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Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel

Titel: Katrin Sandmann 02 - Kinderspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Klewe
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gesehen. Es geschehen doch immer noch Wunder .« Er stieß die Tür auf. »Na Hansi, was treibst du denn noch hier ?«
    Der Mann am Schreibtisch hatte kurz geschorenes, hellblondes Haar und trug ein verwaschenes , kariertes Hemd. Seine Jeans wirkte alt und zerschlissen. Er blickte Manfred verwirrt an. Offenbar war er so vertieft in seine Arbeit gewesen, dass er ihn und Katrin nicht hatte näher kommen hören. Er murmelte einen kurzen Gruß. Katrin bemerkte, wie er mit einer hastigen, verstohlenen Handbewegung eine Zeitung über die Papiere zog, die auf seinem Schreibtisch lagen.
    »Ich hatte noch was zu erledigen. Wir machen doch diese Serie über berühmte Sportler aus Düsseldorf. Ich hab da noch ein paar Infos im Internet gesucht. Und außerdem hab ich mir mein Abendbrot hierher bringen lassen. Er deutete auf eine Pizza, die unangetastet auf dem Schreibtisch lag. Die Tomatensoße wirkte eingetrocknet und der Käse hatte sich dunkel verfärbt.
    Manfred wandte sich ab. »Dann wollen wir dich nicht weiter stören«, meinte er und ging den Korridor entlang zu seinem eigenen Büro. Er knipste das Licht an und warf einen suchenden Blick durch den Raum. Seine Tasche lag in der Ecke auf dem Boden. Katrin folgte ihm zögernd. Manfred bemerkte ihren Gesichtsausdruck und fragte: »Stimmt was nicht ?«
    »Er lügt«, erwiderte sie schlicht.
    Manfred machte ein Geräusch, das Verständnislosigkeit ausdrückte. Er musterte sie amüsiert. Katrin ließ sich nicht beirren. »Hast du nicht bemerkt, wie er schnell die Zeitung runtergezogen hat, als wir ins Zimmer kamen? Außerdem war die Pizza eiskalt .«
    »Und? Dafür kann es Tausende von Erklärungen geben. Vielleicht hatte er den Playboy auf dem Schreibtisch liegen und als er dich sah, war’s ihm peinlich .« Katrin verzog das Gesicht. »Er hat doch behauptet, dass er gerade was im Internet recherchiert hat .«
    »Ja?«
    »Der Computer war gar nicht eingeschaltet .«
    »Und? Was geht uns das an? Hansi ist ein netter, lieber Kollege, und was immer er da treibt ist bestimmt ganz harmlos. Wenn du dir einbildest, dass du einem Geheimnis auf der Spur bist, dann irrst du dich. Hansi ist ein gesetzestreuer Mensch, und seine einzige Verfehlung besteht darin, dass er eher einen Fußball als eine Frau heiraten würde .« Er grinste Katrin an. »Sofern man das als Verfehlung bezeichnen kann. Vielleicht liegt ja darin seine unendliche Weisheit .«
    Katrin griff nach einem zerknüllten Blatt Papier, das auf dem Schreibtisch lag, und warf es Manfred schwungvoll gegen den Schädel.
    »Wenn du das für so weise hältst, warum machst du es ihm nicht nach ?« Sie fixierte ihn herausfordernd.
    Manfred drehte sich um, legte die Arme um ihre Hüften und musterte sie schmunzelnd. »Aber das tu ich doch. Du bist das nächste an einem Fußball, was ich kriegen konnte .«
    Er machte eine ruckartige Bewegung zur Seite und wich so gerade noch dem zweiten Gegenstand aus, der auf seinen Kopf zugeflogen kam. Diesmal war es eine Apfelkitsche. Dann schwang er sich hastig die Ledertasche über die Schulter und stürmte aus dem Raum. Katrin lief lachend hinterher.
    Als sie an Hansis Büro vorbeikamen, war dieser gerade dabei, einen Stapel Papiere in eine knallgelbe Plastiktüte zu stopfen. Die unangerührte Pizza steckte im Mülleimer. Bei welcher Tätigkeit auch immer sie den Mann unterbrochen hatten, er hatte offensichtlich nicht vor, sich hier und heute weiter damit zu beschäftigen.

     

6
    Peter Wickert stellte seinen Wagen im Parkhaus unter der Kunstsammlung ab. Zögernd schlenderte er die Neubrückstraße entlang und bog dann links in die Ratingerstraße . In dieser Ecke der Altstadt kannte er sich nicht gut aus. Eigentlich kannte er sich in der ganzen Altstadt nicht gut aus. Es war nicht seine Idee gewesen, sich hier zu treffen.
    »Was, du weißt nicht, wo das Bobby ist?! Seit wann wohnst du eigentlich in Düsseldorf ?«
    »Genau genommen wohne ich in Neuss«, hatte seine etwas lahme Entschuldigung gelautet. Wobei er verschwieg, dass er erst vor einigen Wochen dorthin gezogen war.
    Peter Wickert blickte sich suchend um. Auf der rechten Straßenseite tauchte jetzt eine Kirche auf, dahinter an der Ecke war eine kleine Kneipe. Kreuzherreneck. Spitzname Bobby. Das war sie. Die Scheiben waren aus Milchglas und sahen aus, als läge ein weißer Nebel darauf. Beim Näherkommen sah Peter Wickert, dass in den Nebel Wörter gemalt waren, Wodka, Gin, Magenbitter. Frankreich, Italien, Brasilien. Ein einziges

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