder gehalten.“
    Katrin schluckte. Sie wusste nicht, was sie antworten sollte. Halverstett fragte mit teilnahmsvoller Stimme:
    „Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Frau Sandmann?“
    „Ich glaube schon“, antwortete sie zögernd, „Ich dachte nur …“
    „Ja, ich weiß, es hätte alles so schön zusammengepasst. Aber so einfach sind die Dinge nicht immer. Ich kann mich doch darauf verlassen, dass sie zu ihrem Wort stehen und nichts mehr auf eigene Faust unternehmen?“
    Katrin murmelte eine zustimmende Antwort und legte auf. Sie ging zurück in die Küche und beendete mechanisch den Spül. Sie wusste nicht mehr, was sie glauben sollte. Ihre Menschenkenntnis war offensichtlich miserabel. Sie schämte sich. Sie hatte diesen Journalisten bei der Polizei angezeigt, obwohl er im Grunde nichts anderes getan hatte als sie selbst. Hätte sie den Fund der Figur sofort gemeldet? Hatte sie nicht auch Informationen zurückgehalten, weil sie am liebsten selbst den Mörder stellen wollte?
    Katrin setzte sich an den Küchentisch. Lustlos griff sie nach dem Niederkasseler Kurier und blätterte. Sie fand ihr Foto auf der fünften Seite. Es war die kitschige Aufnahme mit dem Rosenbusch, genau wie sie vermutet hatte. Flüchtig flog sie über den Artikel, aber ihre Gedanken schweiften immer wieder ab. Gelangweilt blätterte sie weiter. Sie betrachtete kurz die Bilder eines Schulfestes, eine Hüpfburg und ein paar geschminkte Kindergesichter und dann kamen ein paar Seiten mit lokalen Anzeigen. Sie überschlug einen Bericht über Fledermäuse in Düsseldorfer Grünanlagen, der mit einigen Tierzeichnungen angereichert war, und war bereits drei Seiten weiter, als ihr etwas einfiel. Sie blätterte zurück und heftete ihren Blick auf eine der Abbildungen. Es war die Skizze einer Fledermaus mit weit geöffneten Flügeln. Sie starrte auf die Zeichnung. Ein beklemmendes Gefühl überkam sie wie eine düstere, schemenhafte Erinnerung. Sie kramte in ihrem Gedächtnis. Sie wusste plötzlich, dass ihr etwas Wichtiges entgangen war, etwas, das jemand anders gesagt und etwas, das sie selbst gesehen hatte.
    Rupert sprang auf ihren Schoß, aber sie schubste ihn ungeduldig weg. Irgendwo hatte sie in den letzten Tagen eine Fledermaus gesehen. Sie ging im Kopf alles durch, jede Person, jedes Wort, dass andere geäußert hatten, jedes Bild. Mit einem Mal erinnerte sie sich. Und dann fiel ihr auch ein, wer in diesem Zusammenhang etwas Merkwürdiges gesagt hatte.
    Katrin stürmte zum Telefon. Diesmal würde sie sich richtig verhalten. Erst sicher gehen, dann die Polizei anrufen. Sie blätterte in ihrem Notizbuch und wählte die Nummer. Er war sofort am Apparat.
    Er legte behutsam den Hörer auf die Gabel und ging zum Fenster. Draußen herrschte ein fahles Zwielicht, als wäre die Sonne bereits untergegangen. Am Himmel türmten sich grauschwarze Regenwolken und der aufkommende Wind zerrte an den Blüten der Kastanie, die vor dem Haus gegenüber stand.
    Er hatte gewusst, dass es darauf hinauslaufen würde. Vom ersten Augenblick an, als er sie gesehen hatte, war ihm auf eine beängstigend

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