Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
Vom Netzwerk:
verschluckt. Bin ich echt so spät dran ?«
    Katrin lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Für deine Verhältnisse bist du eigentlich fast zu früh«, entgegnete sie frech.
    Manfred Kabritzky war nie pünktlich. Egal, ob er ins Theater, ins Kino oder in ein Konzert ging, er erschien grundsätzlich ein paar Minuten nachdem das Programm begonnen hatte. Es war fast, als wolle er damit seine Unabhängigkeit demonstrieren, als wolle er allen zeigen, dass er sich sein Leben nicht von Terminkalendern und Zeitansagen verplanen ließ.
    Katrin dagegen war es unangenehm, zu spät zu kommen. Sie empfand es als unhöflich und rücksichtslos und drückte sich jedes Mal beschämt hinter ihn, wenn sie gemeinsam in eine eben begonnene Theatervorstellung platzten.
    Sie fuhren die Elisabethstraße entlang und bogen in die Bilker Allee. Als sie bereits auf der Höhe der Martinskirche waren, schlug Manfred sich plötzlich mit der flachen Hand gegen die Stirn.
    »Scheiße, meine Tasche«, fluchte er. »Ich hab sie in der Redaktion liegengelassen. Wir müssen zurück .«
    Katrin warf einen flüchtigen Blick auf ihre Uhr. Es war bereits zehn vor acht. Es war immer dasselbe. Sie hätte wetten können, dass wieder so etwas passieren würde. Sie lenkte den Wagen an den Straßenrand.
    »Es ist bereits zehn vor. Du brauchst die Tasche doch jetzt gar nicht .«
    »Doch«, erwiderte er störrisch, »da ist alles drin, Geld, Papiere, Schlüssel .«
    Katrin wollte etwas sagen, aber er fügte rasch hinzu: »Ich habe einen Vorschlag. Wir holen die Tasche und lassen das mit dem Kino. Stattdessen gehen wir essen. Du suchst aus und ich bezahle. Ist das ein Angebot ?«
    Katrin lächelte ihn an. »Von mir aus gern. Der Film war sowieso deine Wahl. Ich bin nicht so scharf auf endlose Prügeleien und ein Feuerwerk von dummen Sprüchen .«
    Sie wendete den Wagen. »Ich hoffe, du hast genug Geld in der Tasche«, fügte sie drohend hinzu, »ich habe Hunger .«
    Zehn Minuten später hielten sie wieder vor dem Redaktionsgebäude. Der Morgenkurier war eine kleine lokale Zeitung. Das Blatt konzentrierte sich neben den neuesten Nachrichten aus aller Welt vor allem auf die Berichterstattung über Ereignisse in der Region. Manfred sprang aus dem Wagen und marschierte auf das Gebäude zu. Katrin folgte ihm.
    »Du brauchst nicht mitkommen, das geht ganz schnell«, rief Manfred über die Schulter, aber Katrin ließ sich nicht abschütteln.
    »Sicher ist sicher«, bemerkte sie, während Manfred die Glastür aufstieß. An der Empfangstheke saß ein älterer Mann, der kurz von der Zeitung aufblickte und grüßte: »Na Manni, mal wieder was vergessen ?«
    Manfred schnaubte nur und sprang zwei Stufen auf einmal nehmend die Treppe zum ersten Stock hinauf. Katrin folgte ihm grinsend. Er hasste es, wenn man ihn Manni nannte.
    Sie betraten einen Korridor, von dem eine Anzahl Türen abgingen. Alles schien leer und verlassen.
    »Arbeitet hier niemand mehr ?« , fragte Katrin erstaunt. »Ich dachte immer, die Arbeit an einer Zeitung läuft die ganze Nacht ?«
    »Das stimmt nicht. In der Nacht arbeiten nur noch die Druckerei und die Auslieferung. Abends um sieben ist bei uns Redaktionsschluss. Bei den großen Zeitungen machen sie schon mal ein bisschen länger, vielleicht bis acht oder halb neun. Danach ist nur noch der da, der gerade Bereitschaft hat .«
    »Bereitschaft. Klingt als wärt ihr die Polizei .«
    »Na, ja, stellt dir vor, um neun Uhr passiert noch irgendwas total Wichtiges, der amerikanische Präsident wird erschossen -«
    Katrin musterte Manfred mit ironischem Blick von der Seite.
    »- oder die berühmte und erfolgreiche Fotografin Katrin Sandmann wird auf offener Straße entführt«, fuhr er ungerührt fort. »Dann soll das natürlich auch am nächsten Morgen in der Zeitung stehen. Dafür bleibt dann einer hier und schiebt Wache. Heute ist übrigens der Boss dran .« Er deutete mit dem Daumen nach oben, um anzuzeigen, dass der Chefredakteur der Hierarchie entsprechend eine Etage über den anderen Mitarbeitern residierte. Sie bogen um eine Ecke. Aus einem der Büros drang Licht in den dämmrigen Flur. Manfred stockte und runzelte die Stirn. »Dass ich das noch erleben darf«, scherzte er. Dann drehte er sich zu Katrin um und erklärte: »Das ist Hansis Büro. Er ist Sportredakteur. Treibt sich nur auf Sportplätzen rum und seine Artikel schickt er meist per Mail. Um die Zeit habe ich ihn freiwillig in all den Jahren, die ich jetzt hier bin, noch nie in der Redaktion

Weitere Kostenlose Bücher