Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition)

Titel: KATZ oder Lügen haben schlanke Beine (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Zipfel
Vom Netzwerk:
wissen. Oder, um genau zu sein: Das will ich jetzt wissen!«
    »Dafür habe ich natürlich vollstes Verständnis, Frau Lappé. Aber Sie müssen auch verstehen, dass es für mich so etwas wie eine Schweigepflicht gibt gegenüber meinen Klienten ...«
    Maria Lappé fixierte mich mit provozierendem Spott, und ich hätte schwören können, dass ihre Augen merklich dunkler wurden – zwei kleine, kalte Bullaugen, durch die man sehen konnte, wie sich ihre Gedanken verfinsterten. Auf jeden Fall war sie nicht mehr wieder zu erkennen, seit ich sie das erste Mal gesehen hatte: Neulich noch so unsicher und nervös und jetzt kampflustig wie ein beleidigter Bullterrier!
    »Ach komm, hören Sie auf!« zischte sie. »Es gibt genau zwei Möglichkeiten, aus denen Sie jetzt wählen können: Entweder Sie erzählen mir, was Sie über mich herausgefunden haben, beziehungsweise was Sie glauben, über mich herausgefunden zu haben. Oder ich werde meinem Mann die Hölle heißmachen. Und der wird sie Ihnen dann noch heißer machen, könnte ich mir denken.«
    Heiliger Super-GAU – genau das war es, was ich jetzt brauchen konnte! Ich verdrehte innerlich die Augen und hoffte, es war innerlich genug, um nicht aufzufallen.
    »Also gut: Der Brief bezieht sich anscheinend auf Ihre Kindheit und Jugendzeit in Prutting, beziehungsweise Rosenheim. Mit sehr boshaften Andeutungen, wie gesagt. Deshalb hat mich Ihr Mann beauftragt, zu ermitteln. Um der Sache ein Ende zu machen und Sie nicht damit zu belästigen.«
    »Sind Sie sich da wirklich so sicher?«
    »Bitte?«
    »Ach nichts, vergessen Sie’s! Erzählen Sie mir lieber von den Ergebnissen Ihrer Schnüf..., Verzeihung: Ihrer Ermittlungen. Was hat der Herr Detektiv denn nun alles herausgefunden in Rosenheim und Umgebung?«
    Maria Lappé leerte den Rest ihres Glases in einem Zug. So langsam ging mir ihr Verhör jetzt doch ziemlich auf den Geist. Also gut, dann würde ich jetzt eben die Hosen herunterlassen. Im übertragenen Sinne, natürlich, aber mit ein bisschen Show, wo wir doch hier so nett zusammensaßen und plauderten! Ich holte – etwas umständlicher, als es nötig gewesen wäre – meinen praktischen, kleinen Notizblock mit dem Gummiband-Verschluss aus der Sakkotasche, öffnete ihn bedächtig und blätterte zwischen den eng beschriebenen Seiten hin und her. Natürlich nicht, ohne dabei die Stirn in bedeutungsschwangere Falten zu legen. Dass die Seiten nicht mit den Ergebnissen meiner Recherchen gefüllt waren, sondern im Wesentlichen mit Einkaufslisten, die sich von Nicht-Einkauf zu Nicht-Einkauf ins Unendliche verlängerten, mit aufgeschnappten Witzen, die ich für gelungen hielt, und mit den verschiedensten Beobachtungen hier und da und dort und überhaupt, das tat dabei jetzt nichts zur Sache und blieb folglich mein detektivisches Geheimnis.
    »Aaaalsoooo ...«, antwortete ich endlich, als die Spannung meines Gegenübers – oder die Ungeduld, was aber aufs Gleiche hinauslief – sich dem Siedepunkt näherte, »... meine Ermittlungen haben, zusammengefasst und auf den Punkt gebracht, bisher Folgendes ergeben: dass Sie eine, nun, sagen wir mal: alles andere als glückliche Kindheit hatten, dass Ihre Mutter, Agnes Bunzenbichler, in Prutting eine behinderte Frau pflegt. Oder ich sollte vielleicht besser sagen: ihre behinderte Enkelin. Dass Ihr Vater, Josef Bunzenbichler, bei einem Unfall ums Leben kam, dessen genauen Umstände nie richtig geklärt wurden. Und dass Sie immer noch mehr oder weniger intensive Kontakte zu einem Jugendfreund namens Toni Mooseder zu unterhalten scheinen.«
    Meine Wichtigtuerei zeigte anscheinend Wirkung. Ganz zu schweigen vom Inhalt meiner kurzen, aber ergreifenden Rede. Zumindest interpretierte ich so das leichte Zucken ihrer sinnlich-runden, dunkelroten Lippen.
    »Ich nehme an, das wollen Sie jetzt alles brühwarm meinem Mann berichten, richtig?«
    »Nicht unbedingt.«
    Sie stellte überrascht ihr leeres Whiskeyglas auf den Tisch.
    »Sondern?«
    Jetzt fixierte ich sie. Konnte ich nämlich auch ganz gut, wenn’s drauf ankam. »Machen Sie einen Vorschlag.«
    Sie zeigte ihre blitzend weißen Zähne. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie mit diesen Zähnen ihre Gegner bei lebendigem Leib bis auf die Knochen abzunagen pflegte. Und eines war sicher: Sie starben dabei einen langen, bittersüßen Tod.
    »Sie gefallen mir Herr Katz, wissen Sie das? Als Typ meine ich, als Mann weniger.«
    Keine Frage, sie verstand es wirklich, Komplimente zu machen! Komplimente, so

Weitere Kostenlose Bücher