KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)
wahrhaben wollte. War ja auch logisch.
Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und verschwand.
Ich räumte das Geschirr beiseite und ging wieder zurück in den Garten. Wenn ich schon alleine warten musste, dann wenigstens da. War mir nämlich alles schon recht ans Herz gewachsen, da draußen. Bis auf den blöden Kater natürlich!
21
Nach einer weiteren Viertelstunde zwischen Vogelgezwitscher, ausgelassenem Kinderlachen und dem aufgeregten Jaulen einer notorisch-motorischen Heckenschere erschien die Dame des Hauses, frisch und strahlend, in einem schwarzen Hosenrock, der gekonnt die Balance zwischen ziemlich sportlich und ziemlich sexy hielt. Die große Sonnenbrille trug sie leger ins Haar geschoben. Maria Lappé würde auch dann noch perfekt frisiert aussehen, wenn direkt neben ihr eine Panzergranate explodierte. So viel stand fest.
»Ach nein, der Herr Katz! Haben Sie etwa auf mich gewartet? Na, das hat mir gerade noch gefehlt«, sagte sie und warf dabei lässig ihre lederne Sporttasche auf eine der Gartenliegen.
Na wunderbar, wenn das nicht eine warmherzige Begrüßung war!
»Ich wollte eigentlich eher Ihren Mann sprechen.«
»Hier? Um diese Zeit?«
»Im Sanatorium ist er jedenfalls nicht zu erreichen. Sagte man mir zumindest am Telefon.«
»Das kann schon sein. Er bereitet gerade einen Kongressbesuch vor. Da hat er sich wahrscheinlich irgendwo vergraben, um in Ruhe zu arbeiten. Na wie auch immer. Jetzt, wo Sie schon mal da sind: Möchten Sie auch etwas trinken?«
»Gern.«
»Und was kann ich Ihnen anbieten?«
»Ich nehme das Gleiche wie Sie.«
Maria Lappé drehte sich auf dem Absatz um und verschwand im Haus. Dabei wackelte sie nicht weniger provozierend mit dem Hintern als ihr eingebildeter Kater. Nur dass es bei ihr erheblich reizvoller aussah.
Nach kaum einer halben Minute kam sie mit zwei Gläsern Whiskey zurück.
»Eine schöne Beule haben Sie da«, sagte sie. »Nicht rechtzeitig gebückt?«
»Ich würde eher sagen: nicht tief genug.«
»Ja, ja, das kommt halt vor, wenn man unvorsichtig ist.«
Sie schlug die Beine übereinander, ohne Rücksicht darauf, dass ihr Hosenrock dabei höher und höher rutschte. Überhaupt: Wenn ihr Hosenrock kein Hosenrock gewesen wäre, dann wäre er jetzt überhaupt kein Rock mehr gewesen, sondern allenfalls noch so etwas wie ein knapper Lendenschurz.
»In welcher Eigenschaft möchten Sie meinen Mann denn sprechen? Als Detektiv oder als Journalist?«
Meine Herren, sie war anscheinend ein Freund abrupter Themenwechsel! Und ich würde gehörig aufpassen müssen, dass es mich bei der Verfolgung ihrer schlingernden Gedanken nicht aus der Kurve trug.
»Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz ...«, stammelte ich.
»Sie verstehen mich sehr genau, Herr Katz! Ich habe erfahren, dass Sie hinter mir hergeschnüffelt haben, in Rosenheim und Umgebung. Mit welchem Recht und in wessen Auftrag? Ich bin schon sehr gespannt auf ihre Erklärungen!«
Diese Informationen konnte sie nur von Toni Mooseder haben! War jedenfalls anzunehmen. Also blitzschnell überlegen: Was hatte ich mit Mooseder alles besprochen, bevor er es vorzog, mit einem Holzknüppel zu argumentieren? Das heißt: Was wusste Maria Lappé also bereits, und was konnte ich folglich jetzt an Erklärungen herausrücken, ohne mich zu verplappern? Denn irgendetwas Plausibles musste ich im nächsten Augenblick von mir geben, keine Frage! Das Dumme dabei war nur: Wenn mich mein Gedächtnis in der Hektik des Augenblicks nicht völlig im Stich ließ, dann hatte ich so gut wie alles angesprochen – Maria Lappés Kindheit, die behinderte Tochter, den Unfall des Vaters. Schöner Mist!
»Also, ich habe nicht hinter Ihnen hergeschnüffelt, um das Mal vorwegzunehmen. Tatsache ist vielmehr, dass Ihr Mann kürzlich einen Brief bekommen hat, anonym und mit ziemlich hässlichen Andeutungen. Deshalb hat er mich gebeten, oder beauftragt, wenn Sie so wollen, dem nach zu gehen. Herauszufinden, woher dieser Brief kommt, wer ihn geschrieben hat und was dahinter steckt.«
»Und warum habe ich bis jetzt davon nichts erfahren?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich denke, dass Ihr Mann Sie nicht unnötig beunruhigen wollte.«
»Ha, das ist ihm dann ja auch glänzend gelungen!«
Ich nippte an meinem Whiskey und hoffte, gleich würden Trompeten ertönen und die rettende Kavallerie herbeigaloppieren. Oder doch wenigstens Jüjü!
»Also: Was ist das für ein hässlicher Brief? Und was für Andeutungen? Das möchte ich doch jetzt gerne
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